In Teil 1 unseres Programms haben
wir in aller Kürze einige historische und theoretische Aspekte
der Rhetorik dargestellt. Die Rhetorik ist zwar seit der Antike
eine theoretisch anspruchsvolle Disziplin mit einem komplexen analytischen
System - von Beginn an war sie aber an praktischen Zwecken ausgerichtet
- dies nicht zuletzt im Bereich der Bildung und Erziehung.
Im Folgenden werden wir darstellen, warum die Rhetorik nicht nur
von historischem Interesse, sondern gerade für die Gegenwart
von großer Bedeutung ist. Es geht also keineswegs nur darum
zu lernen, wie man Reden verfasst und vorträgt, obwohl dies
bis in die Gegenwart ein wichtiger Teil der Rhetorik ist. Es gibt
heute eine Vielzahl von Büchern und Trainingsprogrammen, Kursen
und Darstellungen zur praktischen Rhetorik, geschrieben für
Manager und Rechtsanwälte, Lehrer und Studenten, Frauen und
Männer. Von Beginn an war die Rhetorik vor allem eine Erfahrungswissenschaft,
denn sie entstand aus der Notwendigkeit, mit anderen Menschen vernünftig
und wirksam zu kommunizieren, Ziele zu formulieren und Konflikte
zu schlichten.
Wo geredet wird, da wird
nicht geschossen,
sagt man, und daran ist etwas Wahres:
Wenn es gelingt, dem anderen seine Ziele
und Absichten verständlich zu machen, muss man nicht
zur rohen Gewalt seine Zuflucht nehmen.
|
In der Rhetorischen Praxis, also
einer Rhetorik als praktische Sozialtechnologie, oft auch verkürzt
als Redekunst und Rhetorik bezeichnet, geht es vor allem darum,
den Gesprächspartner zu überzeugen (oder auch zu überreden),
also persuasiv zu wirken. Jeder weiß, wie oft in verschiedenen
Lebenssituationen es notwendig ist, unsere Interessen zu vertreten,
anderen unsere Positionen klar zu machen und diese möglichst
auch durchzusetzen - am Arbeitsplatz, in der Schule oder an der
Universität, aber auch in der Familie oder in Paarbeziehungen.
Dafür müssen wir argumentieren und überzeugen,
also entsprechende verbale Fertigkeiten entwickeln.
Im folgenden erhalten Sie eine Übersicht der Teile dieser
Einheit. Sie können auf die Pfeile klicken, um direkt zu
dem Kapitel zu springen oder die Teile nacheinander lesen.
Praktische
Rhetorik: Rhetorik als praktische Sozialtechnologie
Die
rhetorische Frage als Beispiel für ein rhetorisches Mittel
Die
Rede: Redestrategien, Redeangst, Analyse einer Clinton Rede
Argumentation
Rhetorische
Praxis in der Schule
1. Praktische Rhetorik: Rhetorik als praktische Sozialtechnologie
Die Praktische (angewandte) Rhetorik widmet sich der Ausbildung,
Übung und Vervollkommnung wirkungsorientierten Sprechens
und Verhaltens (Körpersprache, Gesprächshaltung) und
benutzt dazu das historisch entstandene System der Regeln, Anleitungen
und Gewohnheiten, die anwendungs-bezogen von der Allgemeinen Rhetorik
entwickelt und formuliert worden sind.
Sie bedient sich dabei auch der Einsichten und Ergebnisse der
Sprecherziehung und Sprechwissenschaft, die traditionell einen
Teil der Rhetorik und der rhetorischen Erziehung darstellen und
die mündliche Realisierung der Rede durch Sprechen sowie
ihre mimische und gestische Darstellung zum Gegenstand haben.
Praktische
Rhetorik in der modernen Wissensgesellschaft ist geeignet: |
|
- zur Steigerung der Kommunikationsfähigkeit,
- zur Lösung von Führungsproblemen und Konflikten,
- zur Erweiterung der Fähigkeiten zum freien Sprechen,
- zur Anfertigung wirkungsbezogener Texte,
- zum Durchschauen von Argumentations- und Manipulationstechniken
in Politik, Massenmedien, Werbung,
- zur Dekodierung insbesondere verhüllter Botschaften;
sie stellt die folgenden Fragen:
|
- Welches ist der Zweck der Rede?
- Welches sind die Mittel, mit denen der Redner
diesen Zweck zu erreichen versucht?
|
Rhetorik wird hier also als ein zentraler Bereich innerhalb der
Kommunikation verstanden, weshalb wir sie in unserem Programm
eingehend behandeln.
