2 Kommunikative Praxis in der Schule und praktische Rhetorik

2.11 Praktische Rhetorik in der Schule










In Teil 1 unseres Programms haben wir in aller Kürze einige historische und theoretische Aspekte der Rhetorik dargestellt. Die Rhetorik ist zwar seit der Antike eine theoretisch anspruchsvolle Disziplin mit einem komplexen analytischen System - von Beginn an war sie aber an praktischen Zwecken ausgerichtet - dies nicht zuletzt im Bereich der Bildung und Erziehung.
Im Folgenden werden wir darstellen, warum die Rhetorik nicht nur von historischem Interesse, sondern gerade für die Gegenwart von großer Bedeutung ist. Es geht also keineswegs nur darum zu lernen, wie man Reden verfasst und vorträgt, obwohl dies bis in die Gegenwart ein wichtiger Teil der Rhetorik ist. Es gibt heute eine Vielzahl von Büchern und Trainingsprogrammen, Kursen und Darstellungen zur praktischen Rhetorik, geschrieben für Manager und Rechtsanwälte, Lehrer und Studenten, Frauen und Männer. Von Beginn an war die Rhetorik vor allem eine Erfahrungswissenschaft, denn sie entstand aus der Notwendigkeit, mit anderen Menschen vernünftig und wirksam zu kommunizieren, Ziele zu formulieren und Konflikte zu schlichten.

Wo geredet wird, da wird nicht geschossen,
sagt man, und daran ist etwas Wahres:

Wenn es gelingt, dem anderen seine Ziele und Absichten verständlich zu machen, muss man nicht zur rohen Gewalt seine Zuflucht nehmen.

 

In der Rhetorischen Praxis, also einer Rhetorik als praktische Sozialtechnologie, oft auch verkürzt als Redekunst und Rhetorik bezeichnet, geht es vor allem darum, den Gesprächspartner zu überzeugen (oder auch zu überreden), also persuasiv zu wirken. Jeder weiß, wie oft in verschiedenen Lebenssituationen es notwendig ist, unsere Interessen zu vertreten, anderen unsere Positionen klar zu machen und diese möglichst auch durchzusetzen - am Arbeitsplatz, in der Schule oder an der Universität, aber auch in der Familie oder in Paarbeziehungen. Dafür müssen wir argumentieren und überzeugen, also entsprechende verbale Fertigkeiten entwickeln.


Im folgenden erhalten Sie eine Übersicht der Teile dieser Einheit. Sie können auf die Pfeile klicken, um direkt zu dem Kapitel zu springen oder die Teile nacheinander lesen.

  1. Praktische Rhetorik: Rhetorik als praktische Sozialtechnologie
  2. Die rhetorische Frage als Beispiel für ein rhetorisches Mittel
  3. Die Rede: Redestrategien, Redeangst, Analyse einer Clinton Rede
  4. Argumentation
  5. Rhetorische Praxis in der Schule
 


1. Praktische Rhetorik: Rhetorik als praktische Sozialtechnologie

Die Praktische (angewandte) Rhetorik widmet sich der Ausbildung, Übung und Vervollkommnung wirkungsorientierten Sprechens und Verhaltens (Körpersprache, Gesprächshaltung) und benutzt dazu das historisch entstandene System der Regeln, Anleitungen und Gewohnheiten, die anwendungs-bezogen von der Allgemeinen Rhetorik entwickelt und formuliert worden sind.
Sie bedient sich dabei auch der Einsichten und Ergebnisse der Sprecherziehung und Sprechwissenschaft, die traditionell einen Teil der Rhetorik und der rhetorischen Erziehung darstellen und die mündliche Realisierung der Rede durch Sprechen sowie ihre mimische und gestische Darstellung zum Gegenstand haben.

Praktische Rhetorik in der modernen Wissensgesellschaft ist geeignet:
 
  • zur Steigerung der Kommunikationsfähigkeit,
  • zur Lösung von Führungsproblemen und Konflikten,
  • zur Erweiterung der Fähigkeiten zum freien Sprechen,
  • zur Anfertigung wirkungsbezogener Texte,
  • zum Durchschauen von Argumentations- und Manipulationstechniken in Politik, Massenmedien, Werbung,
  • zur Dekodierung insbesondere verhüllter Botschaften; sie stellt die folgenden Fragen:

        1. Welches ist der Zweck der Rede?
        2. Welches sind die Mittel, mit denen der Redner diesen Zweck zu erreichen versucht?

