2 Kommunikative Praxis in der Schule und praktische Rhetorik

2.4 Grunderwartungen und Grundregeln guter Kommunikation










Sehr bald wird man in der Schulklasse Regeln guter Kommunikation, sogenannte Gesprächsregeln erarbeiten und diese dann an geeigneter Stelle, möglichst für alle sichtbar, aushängen und sie bei entsprechenden Ereignissen reflektieren und aktualisieren.
Es gibt dazu in Sprachbüchern und in Kommunikationstrainings für die Schule Vorlagen.

Die Regeln sehen von Altersstufe zu Altersstufe sehr verschieden aus, deshalb werden hier nur wesentliche Elemente und Ziele einer möglichen Unterrichtseinheit dargestellt.

Voraussetzungen für gelingende Kommunikation und für das Zustandekommen der Kommunikation ist:

  • Das Wissen darum, welche Gedanken, Vorstellungen und Gefühle übermittelt werden sollen.
  • Ein sichtbares und hörbares Zeichensystem, um die zu übermittelnden Gedanken und Absichten in Signale zu codieren.
  • Die Fähigkeit des Empfängers den empfangenen Signalen Bedeutungen zuzuordnen, sowie die möglichst korrekte Beobachtung der verbalen und nonverbalen Symbole.

    All dieses entnehmen wir dem Kommunikationsmodell.

Voraussetzung für gelingende Kommunikation ist weiterhin die Fähigkeit, verschiedene Seiten einer Nachricht zu erkennen, die Entwicklung eines Bewusstseins, dass in jeder Nachricht mehrere Botschaften gleichzeitig enthalten sein können:

DIE VIER SEITEN EINER NACHRICHT von Schulz von Thun


Der Sachinhalt
Eine Nachricht enthält zunächst eine Sachinformation, z.B. der Zustand einer Sache wird beschrieben: "Die Ampel ist grün."
Immer wenn es "um die Sache" geht, steht diese Information im Vordergrund.
Der Appellaspekt
ist uns sehr geläufig: Wir wollen etwas mit unserer Kommunikation erreichen. In der Regel soll jemand etwas tun und das wissen wir auch. Die Welt ist voller Appelle, und das sind meist Aufforderungen, etwas zu tun.
Die Beziehungsseite
ist uns geläufig, wir wissen - wenn wir mal ehrlich sind - sehr genau, dass wir vieles tun, weil uns etwas an dem anderen Menschen liegt und nicht, weil es vielleicht vernünftig wäre.
Die Selbstoffenbarung
in der Nachricht ist vielen Menschen gar nicht bewusst oder geläufig.


"Wenn einer etwas von sich gibt, gibt er auch etwas von sich - dieser Umstand macht
jede Nachricht zu einer kleinen Kostprobe der Persönlichkeit, was dem Sender nicht nur in Prüfungen und in der Begegnung einige Besorgnis verursacht. Mit dem zunehmenden Einfluss der Humanistischen Psychologie in Deutschland wurde uns klar, dass ein "Leben hinter Fassaden" zwar die Selbstoffenbarungsangst eindämmen kann, aber mit großen Kosten für die seelische Gesundheit und für die Zwischenmenschliche Verständigung verbunden ist, - Mit diesem Aspekt ist das Thema der Echtheit (Authentizität) angesprochen." (Schultz von Thun: 1998)

MITEINANDER POSITIV UMGEHEN LERNEN:
REGELN GUTER KOMMUNIKATION

Wichtige Fähigkeiten im kommunikativen Handeln sind die folgenden:

  • Gefühle ausdrücken (expressive Sprachfunktion),
  • Gedanken fassen und mitteilen (kognitive Sprachfunktion),
  • Phantasie entfalten (kreative Sprachfunktion),
  • sprachliche Handlungen deuten und zunehmend bewusst und verantwortlich vollziehen (pragmatische Sprachfunktion).

Voraussetzungen für die Qualität von Kommunikation sind:

  • Eine Vertrauensbeziehung zwischen den Kommunikationspartnern,
  • Die Fähigkeit zuzuhören, auf andere Menschen einzugehen, sich in sie hinein zu versetzen,
  • Das Sprechen der gleichen Sprache, d.h. sich der Sprache des Gegenübers anzupassen und ein der Sache angemessenes Sprachniveau zu wählen,
  • Die Akzeptanz verschiedener Sichtweisen und die Bereitschaft über Möglichkeiten individuelle und gemeinsame Ziele zu erreichen, zu verhandeln und nachzudenken.

Ziele: Wie kann man Kommunikation verbessern?

  • Im Bereich Beobachtung und Wahrnehmung:
    Schulung des Beobachtungs- und Aufmerksamkeitsvermögens: Kommunikationsschwierigkeiten resultieren u.a. aus unterschiedlicher Wahrnehmung und Interpretation von Aussagen u. Handlungen. Das Nachdenken darüber, wie Missverständnisse entstehen und Lernen, die selektive Wahrnehmung zu erweitern (Perspektivwechsel).

  • Im Bereich verbaler und nonverbaler Ausdruck:
    Wahrnehmung des eigenen Körpers, Bewusstmachung, wie sich Körperhaltung, Gesichtsausdruck und Stimmlage auf die Kommunikation auswirken, Auseinandersetzung mit nonverbalen Kommunikationsformen und mit dem Unterschied zwischen Inhalt und Form einer Aussage.

  • Im Bereich Zuhören und Sich-Mitteilen:
    Auseinandersetzung mit der Bedeutung des Begriffs Zuhören,
    Einübung von konstruktivem Zuhören, Üben, sich effektiv mitzuteilen.

  • Im Bereich Wahrnehmung von Gefühlen und Umgang mit Gefühlen:
    Lernen, Gefühle bei sich und anderen zu erkennen und anzunehmen, Verdeutlichung der Rolle von Gefühlen im Kommunikationsprozess, Einübung konstruktiven Umgangs mit Gefühlen.

  • Im Bereich Rollen- und Gesprächssituationen:
    Lernen, nicht aus der Rolle zu fallen und sich in der jeweiligen Situation korrekt zu verhalten, die eigenen Rechte und Pflichten in einem Gespräch wahrzunehmen und einzuhalten. Lernen mit Institutionen (Schule, Behörde, Arzt, Polizei) angemessen umzugehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Unterrichtsbeispiel:
Übungen für Schüler aus einem Sprachbuch für das 6. und 7.Schuljahr:
Kontakte herstellen




Unterrichtsbeispiel:
Übungen für Schüler/innen aus einem Sprachbuch für das 6. und 7.Schuljahr:
positive und negative Kritik



Unterrichtsbeispiel:
Übungen für Schüler/innen aus einem Sprachbuch für das 6. und 7.Schuljahr:
Über sich Reden

 

 



Literatur