Natürlich gibt es auch noch eine Vielzahl von anderen Feldern,
in denen die Redekunst wichtig war und ist, etwa für die
Produktion und Analyse von ästhetischen oder wissenschaftlichen
Texten, im kirchlichen Bereich für den Aufbau und die Formulierung
von Predigten, für die Schulung im schriftlichen Ausdruck
etc.

2. Die rhetorische Frage als Beispiel für
ein rhetorisches Mittel
Sicher kennen Sie den Begriff RHETORISCHE
FRAGE und sie wissen, dass es sich dabei um eine Frage
handelt, die keine Antwort erwartet. Sie wird als rhetorisches
Mittel im Sinne der indirekten Lenkung eines Gesprächs eingesetzt.
Beispiele
dafür sind z.B. : |
Freundin
zu Freund: |
Gibst
du mir noch eine Chance? |
Quizmaster
zu Kandidaten: |
Meinen
sie wirklich, dass ihre Antwort richtig ist? |
Vertreter
an der Türe: |
Haben
sie nicht doch etwas Zeit für mich? |
Stammtischgespräch:
|
Trinkst
du etwa noch ein Bier, obwohl du heute noch Auto fährst? |
Großvater
zum Enkel: |
Du
hast doch bestimmt noch Hunger? |
Mutter
zur Tochter: |
Du
willst doch so nicht nach draußen gehen? |
Aber warum stellt man dann solche Fragen, etwa in Politikerreden,
aber auch in der alltäglichen Kommunikation? Der Grund liegt
- wie häufig bei rhetorischen Prozessen - in der Kenntnis
und Anwendung psychologischen Wissens.
Schon längst bevor es eine psychologische Wissenschaft im
modernen Sinne gab, wusste man aus Erfahrung, dass man durch rhetorische
Fragen das Interesse der Zuhörer/innen wecken kann. Und darum
geht es zunächst in der Rhetorik (ebenso wie in der Werbung,
die ja auch immer wieder mit rhetorischen Fragen arbeitet). Ich
will die Zuhörenden mit der rhetorischen Frage gespannt machen
auf das, was folgt, deren Aufmerksamkeit herausfordern, sie zum
Mitdenken und Mitfühlen bewegen.
-
erhöhen die Flexibilität
im Denken der Hörer/innen,
-
lenken die Aufmerksamkeit
auf bestimmte, von ihnen gewählten Aspekte,
-
öffnen den Geist ihrer
Hörer/innen,
-
führen über Erstaunen
zu neuen Einsichten,
-
bringen ihre Hörer/innen
dazu, neue Gedankengänge mit ihnen zu gehen, sie quasi
selbst zu entdecken.

3. Die Rede
So reden Sie erfolgreich: Das 8-Stufenmodell:
(nach Dale Carnegie)
Im folgenden Modell sind die acht wichtigen Stufen genannt, die
für eine erfolgreiche Rede grundlegend sind:
- Welche Ziele und Strategien verfolgen Sie mit ihrer Rede?
Wer sind Ihre Zuhörer?
- Mentale Vorbereitung: Machen Sie sich die eigene (Erfolgs-)
Vision bewusst.
- Körperliche Vorbereitung: Bereiten Sie sich mit Stimme,
Mimik, Gestik und dem richtigen Stehen auf den Auftritt vor.
- Bauen Sie die Brücke von sich zu Ihren Zuhörern
oder lassen Sie diese bauen.
- Mit einem schwungvollen Anfang ziehen Sie die Teilnehmer/innen
in Ihren Bann.
- Die Rede muss abwechslungsreich und lebendig bleiben - so
kommen Ihre wichtigen Botschaften beim Zuhörer an.
- Schaffen Sie einen bleibenden Eindruck, den Ihr Publikum
mit nach draußen nehmen kann.
- Machen Sie den Frager zum Gewinner - geben Sie mit den Antworten
weitere wichtige Botschaften mit.
Als Beispiel für die Analyse einer öffentlichen Rede
können Sie nun die des ehemaligen US-Präsidenten Bill
Clinton anklicken, die er anläßlich seines Seitensprunges
im Fernsehen hielt. Es zeigt sich, wie gezielt Reden
und Auftritte vor der Öffentlichkeit vorbereitet werden.