 

Rhetorik wird hier also als ein zentraler Bereich innerhalb der Kommunikation verstanden, weshalb wir sie in unserem Programm eingehend behandeln.
Natürlich gibt es auch noch eine Vielzahl von anderen Feldern, in denen die Redekunst wichtig war und ist, etwa für die Produktion und Analyse von ästhetischen oder wissenschaftlichen Texten, im kirchlichen Bereich für den Aufbau und die Formulierung von Predigten, für die Schulung im schriftlichen Ausdruck etc.

2. Die rhetorische Frage als Beispiel für ein rhetorisches Mittel

Sicher kennen Sie den Begriff RHETORISCHE FRAGE und sie wissen, dass es sich dabei um eine Frage handelt, die keine Antwort erwartet. Sie wird als rhetorisches Mittel im Sinne der indirekten Lenkung eines Gesprächs eingesetzt.

Beispiele dafür sind z.B. :
Freundin zu Freund: Gibst du mir noch eine Chance?
Quizmaster zu Kandidaten: Meinen sie wirklich, dass ihre Antwort richtig ist?
Vertreter an der Türe: Haben sie nicht doch etwas Zeit für mich?
Stammtischgespräch: Trinkst du etwa noch ein Bier, obwohl du heute noch Auto fährst?
Großvater zum Enkel: Du hast doch bestimmt noch Hunger?
Mutter zur Tochter: Du willst doch so nicht nach draußen gehen?

 

Aber warum stellt man dann solche Fragen, etwa in Politikerreden, aber auch in der alltäglichen Kommunikation? Der Grund liegt - wie häufig bei rhetorischen Prozessen - in der Kenntnis und Anwendung psychologischen Wissens.

Schon längst bevor es eine psychologische Wissenschaft im modernen Sinne gab, wusste man aus Erfahrung, dass man durch rhetorische Fragen das Interesse der Zuhörer/innen wecken kann. Und darum geht es zunächst in der Rhetorik (ebenso wie in der Werbung, die ja auch immer wieder mit rhetorischen Fragen arbeitet). Ich will die Zuhörenden mit der rhetorischen Frage gespannt machen auf das, was folgt, deren Aufmerksamkeit herausfordern, sie zum Mitdenken und Mitfühlen bewegen.

RHETORISCHE FRAGEN

  • erhöhen die Flexibilität im Denken der Hörer/innen,
  • lenken die Aufmerksamkeit auf bestimmte, von ihnen gewählten Aspekte,
  • öffnen den Geist ihrer Hörer/innen,
  • führen über Erstaunen zu neuen Einsichten,
  • bringen ihre Hörer/innen dazu, neue Gedankengänge mit ihnen zu gehen, sie quasi selbst zu entdecken.

3. Die Rede

So reden Sie erfolgreich: Das 8-Stufenmodell:
(nach Dale Carnegie)

Im folgenden Modell sind die acht wichtigen Stufen genannt, die für eine erfolgreiche Rede grundlegend sind:

  1. Welche Ziele und Strategien verfolgen Sie mit ihrer Rede? Wer sind Ihre Zuhörer?
  2. Mentale Vorbereitung: Machen Sie sich die eigene (Erfolgs-) Vision bewusst.
  3. Körperliche Vorbereitung: Bereiten Sie sich mit Stimme, Mimik, Gestik und dem richtigen Stehen auf den Auftritt vor.
  4. Bauen Sie die Brücke von sich zu Ihren Zuhörern oder lassen Sie diese bauen.
  5. Mit einem schwungvollen Anfang ziehen Sie die Teilnehmer/innen in Ihren Bann.
  6. Die Rede muss abwechslungsreich und lebendig bleiben - so kommen Ihre wichtigen Botschaften beim Zuhörer an.
  7. Schaffen Sie einen bleibenden Eindruck, den Ihr Publikum mit nach draußen nehmen kann.
  8. Machen Sie den Frager zum Gewinner - geben Sie mit den Antworten weitere wichtige Botschaften mit.


Als Beispiel für die Analyse einer öffentlichen Rede können Sie nun die des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton anklicken, die er anläßlich seines Seitensprunges im Fernsehen hielt. Es zeigt sich, wie gezielt Reden und Auftritte vor der Öffentlichkeit vorbereitet werden.


