2 Kommunikative Praxis in der Schule und praktische Rhetorik

2.2. Warum funktioniert das Unterrichtsgespräch oft so schlecht ?










Erinnern Sie sich an Ihre Schulzeit oder an Ihre gegenwärtigen Erfahrungen als Schüler/in, Student/in, Lehrer/in:

Es gibt immer Gespräche im Klassen- oder auch Seminarrahmen, die unbefriedigend sind.


So stellen Sie etwa folgendes fest: Es beteiligen sich nur wenige Schüler/innen am Gespräch; einige träumen vor sich hin oder beschäftigen sich mit anderen Dingen, unterhalten sich mit Mitschüler/innen oder stören den Unterricht.

Häufig verlaufen Gespräche auch sehr zäh; ein "roter Faden" ist nicht zu erkennen; der Lehrer scheint auf etwas Bestimmtes hinaus zu wollen, es ist aber nicht klar, was das sein könnte; das Gespräch gleicht eher einem mühsamen "Stochern im Nebel". Sehr häufig äußern Schüler/innen auch auf Befragen hin, dass sie die Aufträge des Lehrers nicht verstehen.

Viele Unterrichtsgespräche sind eher Lehrer-Schüler-Dialoge als ein gemeinsamer Austausch der Schüler/innen. Das liegt daran, dass die Gesprächsführung des Lehrers darin besteht, pausenlos Fragen zu stellen, die dann zumeist von einem Schüler beantwortet werden, woraufhin der Lehrer eine weitere Frage stellt und jemand anders darauf antwortet.
Diese "Gespräche" gleichen einem Ping-Pong-Spiel und tragen in sehr hohem Maße dazu bei, dass sich viele Schülerinnen und Schüler "ausklinken" oder sich noch weniger am Gespräch beteiligen.

Häufig ähneln Unterrichtsgespräche auch eher einem Vortrag mit verteilten Rollen oder einem Lehrgespräch sokratischer Art nach dem Motto "Gut, dass wir mal darüber gesprochen haben ...".
Sie lassen z.B. die Eigenerarbeitung verbindlicher, für Schüler/innen klarer Ergebnisse vermissen. Auch die Ernsthaftigkeit des Unterrichts wird bezweifelt, die Schüler/innen fragen (sich) :

  • "Worüber haben wir jetzt eigentlich geredet?" Und vor allem:
  • "Wozu haben wir eigentlich darüber geredet?"