Ebenen der Rede
1. Wer redet, muss die Beziehungsebene stets berücksichtigen
Eine Rede ist immer auch eine Kommunikationssituation. Wir wissen,
dass jede Kommunikation auf zwei Ebenen verläuft, auf der
(sachlichen und überwiegend verbalen) Inhaltsebene und auf
der (emotionalen) Beziehungsebene. Wir kommunizieren immer auf
beiden Ebenen gleichzeitig, eine Grundregel ist jedoch: Im Zweifelsfalle
ist die
Beziehungsebene
die entscheidende Ebene.
Beim Vortragen einer Rede oder auch eines Referats, aber auch
bei zielgerichteten Konversationen (Gesprächsrhetorik), sollte
man diese Erkenntnis im Blick behalten. Es geht also nicht alleine
um die Kraft der besseren (sachlichen) Argumente, sondern noch
stärker darum, sich und seine Absicht in einer Weise zu präsentieren,
die auf eine positive Aufmerksamkeit der Zuhörer rechnen
kann.
2. Stimmen sie ihre Zuhörer positiv auf
die Rede ein!
Schaffen sie eine Atmosphäre, die ihre sachlichen Argumente
fruchtbar werden lässt und beugen sie so einer emotionalen
Blockade vor!
3. Innere Einstellung
Die innere Einstellung, die wir unserem Publikum (Gesprächspartner/innen,
Kolleg/innen oder Schüler/innen) gegenüber haben, teilt
sich immer auch ohne Worte mit: durch Tonfall, Betonung, Pausen
und Körpersprache.
Es gilt also, sich selbst kritisch zu überprüfen
(Selbst-Inventur):
-
Wie stelle ich mich dar?
-
Welche körpersprachlichen Signale sende
ich aus?
-
Wie ist meine Stimmführung?
-
Welche sprachlichen Unzulänglichkeiten
(Intonation, Dialekt etc.) habe ich?
Am besten ist es, wenn man sich von Zeit zu Zeit auch von anderen
(etwa Freund/innen) beurteilen lässt oder sich selber "verfremdet",
etwa durch Ton- oder Videoaufnahmen.
Vorläufig können wir auch schon zwei
Grundregeln für den Vortrag der Rede aufstellen:
-
Nie sofort zu sprechen
beginnen!
-
Betrachten sie zuerst
ihr Publikum, stellen sie Kontakt her und versuchen sie, die
Zuhörer in ihrer Zusammensetzung einzuschätzen.
Nehmen sie zuerst Kontakt auf!

Ich habe Angst...
Jeder Mensch kennt die Angst, sich vor anderen zu präsentieren,
besonders in bestimmten Situationen: bei Prüfungen, Vorstellungsgesprächen,
beim ersten Rendezvous, vor Gericht, bei der Geburtstagsfeier,
bei der man eine Rede halten soll.
Wir können unterscheiden in eine
Sozialangst |
Der Umgang mit anderen löst
Angstgefühle aus, auch in sogenannten normalen'
Situationen. Eine solche Angst kann, wenn sie stark wird,
zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität
führen und muss dann vielleicht mit therapeu-tischen
Mitteln angegangen werden. Ist die Sozialangst nicht derart
stark, können auch spezielle Kommunikationsübungen
(Kommunika-tionstraining) helfen, sie abzubauen. |
Redeangst
|
Speziell die Redesituation wirkt angstauslösend! Fast
jeder kennt eine solche Angst: der Schau-spieler, die Lehrerin,
der Prüfungskandidat, die Chefin ebenso wie der Gelegenheitsredner'.
|
Angst wirkt hemmend! Sie bringt uns dazu, zu stottern, rot zu
werden, im extremen Fall erleben wir eine totale Blockade: Nichts
geht mehr, wir vergessen den auswendig gelernten Text, verhaspeln
uns ständig, sind unkonzentriert, können auf die anderen
nicht mehr eingehen.
Einige
Tipps gegen Redeangst
Eine Anmerkung: Reden' heißt in unserem Zusammenhang
keineswegs nur: eine förmliche Rede halten. Dies dürfte
schon klar geworden sein.
Positive Erfahrungen beim Sprechen
und Reden machen!
Man sollte sich, auch wenn es zunächst Angst macht, so oft
wie möglich in Redesituationen begeben, ein mündliches
Referat vortragen, sich aktiv an Diskussionen beteiligen etc.
Rhetorik- und Redetrainings werden von Unis, Erwachsenenbildungsinstitutionen
und privaten Firmen angeboten. Entsprechendes Lehrmaterial in
Buch- oder Kassettenform steht auch zur Verfügung. Auch so
können Redeängste abgebaut werden (wenn die Trainingskonzepte
gut sind).