Ebenen der Rede

1. Wer redet, muss die Beziehungsebene stets berücksichtigen

Eine Rede ist immer auch eine Kommunikationssituation. Wir wissen, dass jede Kommunikation auf zwei Ebenen verläuft, auf der (sachlichen und überwiegend verbalen) Inhaltsebene und auf der (emotionalen) Beziehungsebene. Wir kommunizieren immer auf beiden Ebenen gleichzeitig, eine Grundregel ist jedoch: Im Zweifelsfalle ist die
Beziehungsebene die entscheidende Ebene.
Beim Vortragen einer Rede oder auch eines Referats, aber auch bei zielgerichteten Konversationen (Gesprächsrhetorik), sollte man diese Erkenntnis im Blick behalten. Es geht also nicht alleine um die Kraft der besseren (sachlichen) Argumente, sondern noch stärker darum, sich und seine Absicht in einer Weise zu präsentieren, die auf eine positive Aufmerksamkeit der Zuhörer rechnen kann.

2. Stimmen sie ihre Zuhörer positiv auf die Rede ein!

Schaffen sie eine Atmosphäre, die ihre sachlichen Argumente fruchtbar werden lässt und beugen sie so einer emotionalen Blockade vor!

3. Innere Einstellung

Die innere Einstellung, die wir unserem Publikum (Gesprächspartner/innen, Kolleg/innen oder Schüler/innen) gegenüber haben, teilt sich immer auch ohne Worte mit: durch Tonfall, Betonung, Pausen und Körpersprache.

Es gilt also, sich selbst kritisch zu überprüfen (Selbst-Inventur):

  • Wie stelle ich mich dar?
  • Welche körpersprachlichen Signale sende ich aus?
  • Wie ist meine Stimmführung?
  • Welche sprachlichen Unzulänglichkeiten (Intonation, Dialekt etc.) habe ich?

Am besten ist es, wenn man sich von Zeit zu Zeit auch von anderen (etwa Freund/innen) beurteilen lässt oder sich selber "verfremdet", etwa durch Ton- oder Videoaufnahmen.

Vorläufig können wir auch schon zwei Grundregeln für den Vortrag der Rede aufstellen:

  1. Nie sofort zu sprechen beginnen!
  2. Betrachten sie zuerst ihr Publikum, stellen sie Kontakt her und versuchen sie, die Zuhörer in ihrer Zusammensetzung einzuschätzen. Nehmen sie zuerst Kontakt auf!

Ich habe Angst...

Jeder Mensch kennt die Angst, sich vor anderen zu präsentieren, besonders in bestimmten Situationen: bei Prüfungen, Vorstellungsgesprächen, beim ersten Rendezvous, vor Gericht, bei der Geburtstagsfeier, bei der man eine Rede halten soll.

Wir können unterscheiden in eine

Sozialangst Der Umgang mit anderen löst Angstgefühle aus, auch in sogenannten ‚normalen' Situationen. Eine solche Angst kann, wenn sie stark wird, zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen und muss dann vielleicht mit therapeu-tischen Mitteln angegangen werden. Ist die Sozialangst nicht derart stark, können auch spezielle Kommunikationsübungen (Kommunika-tionstraining) helfen, sie abzubauen.
Redeangst

Speziell die Redesituation wirkt angstauslösend! Fast jeder kennt eine solche Angst: der Schau-spieler, die Lehrerin, der Prüfungskandidat, die Chefin ebenso wie der ‚Gelegenheitsredner'.

 

Angst wirkt hemmend! Sie bringt uns dazu, zu stottern, rot zu werden, im extremen Fall erleben wir eine totale Blockade: Nichts geht mehr, wir vergessen den auswendig gelernten Text, verhaspeln uns ständig, sind unkonzentriert, können auf die anderen nicht mehr eingehen.

Einige Tipps gegen Redeangst

Eine Anmerkung: ‚Reden' heißt in unserem Zusammenhang keineswegs nur: eine förmliche Rede halten. Dies dürfte schon klar geworden sein.

Positive Erfahrungen beim Sprechen und Reden machen!
Man sollte sich, auch wenn es zunächst Angst macht, so oft wie möglich in Redesituationen begeben, ein mündliches Referat vortragen, sich aktiv an Diskussionen beteiligen etc.
Rhetorik- und Redetrainings werden von Unis, Erwachsenenbildungsinstitutionen und privaten Firmen angeboten. Entsprechendes Lehrmaterial in Buch- oder Kassettenform steht auch zur Verfügung. Auch so können Redeängste abgebaut werden (wenn die Trainingskonzepte gut sind).

