Das Konzept
von Thomas Gordon
Der amerikanische Pädagoge und Psychologe ist mit seinen
Büchern "Familienkonferenz"
und "Lehrer-Schülerkonferenz"
sehr bekannt und populär geworden. Von nicht wenigen
Lehrer/innen und Pädagog/innen wird das Konzept sehr empfohlen.
Ausgangspunkt von Gordons Überlegungen für die Schule
ist die Erkenntnis, dass die Kommunikation und das effektive Lernen
durch untergründige Beziehungs- und Selbstwertprobleme gefährdet
sind und dass die Schüler/innen nur dann wirklich lernen
können, wenn sie von solchen Störungen frei sind.
Eine ganz wichtige Frage bei solchen Störungen ist: Wer
hat das Problem?
Wenn es z. B. in der Klasse laut ist, reagiert die Lehrkraft
normalerweise mit der Forderung nach Ruhe, oft in der Form eines
Befehls: "Seid leise!" oder "Ruhe"!
Bei den Schüler/innen, die mit ihren Privatgesprächen
ja "kein Problem haben", führt diese Aufforderung
in der Regel zu innerem oder äußerem Widerstand.
Das Problem hat nämlich die Lehrkraft, so Gordon, sie fühlt
sich gestört. Er empfiehlt, dass die Lehrkraft auch entsprechend
kommuniziert: Keine Du-Botschaften sondern authentische Ich-Botschaften!
Also z.B."Ich fühle mich durch die Unruhe gestört,
ich kann so gar nicht weitermachen."
Auch wenn sich die Lehrkraft z.B. einmal gesundheitlich nicht
wohl fühlt hilft eine entsprechenden Ansage mehr als das
hektische Bestehen auf der eigenen Autorität, z.B.: "Ich
möchte gerne für euch da sein, aber da ich mich nicht
wohl fühle, bitte ich euch um Rücksichtnahme."
Gordons Ausführungen und manche seiner Beispiele wirken
zwar manchmal etwas idealistisch, aber den Autoren dieses Lernprogramms
ist die Richtigkeit seiner Aussagen aus der eigenen Lehrtätigkeit
sehr gut bekannt:
Ich-Botschaften wirken oftmals Wunder.
In der Klasse wird oft die Beobachtung gemacht, dass die Schüler/innen,
spüren sie innere Anteilnahme und Annahme seitens der Lehrkraft,
meist bereit sind, ausgesprochen kooperativ an der Unterrichtsgestaltung
mitzuwirken. Schwierigkeiten treten eher dann auf, wenn den Schüler/innen
harsche Befehle oder unbegründete Aufforderungen gegeben
werden oder wenn sie nicht genau wissen, was sie eigentlich tun
sollen.
Zu positivem Umgang miteinander gehört eine rücksichtsvolle
aber klare Authentizität, die uns die Einschätzung der
Situation und unseres Gegenübers ermöglicht.
Kommunikation wird nach Gordon behindert oder verhindert, wenn
man durch sein kommunikatives und sprachliches Verhalten sog.
Kommunikative Straßensperren
errichtet, z.B. folgende Verhaltensmuster an den Tag legt:
- Befehlen, kommandieren, anordnen.
- Warnen, drohen.
- Moralisieren, predigen, mit ,,müsstest" und ,,solltest"
argumentieren.
- Raten, Lösungen oder Vorschläge anbieten.
- Belehren, Vorträge halten, mit logischen Argumenten kommen.
- Verurteilen, kritisieren, widersprechen, beschuldigen.
- Beschimpfen, Klischees verwenden, etikettieren.
- Interpretieren, analysieren, diagnostizieren.
- Loben, zustimmen, positive Bewertungen geben.
- Beruhigen, mitfühlen, trösten, unterstützen.
- Fragen, sondieren, verhören, ins Kreuzverhör nehmen.
- Zurückziehen, ablenken, sarkastisch sein, aufheitern,
zerstreuen.
Dabei mögen manche dieser Straßensperren auf den ersten
und vielleicht auch auf den zweiten Blick nicht als solche erscheinen.
Manchmal scheint Gordon hier übersensibel, manchmal aber
auch wir als Lehrpersonen von einer falschen Vorstellung des kommunikativ
Positiven geleitet zu sein.
Dies soll an dem Beispielen Loben
und Trösten kurz diskutiert werden:
Beides gilt eigentlich als positive Ansprache gerade in einer
Pädagogik, die durch Empathie und Zuwendung getragen ist,
dennoch müssen wir uns darüber klar sein, dass sowohl
beim Loben als auch beim Trösten, der jeweils Lobende und
Tröstende gleichzeitig mitkommuniziert (Beziehungs- und Selbstoffenbarungsaspekt),
dass er der starke, überlegene Partner, der dem anderen helfen
muss ist. Auch wird umgekehrt gezeigt, dass die getröstete
Person getröstet werden muss, schwach und abhängig von
der Zuwendung des Starken ist. In der Schule, die durch eine grundsätzlich
institutionell und von der Bildungserwartung der Beteiligten her
ungleiche Rollenbeziehung und -erwartung zwischen Lehrer/in und
Schüler/innen getragen ist, wird das Trösten sicher
etwas feinfühliger empfunden. Unseres Ermessens ist das Verhalten
"um Loben herum" und das Verhalten um "Trösten
herum", sensibel angewandt, durchaus auch ein Kommunikativer
Türöffner.
Dies ist eine weitere Kategorie kommunikativen Verhaltens, das
Gordon skizziert.
Er meint damit eine Sprache der Annahme
und der Rücksichtnahme auf den Anderen.
Dazu gehören wie schon ausgeführt:
- die Ich Botschaften,
- das aktive Zuhören,
- das Eingehen auf das vom anderen Gesagte,
u.a.m.
2.8 Das pädagogische Konzept der TZI
von RUTH COHN
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2.10
Kommunikationstraining
von KLIPPERT
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