Unbekannte Situationen kennenlernen!
Unbekanntes macht uns Angst, das ist eine allgemein menschliche
Erfahrung. Den einen packt diese Angst mehr, den anderen weniger.
Auf jeden Fall ist es normal, in solchen Situationen, in neuen
Umgebungen, mit neuen Menschen unsicher zu werden. Für Redesituation
heißt das zweierlei: Zunächst einmal in relativ vertrauten
Umgebungen ansetzen, da fällt es uns leichter. Und - wenn
es geht - sich mit neuen Orten und Personen erst einmal vertraut
machen, wenn man etwas zu sagen hat.
Übermäßige Redeangst kann zur Blockade führen:
Was also tun?
Wir können diese Empfindung in zwei Komponenten zerlegen:
1. die Erregung: Diese ist zunächst
einmal normal. In Untersuchungen hat sich ergeben, dass Redeängstliche
beim Redebeginn am erregtesten sind, während nicht so Redeängstliche
den höchsten Gipfel der Erregung schon in der Minute vor
Redebeginn haben. Es könnte also hilfreich sein, die Aufregung
eine Minute vor Redebeginn zuzulassen oder gar zur fördern.
2. die Angst vor Mißerfolg:
Meistens ist diese Angst nicht berechtigt, sofern man gut vorbereitet
ist (z. B. bei einer förmlichen Rede) und die Situation richtig
einschätzt. Dann kann man im Allgemeinen auf das Wohlwollen
der Zuhörer/innen rechnen, die auch kleinere Unvollkommenheiten
(etwa Versprecher) nicht übel nehmen oder sogar sympathisch
finden.

Ist Redeangst nur schlecht?
Über die negativen Wirkungen haben wir schon etwas gesagt,
andererseits aber kann eine gewisse Angst (falls sie nicht zu
übermächtig wird) durchaus auch positiv wirken:
Schauspieler/innen wissen dies, ebenso Sportler/innen (im körperlichen
Bereich) und manche Prüfungskandidat/innen.
Einer der Urväter der Redekunst,
der römische Politiker, Schriftsteller und Philosoph
Cicero bemerkte dazu in seiner berühmten Schrift "De
Oratore" ("Über den Redner"):"
In meinen Augen wirken auch die, die am besten reden und es
am leichtesten und wirkungsvollsten können, trotzdem,
wenn sie nicht scheu das Wort ergreifen und am Beginn der
Rede Zeichen von Verwirrung zeigen, beinahe unverschämt;
doch das kann eigentlich gar nicht passieren. Je besser nämlich
einer spricht, um so mehr fürchtet er die Schwierigkeit
des Sprechens, die mannigfachen Wirkungen der Rede und die
Erwartung des Publikums."
(De Oratore, 1. Buch) |

4. Argumentation
Argument
(lat. argumentum >Darstellung, Beweis<)
"Bez. für eine Aussage, die im Hinblick auf eine
Behauptung begründende Funktion beansprucht bzw. deren
Begründungswert hinsichtlich der Behauptung anerkannt
wird. Die Argumente besitzen eine allgemeine Struktur: Ein
Argument setzt sich zusammen aus der problematischen Äußerung,
für die ein bestimmter Geltungsanspruch erhoben wird,
und aus dem grundlegenden Prinzip oder Regel, mit der dieser
Anspruch etabliert werden soll. In einer Argumentation stellt
ein A. oder eine Reihe von A. Schritte zur Begründung
einer Aussage dar. ... Eine schlüssige Argumentation,
in der in einer Reihe von A. Schritten jedem einzelnen zugestimmt
wurde, gilt als Begründung bzw. als Beweis einer Aussage.
Das Kriterium der Schlüssigkeit besteht darin, dass
niemand, der den Ausgangssätzen einer Argumentation
zugestimmt hat, einem A. widersprechen kann, ohne nicht
einem von ihm bereits akzeptierten früheren Argumenten
zu widersprechen." ( Metzler
Lexikon Sprache )
|
Eine Argumentation kann "fair" (partnerorientiert)
oder "unfair" (nichtpartnerschaftlich) geführt
werden:
Partnerorientierte Grundprinzipien
Beim schriftlichen oder mündlichen Argumentieren will man:
- "Strittiges" klären,
- Konflikte bewältigen und/oder
- Standpunkte austauschen und gegeneinander abwägen.
Häufig sollen dadurch auch Entscheidungen getroffen werden.