Unbekannte Situationen kennenlernen!
Unbekanntes macht uns Angst, das ist eine allgemein menschliche Erfahrung. Den einen packt diese Angst mehr, den anderen weniger. Auf jeden Fall ist es normal, in solchen Situationen, in neuen Umgebungen, mit neuen Menschen unsicher zu werden. Für Redesituation heißt das zweierlei: Zunächst einmal in relativ vertrauten Umgebungen ansetzen, da fällt es uns leichter. Und - wenn es geht - sich mit neuen Orten und Personen erst einmal vertraut machen, wenn man etwas zu sagen hat.

Übermäßige Redeangst kann zur Blockade führen: Was also tun?
Wir können diese Empfindung in zwei Komponenten zerlegen:

1. die Erregung: Diese ist zunächst einmal normal. In Untersuchungen hat sich ergeben, dass Redeängstliche beim Redebeginn am erregtesten sind, während nicht so Redeängstliche den höchsten Gipfel der Erregung schon in der Minute vor Redebeginn haben. Es könnte also hilfreich sein, die Aufregung eine Minute vor Redebeginn zuzulassen oder gar zur fördern.

2. die Angst vor Mißerfolg: Meistens ist diese Angst nicht berechtigt, sofern man gut vorbereitet ist (z. B. bei einer förmlichen Rede) und die Situation richtig einschätzt. Dann kann man im Allgemeinen auf das Wohlwollen der Zuhörer/innen rechnen, die auch kleinere Unvollkommenheiten (etwa Versprecher) nicht übel nehmen oder sogar sympathisch finden.

Ist Redeangst nur schlecht?

Über die negativen Wirkungen haben wir schon etwas gesagt, andererseits aber kann eine gewisse Angst (falls sie nicht zu übermächtig wird) durchaus auch positiv wirken:
Schauspieler/innen wissen dies, ebenso Sportler/innen (im körperlichen Bereich) und manche Prüfungskandidat/innen.

Einer der Urväter der Redekunst, der römische Politiker, Schriftsteller und Philosoph Cicero bemerkte dazu in seiner berühmten Schrift "De Oratore" ("Über den Redner"):"
In meinen Augen wirken auch die, die am besten reden und es am leichtesten und wirkungsvollsten können, trotzdem, wenn sie nicht scheu das Wort ergreifen und am Beginn der Rede Zeichen von Verwirrung zeigen, beinahe unverschämt; doch das kann eigentlich gar nicht passieren. Je besser nämlich einer spricht, um so mehr fürchtet er die Schwierigkeit des Sprechens, die mannigfachen Wirkungen der Rede und die Erwartung des Publikums."

(De Oratore, 1. Buch)

 

4. Argumentation

 

Argument
(lat. argumentum >Darstellung, Beweis<)

"Bez. für eine Aussage, die im Hinblick auf eine Behauptung begründende Funktion beansprucht bzw. deren Begründungswert hinsichtlich der Behauptung anerkannt wird. Die Argumente besitzen eine allgemeine Struktur: Ein Argument setzt sich zusammen aus der problematischen Äußerung, für die ein bestimmter Geltungsanspruch erhoben wird, und aus dem grundlegenden Prinzip oder Regel, mit der dieser Anspruch etabliert werden soll. In einer Argumentation stellt ein A. oder eine Reihe von A. Schritte zur Begründung einer Aussage dar. ... Eine schlüssige Argumentation, in der in einer Reihe von A. Schritten jedem einzelnen zugestimmt wurde, gilt als Begründung bzw. als Beweis einer Aussage.
Das Kriterium der Schlüssigkeit besteht darin, dass niemand, der den Ausgangssätzen einer Argumentation zugestimmt hat, einem A. widersprechen kann, ohne nicht einem von ihm bereits akzeptierten früheren Argumenten zu widersprechen." ( Metzler Lexikon Sprache )

 

 

Eine Argumentation kann "fair" (partnerorientiert) oder "unfair" (nichtpartnerschaftlich) geführt werden:

Partnerorientierte Grundprinzipien

Beim schriftlichen oder mündlichen Argumentieren will man:

  • "Strittiges" klären,
  • Konflikte bewältigen und/oder
  • Standpunkte austauschen und gegeneinander abwägen.


