Unsere Gesellschaft ist stark konkurrenzorientiert.
Nicht nur im Sport zeigt sich, dass wir häufig spontan in
Kategorien von Gewinnen und Verlieren denken. Dies bestimmt oft
auch das Verhalten in Konflikten. Es geht darum, sich durchzusetzen
und oft auch, den anderen "klein zu machen". Manchmal
kann es schon richtig sein, kompromisslos auf seinem Standpunkt
zu beharren und diesen offensiv zu vertreten, etwa, wenn wirklich
unzumutbare Forderungen gestellt werden oder die Position der
anderen Person offensichtlich schädlich ist.
Aus dem Bereich des Militärs sind uns solche Fälle
bekannt: Muss ein Soldat einen Befehl ausführen, auch wenn
er weiß, dass dadurch ungerechtfertigt großes Leid
oder Unrecht geschieht? Dieser sogenannte "Befehlsnotstand"
ist meist ein innerer Konflikt, der eine folgenschwere persönliche
Entscheidung erfordert.
In unserem alltäglichen Leben wirkt sich das kompromisslose
Beharren auf der eigenen Position aber oft schädlich aus.
In einer demokratischen Gesellschaft sind wir immer wieder aufgefordert,
unsere eigene Position zu relativieren und Vereinbarungen mit
anderen zu treffen, was beinhaltet, Abstriche von unserer ursprünglichen
Position zu machen.
Das konflikthaftes Verhalten, ausgelöst durch die beschriebenen
Konkurrenzgefühle, können durch die folgenden Übungen
deutlich gemacht werden. Überraschende, kreative Lösungen
der Konflikten können auch von kleineren Schüler/innen
gefunden werden.
Diese Übungen sind für den konkreten Schulunterricht
gedacht:
Gewinner und Verlierer werden
festgestellt, anschließend werden Überlegungen angestellt,
ob es nicht auch zwei Gewinner geben könnte.
Übungen:
Armdrücken
Zwei Kinder bilden eine Gruppe und setzen sich an einen Tisch,
um die klassische "Armdrücken" - Position einzunehmen.
Der Auftrag lautet: "Ihr habt eine Minute Zeit. Zählt
bitte, wie oft ihr es schafft, den Arm runterzudrücken. Die
Gruppe hat gewonnen, die am meisten schafft."
Hintergrund: Es gewinnt nur die Gruppe, in der die Partner/innen
sich kooperativ verhalten und gegenseitig abwechselnd ohne Widerstand
immer wieder den Arm des Gegenübers runterdrücken. In
den 60 Sekunden sind so ohne weiteres über 100 Wiederholungen
möglich!
Diamant
Zwei Kinder bilden eine Gruppe. Ein Kind erhält einen schönen
Stein (Murmel, Nuss, Kugel, was auch immer...). Der Auftrag lautet:
"Einer von euch hat einen wunderschönen Diamanten. Es
ist ganz besonders wertvoll und kostet 1 Millionen Euro. Der andere
hat jetzt 2 Minuten Zeit, um an den Diamanten zu kommen. Alles
ist erlaubt!"
Hintergrund: Hier muss man die Nerven behalten und wirklich erst
einschreiten, wenn Blut zu fließen droht (oder die Einrichtung
leidet). Viele Kinder toben sofort los, rangeln, jagen sich, es
wird laut und hektisch. Aber am zufriedensten sind die Kids, die
verhandeln und z.B. eine 50/50-Lösung finden. Das sind die
beiden Gewinner/innen!
Die anderen schaffen es entweder, den Stein abzujagen oder zu
ihn behalten. Es gibt also einen Gewinner und einen Verlierer.
Nach der ersten Auswertungsrunde findet das gleiche Spiel mit
der gleichen Anleitung noch ein Mal statt...Vielleicht ist der
Lernerfolg einer kreativen Konfliktlösung sichtbar...oder
wird etwa Rache geübt...?
Malen
Zwei Kinder bilden eine Gruppe und sitzen am Tisch mit einem Blatt
Papier. Beide fassen einen Stift gemeinsam an. Es ist verboten,
zu reden oder sich miteinander zu verständigen. Das erste
Kind erhält - getrennt vom anderen und so, dass es kein anderer
hört - den Auftrag, einen Baum zu malen. Das Zweite erhält,
ebenfalls getrennt vom anderen, den gleichen Auftrag.
In der zweiten Runde wird wieder an jeden ein weiterer Auftrag
erteilt, z.B. jetzt ein Haus zu malen.
In der dritten Runde erhalten beide unterschiedliche Aufträge:
Male ein Auto! Und: Male eine Katze!
Hintergrund: Sehr leicht lässt sich feststellen, welches
Kind den Stift führt und wer nachgibt. Wenn unterschiedliche
Aufträge ausgeführt werden müssen, ist es sehr
interessant, welche Lösungen herauskommen! Eine Autokatze,
zwei Bilder oder auch nur eines (das andere Kind konnte seinen
Auftrag nicht verwirklichen!) sind möglich.
Wer setzt sich durch oder kann man durch kooperatives Verhalten
jedem zum "Recht" verhelfen?
3.9 Typisches Schulkonfliktpotential

4.2 Lösungsansätze und Lösungsmöglichkeiten
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