Wer beim Argumentieren überzeugen will, muss den anderen
als Gesprächspartner mit eigenen Vorstellungen, Auffassungen
und Meinungen akzeptieren. Einverständnis und Kompromiss
sind das Idealziel des Argumentierens.
Allerdings endet Argumentieren auch häufig damit, dass man
Standpunkte gegeneinander abgrenzt. Nicht selten will man beim
Argumentieren auch nur eigene Vorstellungen oder die Interessen
einer bestimmten Gruppe durchsetzen. Überzeugen, partnerschaftliche
Anerkennung und Kompromissfähigkeit bleiben dann leicht auf
der Strecke. Wenn man den Standpunkt des Gegenübers in einer
Argumentation erschüttern will, kann man
entweder die Richtigkeit seiner Argumente bestreiten oder die
Genauigkeit seiner Argumente bezweifeln.
Dazu kommen noch weitere Techniken, die aber eher stark leitend,
Dominanz ausübend sind. Sie werden als nichtpartnerschaftliche
Argumentationstechniken bezeichnet:
Techniken des nichtpartnerschaftlichen Argumentierens:
Es gibt eine Vielzahl von Argumentationstechniken, die man als
nichtpartnerschaftlich, also auch als "unfair", ansehen
kann. Eine gewisse Legitimation können solche Techniken aus
der kommunikativen (z.B. Verhör-)oder Interessen-Situation
oder als helfende Strategien erhalten. Dennoch trägt man
hier eine große Verantwortung.:
Man kann seinen Gesprächs"partner"
z.B. : |
|
- durch Rückfragen zur (dauernden) Präzisierung
zwingen.
- durch Vorwegnahme eines möglichen Einwandes in
die Defensive bringen.
- durch Betonung der Kehrseite (Ja-aber) von seiner eigenen
Betrachtung abbringen.
- durch Ausweichen vom eigentlichen Diskussionsgegenstand
ablenken.
- durch scheinbare Zustimmung in einzelnen Dingen "nur"
im Gesamten Unrecht geben.
|
Man bezeichnet die beim nichtpartnerschaftlichen Argumentieren
zum Zuge kommenden Techniken auch in der folgenden Art und
Weise:
|
|
- Bestreite-,
- Personalisierungs-,
- Vergleichs-,
- Ausweich-,
- "Ja-aber"-,
- Verwirrungs-,
- Abwertungs-,
- Hinhalte-,
- Übertreibungs-,
- Scheinstützen-,
- Emotionalisierungs-,
- Entstellungs-,
- Autoritäts-,
- Personalisierungs-,
- Fangfragen-
|
Technik. |
Nichtpartnerschaftliches Argumentieren:
"Killerphrasen" in der Schule
Killerphrasen sind Aussagesätze, die einen Sachverhalt so
darstellen, als wäre er eine allgemeingültige Wahrheit.
Tatsächlich aber ist es nur eine Meinung, die veränderbar
ist, wie z.B.:
- Die Lehrer ändern sich doch sowieso
nicht ...
- In unserer Schule lässt sich da nichts
machen ...
- Wir machen doch andauernd Projekte ...
- Dafür haben wir viel zu wenig Zeit
...
- Das klappt nie ...
- Da macht doch keiner mit ...
- Es hat ja eh keiner Lust dazu ...
- Das interessiert doch sowieso keinen...
- Das war doch schon immer so ...
- Bei mir geht das einfach nicht ...
- Das kriegen wir nie hin ...
- Versteh' ich sowieso nicht ...
- Das hat keinen Sinn ...
- Hat doch keiner Bock 'drauf ...
- Als Pädagoge muss ich dazu sagen ...

5. Rhetorische Praxis in der Schule
Ein eigenständiges Unterrichtsfach Rhetorik' besteht
in Deutschland (im Gegensatz zu den angelsächsischen Ländern)
nicht. In fast allen Fächern (also nicht nur im Deutschunterricht)
wie auch in der späteren Berufspraxis oder bei der Rezeption
von Medien sind jedoch die rhetorischen Fähigkeiten von großer
Bedeutung:
- Reden vorbereiten, strukturieren und halten,
- verschiedene Gesprächsformen zu beherrschen,
- persuasive Zielsetzungen erkennen und damit umgehen zu können,
- Argumentieren zu lernen,
- verbale und nonverbale Verhaltensweisen und Strategien zu
durchschauen und zu handhaben,
- Konflikte produktiv zu meistern.