Häufig sollen dadurch auch Entscheidungen getroffen werden. Wer beim Argumentieren überzeugen will, muss den anderen als Gesprächspartner mit eigenen Vorstellungen, Auffassungen und Meinungen akzeptieren. Einverständnis und Kompromiss sind das Idealziel des Argumentierens.
Allerdings endet Argumentieren auch häufig damit, dass man Standpunkte gegeneinander abgrenzt. Nicht selten will man beim Argumentieren auch nur eigene Vorstellungen oder die Interessen einer bestimmten Gruppe durchsetzen. Überzeugen, partnerschaftliche Anerkennung und Kompromissfähigkeit bleiben dann leicht auf der Strecke. Wenn man den Standpunkt des Gegenübers in einer Argumentation erschüttern will, kann man
entweder die Richtigkeit seiner Argumente bestreiten oder die Genauigkeit seiner Argumente bezweifeln.

Dazu kommen noch weitere Techniken, die aber eher stark leitend, Dominanz ausübend sind. Sie werden als nichtpartnerschaftliche Argumentationstechniken bezeichnet:

Techniken des nichtpartnerschaftlichen Argumentierens:

Es gibt eine Vielzahl von Argumentationstechniken, die man als nichtpartnerschaftlich, also auch als "unfair", ansehen kann. Eine gewisse Legitimation können solche Techniken aus der kommunikativen (z.B. Verhör-)oder Interessen-Situation oder als helfende Strategien erhalten. Dennoch trägt man hier eine große Verantwortung.:

Man kann seinen Gesprächs"partner" z.B. :
 
  • durch Rückfragen zur (dauernden) Präzisierung zwingen.
  • durch Vorwegnahme eines möglichen Einwandes in die Defensive bringen.
  • durch Betonung der Kehrseite (Ja-aber) von seiner eigenen Betrachtung abbringen.
  • durch Ausweichen vom eigentlichen Diskussionsgegenstand ablenken.
  • durch scheinbare Zustimmung in einzelnen Dingen "nur" im Gesamten Unrecht geben.

Man bezeichnet die beim nichtpartnerschaftlichen Argumentieren zum Zuge kommenden Techniken auch in der folgenden Art und Weise:

 
  • Bestreite-,
  • Personalisierungs-,
  • Vergleichs-,
  • Ausweich-,
  • "Ja-aber"-,
  • Verwirrungs-,
  • Abwertungs-,
  • Hinhalte-,
  • Übertreibungs-,
  • Scheinstützen-,
  • Emotionalisierungs-,
  • Entstellungs-,
  • Autoritäts-,
  • Personalisierungs-,
  • Fangfragen-
Technik.

 

Nichtpartnerschaftliches Argumentieren:
"Killerphrasen" in der Schule

Killerphrasen sind Aussagesätze, die einen Sachverhalt so darstellen, als wäre er eine allgemeingültige Wahrheit. Tatsächlich aber ist es nur eine Meinung, die veränderbar ist, wie z.B.:

  • Die Lehrer ändern sich doch sowieso nicht ...
  • In unserer Schule lässt sich da nichts machen ...
  • Wir machen doch andauernd Projekte ...
  • Dafür haben wir viel zu wenig Zeit ...
  • Das klappt nie ...
  • Da macht doch keiner mit ...
  • Es hat ja eh keiner Lust dazu ...
  • Das interessiert doch sowieso keinen...
  • Das war doch schon immer so ...
  • Bei mir geht das einfach nicht ...
  • Das kriegen wir nie hin ...
  • Versteh' ich sowieso nicht ...
  • Das hat keinen Sinn ...
  • Hat doch keiner Bock 'drauf ...
  • Als Pädagoge muss ich dazu sagen ...

5. Rhetorische Praxis in der Schule

Ein eigenständiges Unterrichtsfach ‚Rhetorik' besteht in Deutschland (im Gegensatz zu den angelsächsischen Ländern) nicht. In fast allen Fächern (also nicht nur im Deutschunterricht) wie auch in der späteren Berufspraxis oder bei der Rezeption von Medien sind jedoch die rhetorischen Fähigkeiten von großer Bedeutung:

  • Reden vorbereiten, strukturieren und halten,
  • verschiedene Gesprächsformen zu beherrschen,
  • persuasive Zielsetzungen erkennen und damit umgehen zu können,
  • Argumentieren zu lernen,
  • verbale und nonverbale Verhaltensweisen und Strategien zu durchschauen und zu handhaben,
  • Konflikte produktiv zu meistern.

