2 Kommunikative Praxis in der Schule und praktische Rhetorik

2.6 Praktische Kommunikationsregeln in der Schule










Im schulischen Alltag haben sich für die Gespräche im Unterricht
Regeln guter Kommunikation, sogenannte Gesprächsregeln,
bewährt, die in der Klasse mit den Schüler/innen zusammen erarbeitet werden können.
Diese werden dann an geeigneter Stelle, möglichst für alle sichtbar ausgehängt und können bei entsprechenden Ereignissen reflektiert und aktualisiert werden. Es gibt Vorlagen für diese Regeln in Sprachbüchern und Kommunikationstrainings für die Schule.

Die Regeln sehen von Altersstufe zu Altersstufe verschieden aus, deshalb werden hier nur die wesentlichen Elemente und Ziele einer möglichen Unterrichtseinheit dargestellt:


Es könnten z.B. die folgenden Gesprächsregeln erarbeitet werden:

  1. Erst hören, dann sprechen!
  2. Keine Täuschungen und Lügen!
    Sei wahrhaftig und aufrichtig!
  3. Nicht ablenken: Sei wesentlich!
  4. Sei emphatisch und dem anderen zugewandt!
  5. Achte auf die Folgen bei dem, was du sagst:
    Denke an das Selbstkonzept, die Rolle und das Interesse des anderen!

Aus den geschilderten Zusammenhängen kann man mit der Klasse für den gemeinsamen Umgang Gesprächsregeln ableiten, z.B. die folgenden, jeweils mit Hinweisen, wie man sie in der Schulklasse einführen kann:

1. Erst hören, dann sprechen und die Notwendigkeit von Gesprächsregeln!

Immer wieder kommt es zu ähnlichen Situationen wie folgender, zwei Jugendliche unterhalten sich und kommen doch nicht in ein richtiges Gespräch.

Zwei Jugendliche:  
Der erste sagt: "Ich wollte Dir schon lange etwas sagen, was mich stört..."

Der zweite bezieht diese Äußerung spontan auf sich und fällt dem anderen ins Wort:

 

 

"Ich hab doch überhaupt nichts gemacht. Was willst du denn von mir?"

Die Sequenz zeigt offensichtliches Missverstehen.
Schließlich sagt der erste verärgert:


"Ich hatte Dich doch gar nicht gemeint, warum kannst Du nicht warten, bis ich ausgeredet habe."

 

Die Jugendlichen kommen deshalb nicht in ein Gespräch, weil sie eine wichtige Grundregel jeglicher Kommunikation, einander zuhören und ausreden lassen, nicht beachten. Hierzu bitte das Unterrichtbeispiel aufrufen.


2. Keine Täuschungen und Lügen! Sei wahrhaft und aufrichtig!

Ein Rollenspiel: Jemand in einer Jugendgruppe erzählt über einen anderen, nicht anwesenden Dritten, eine unwahre Geschichte.

Überlegen Sie bitte:

  • Wie könnte sich das Gespräch entwickeln?
  • Welche Folgen könnten die Unwahrheit für die Kommunikation haben?
  • Als zweiten Schritt: Von eigenen Erfahrungen mit Lügen und Täuschungen berichten lassen.
  • Als dritten Schritt: z.B. Sprichwörter und Redensarten, die sich mit Lügen und Wahrheit beschäftigen sammeln und würdigen lassen: hierzu einige Beispiele:

  • Lügen haben kurze Beine.
  • Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht.
  • Es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen .
  • Unaufrichtig sein.
  • Lügen wie gedruckt.
  • Lügen, dass sich die Balken biegen.

3. Nicht ablenken: Sei wesentlich!

Sicher ist Ihnen der Typ des "weitschweifigen" Gesprächspartners bekannt. Diese Menschen neigen dazu, in ihren Beiträgen immer wieder zu ganz anderen Themen zu kommen wie die, mit denen sie begonnen haben oder bei Themen zu bleiben, zu denen sie sich äußern sollen. Es sind schwierige Zeitgenossen, weil man ihnen eigentlich nicht gern in die Rede fallen möchte und weil sie sich auch oft vor den Kopf gestoßen fühlen, denn sie meinen es ja gut. So kommt es dann dazu, dass man munter aneinander vorbeiredet und dass dann letztlich doch die Lust an der Kommunikation erlischt.

Kleine Kinder, manchmal noch bis ins Jugendalter hinein, können oft das Thema noch nicht halten, oder sie nehmen nicht wahr, was der andere sagt, und wiederholen nach längerer Zeit das gleiche noch einmal, als wenn es inzwischen noch gar kein Gespräch gegeben hätte. Dies ist dem Egozentrismus des kleineren Kindes geschuldet: es ist im wahrsten Sinne des Wortes "bei sich" und nicht in der Kommunikation. Manchmal kann das aber auch Erwachsenen passieren...

Manchmal allerdings möchten die Kommunikationsteilnehmer auch bewusst vom Thema ablenken z.B. weil es ihnen unangenehm ist, in Verhören, weil sie gerade dabei sind, überführt zu werden oder, weil sie etwas verschleiern möchten.

Wesentlich zu bleiben ist eine Frage der Selbstdisziplin und der strickten Selbstkontrolle. Nicht abzulenken, sondern sich zu stellen, ist eine Frage kommunikativer Moral.

 

4. Sei emphatisch und dem anderen zugewandt!

Übung : Verschiedene Körperhaltungen und Mienen im Gespräch

  1. Beschreibe die Haltungen der hier dargestellten Personen.
  2. Was könnten Sie jeweils ausdrücken?
  3. Sind die Haltungen für die jeweilige (angenommene) Kommunikationssituation günstig?
  4. Wie beurteilst Du (jeweils mit + = positiv, - = negativ, 0 = neutral) die Wirkung auf die Gesprächspartner?

 

Video zur Situation (976 KB)


5. Achte auf die Folgen bei dem, was du sagst: Denke an das Selbstkonzept, die Rolle und das Interesse des anderen!

Analysieren sie die folgende Sequenz aus einem Rollenspiel. Achtet der Lehrer (gespielt von einer Frau) bei diesem Klärungsgespräch genügend auf das Selbstkonzept, die Rolle und das Interesse der Schülerin?



 

 


 






Video:
Gesprächsregel und Zuhören
(716 KB)


 

 




Beispiel
für den Unterricht
aus einem Schulbuch
für die 5. Klasse:
Gesprächsregeln

 

 

 

 



Unterrichtsbeispiel:
aus einem Sprachbuch für das
6. und 7. Schuljahr:
Erst hören. dann sprechen-Zuhören lernen!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Unterrichtsbeispiel
aus einem Schulbuch
für die 6. Klasse:
Empathie und
Gefühle äußern

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Literatur