Es handelt sich also hier um eine Schlüsselgualifikation,
die für die Ausbildung und Berufspraxis von Lehrer/innen
sehr wichtig ist. Wie schon die "alte" Rhetorik' erkannte,
beherrschen wir die rhetorischen Fähigkeiten nicht (oder
nur selten) "von selbst". Auszugehen ist nicht vom "geborenen
Redner" oder Moderator. In früheren Zeiten, etwa im
Mittelalter, gab es an den Schulen einen systematischen rhetorischen
Unterricht. Unser Programm soll die Möglichkeit bieten, sich
mit Grundlagen und Einsatzmöglichkeiten der Rhetorik vertraut
zu machen.
Auch in der Schule werden folgende Kenntnisse der Rhetorik benötigt:
sich in mannigfachen Lebenssituationen und in verschiedensten
kommunikativen Kontexten angemessen zu verhalten, andere Menschen
zu beeindrucken oder zu beeinflussen, einen guten Eindruck hervorzurufen,
sich durchzusetzen, sein Anliegen verständlich zu machen.
Dabei berücksichtigt die Praktische Rhetorik nicht nur die
verbale Seite, sondern ebenso die nicht-verbalen, etwa körpersprachlichen
Aspekte der Kommunikation.
Es kommt also für die Wirkungskraft einer Rede nicht allein
auf das Was, also den Inhalt an, sondern in mindestens ebenso
starkem Maße auf das Wie, die Art der Präsentation.
Hier einige Ratschläge, wie Sie Ihren Vortrag/ ihr Referat
optimieren können:
Den Blick auf Medien freihalten! |
Vergewissern Sie sich, dass
alle Zuhörenden stets einen freien Blick auf die eingesetzten
Medien haben - die Tafel, den Projektor/Beamer oder die Video/DVD-Geräte. |
Standort
wechseln |
Dies
- in Maßen praktiziert - gibt Ihnen die Möglichkeit,
Ihre Gedanken zu sammeln und zu formulieren. Als dramaturgisches
Element eingesetzt, können Sie mit Standortwechseln Themenabschnitte
beenden oder neu beginnen. |
Blickkontakt
|
Halten Sie Blickkontakt zur
Ihrem Publikum. Es fühlt sich dadurch auch persönlich
angesprochen. Suchen Sie Ihre Formulierungen nicht auf dem
Boden oder an der Decke - dies wirkt zerstreut oder überheblich.
Wenn Sie Blickkontakt mit dem Publikum haben und halten, können
Sie sofort Reaktionen des Publikums erkennen und darauf eingehen
(fragende Blicke, Zustimmung durch Kopfnicken). |
Nicht auf
einzelne Teilnehmer fixieren |
Es gibt in der Rhetorik die
Weisheit: "Du hast immer einen Freund in der Gruppe",
jemand, der durch Lächeln oder Zunicken seine Zustimmung
signalisiert. Behalten Sie diesen Freund im Auge, aber fixieren
Sie ihn nicht ständig. |
Gegen das Lampenfieber helfen folgende Strategien:
Lampenfieber macht vielen Rednern zu schaffen. Es zu überwinden
ist teilweise durch häufiges Üben möglich.
Aber es gibt auch Möglichkeiten, schon vorher die Nervosität
zumindest abzumildern:
|
Richtige
Vorbereitung |
Mit dem Wissen,
dass Sie sich fachlich, technisch und persönlich optimal
vorbereitet haben, können Sie eine gewisse Sicherheit
gewinnen, die das Lampenfieber reduziert. |
Wissensreserven |
Beschränken
Sie Ihre inhaltliche Vorbereitung nicht nur auf den aktuellen
eigentlichen Inhalt, sondern versuchen Sie, Ihr Wissen zu
vertiefen und möglichst viele Aspekte des Themas einzubeziehen.
Die Wissensreserve schafft Selbst-sicherheit und Ruhe. |
Adressatenanalyse |
Beschaffen Sie sich Kenntnisse
über Ihren Zuhörer/innenkreis und dessen/deren Erwartungen,
Probleme oder Interessen. |
Fragen und
Einwände |
Listen Sie die zu erwartenden
Fragen und Einwände auf und notieren Sie Ihre Antworten
und Entgegnungen. |
Rede- oder
Vortragsprobe |
In einer (oder mehreren)
Redeproben machen Sie sich ein Bild über die Phasen Ihrer
Rede und die Rededauer. |

2.10 Kommunikationstraining von KLIPPERT
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Teil
3: Mögliche Störungen der Kommunikation
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