Es handelt sich also hier um eine Schlüsselgualifikation, die für die Ausbildung und Berufspraxis von Lehrer/innen sehr wichtig ist. Wie schon die "alte" Rhetorik' erkannte, beherrschen wir die rhetorischen Fähigkeiten nicht (oder nur selten) "von selbst". Auszugehen ist nicht vom "geborenen Redner" oder Moderator. In früheren Zeiten, etwa im Mittelalter, gab es an den Schulen einen systematischen rhetorischen Unterricht. Unser Programm soll die Möglichkeit bieten, sich mit Grundlagen und Einsatzmöglichkeiten der Rhetorik vertraut zu machen.

Auch in der Schule werden folgende Kenntnisse der Rhetorik benötigt: sich in mannigfachen Lebenssituationen und in verschiedensten kommunikativen Kontexten angemessen zu verhalten, andere Menschen zu beeindrucken oder zu beeinflussen, einen guten Eindruck hervorzurufen, sich durchzusetzen, sein Anliegen verständlich zu machen. Dabei berücksichtigt die Praktische Rhetorik nicht nur die verbale Seite, sondern ebenso die nicht-verbalen, etwa körpersprachlichen Aspekte der Kommunikation.

Es kommt also für die Wirkungskraft einer Rede nicht allein auf das Was, also den Inhalt an, sondern in mindestens ebenso starkem Maße auf das Wie, die Art der Präsentation.

Hier einige Ratschläge, wie Sie Ihren Vortrag/ ihr Referat optimieren können:

Den Blick auf Medien freihalten! Vergewissern Sie sich, dass alle Zuhörenden stets einen freien Blick auf die eingesetzten Medien haben - die Tafel, den Projektor/Beamer oder die Video/DVD-Geräte.
Standort wechseln Dies - in Maßen praktiziert - gibt Ihnen die Möglichkeit, Ihre Gedanken zu sammeln und zu formulieren. Als dramaturgisches Element eingesetzt, können Sie mit Standortwechseln Themenabschnitte beenden oder neu beginnen.
Blickkontakt Halten Sie Blickkontakt zur Ihrem Publikum. Es fühlt sich dadurch auch persönlich angesprochen. Suchen Sie Ihre Formulierungen nicht auf dem Boden oder an der Decke - dies wirkt zerstreut oder überheblich. Wenn Sie Blickkontakt mit dem Publikum haben und halten, können Sie sofort Reaktionen des Publikums erkennen und darauf eingehen (fragende Blicke, Zustimmung durch Kopfnicken).
Nicht auf einzelne Teilnehmer fixieren Es gibt in der Rhetorik die Weisheit: "Du hast immer einen Freund in der Gruppe", jemand, der durch Lächeln oder Zunicken seine Zustimmung signalisiert. Behalten Sie diesen Freund im Auge, aber fixieren Sie ihn nicht ständig.


Gegen das Lampenfieber helfen folgende Strategien:


Lampenfieber macht vielen Rednern zu schaffen. Es zu überwinden ist teilweise durch häufiges Üben möglich. Aber es gibt auch Möglichkeiten, schon vorher die Nervosität zumindest abzumildern:

Richtige Vorbereitung Mit dem Wissen, dass Sie sich fachlich, technisch und persönlich optimal vorbereitet haben, können Sie eine gewisse Sicherheit gewinnen, die das Lampenfieber reduziert.
Wissensreserven Beschränken Sie Ihre inhaltliche Vorbereitung nicht nur auf den aktuellen eigentlichen Inhalt, sondern versuchen Sie, Ihr Wissen zu vertiefen und möglichst viele Aspekte des Themas einzubeziehen. Die Wissensreserve schafft Selbst-sicherheit und Ruhe.
Adressatenanalyse Beschaffen Sie sich Kenntnisse über Ihren Zuhörer/innenkreis und dessen/deren Erwartungen, Probleme oder Interessen.
Fragen und Einwände Listen Sie die zu erwartenden Fragen und Einwände auf und notieren Sie Ihre Antworten und Entgegnungen.
Rede- oder Vortragsprobe In einer (oder mehreren) Redeproben machen Sie sich ein Bild über die Phasen Ihrer Rede und die Rededauer.

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Beispiel:
ein Autokauf

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Übung:
Schauen Sie sich folgende Zeichnungen an und versuchen Sie Bezüge zum Ausgeführten herzustellen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Beispiel:
Analyse einer Rede
von
Bill Clinton

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Welche körpersprachlichen
Signale senden diese beiden Personen aus ?

 




Übung:

Ein paar Fragen zu Ciceros Zitat




 

 

 

 

 

 

 

 

 

 




 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Literatur