Friedemann Schultz von Thun, dessen dreibändiges, lebenspraktisch
orientiertes Werk "Miteinander reden" sehr bekannt geworden
ist, arbeitet in seinem
"Nachrichtenquadrat" und in dem "4-Ohren-Modell"
des Empfangs von Nachrichten den Zusammenhang von Inhaltsaspekt und
diverse Facetten des Beziehungsaspektes noch genauer als Watzlawick
heraus.
Dies soll jetzt genauer untersucht werden.

Der Sachinhalt
Worüber ich dich
informiere. |
Es geht um die Sache an sich,
eine Sachinformation wird ausgetauscht.
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Die Selbstoffenbarung
Was ich von mir selbst kundgebe.
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Die
Selbstoffenbarung in der Nachricht ist vielen Menschen gar nicht
bewusst oder geläufig.
Schultz von Thun sagt dazu:
"Wenn einer etwas von sich gibt, gibt er auch etwas von sich
- dieser Umstand macht jede Nachricht zu einer kleinen Kostprobe
der Persönlichkeit, was dem Sender nicht nur in Prüfungen
und in der Begegnung einige Besorgnis verursacht.
Mit dem zunehmenden Einfluss der Humanistischen Psychologie in
Deutschland wurde uns klar, dass ein "Leben hinter Fassaden"
zwar die Selbstoffen-barungsangst eindämmen kann, aber mit
großen Kosten für die seelische Gesundheit und für
die Zwischenmenschliche Verständigung verbunden ist.
Mit diesem Aspekt ist das Thema der Echtheit (Authentizität)
angesprochen." |
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Der Appellaspekt |
Der
Appellaspekt ist uns dagegen sehr geläufig :
Wir wollen etwas mit unserer Kommunikation erreichen, in der Regel
soll jemand etwas tun und das wissen wir auch. Die Welt ist voller
Appelle, und das sind meist Aufforderungen, etwas zu tun. |
Wozu ich dich
veranlassen möchte. |
Die Beziehungsseite
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Die Beziehungsseite ist uns ebenfalls
geläufig, denn wir wissen, wenn wir mal ehrlich mit uns
sind, sehr genau, dass wir vieles tun, weil uns etwas an dem
anderen Menschen liegt und nicht, weil es vielleicht vernünftig
wäre.
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Was ich von dir halte und
wie wir zueinander stehen. |
Wir sagen, wir tun es um des anderen Willen:
- für den Partner/die Partnerin,
- für den beliebten Lehrer/ die beliebte Lehrerin,
- für den Freund/ die Freundin,
- für den bemitleidenswerten, armen Menschen dort auf der
Straße,
- für die netten Nachbarn
Wir wissen, dass wir vieles nicht tun, weil uns
an dem Gegenüber so gar nichts liegtauch wenn es wohl vernünftig
wäre, oder weil wir diesen Menschen gar nicht (mehr) mögen:
- die geschiedene Ehefrau oder der geschiedene Ehemann,
- der Rivale/ die Rivalin
- der Angeber von gegenüber
- die ungeliebten Nachbarn
Das Nachrichtenquadrat wiederholt selbiges
auf der Empfängerseite.
Jede Nachricht kann man spiegelbildlich mit 4 Ohren empfangen.

Schulz von Thun schreibt dazu:
"Je nachdem, auf welcher Seite er (der Empfänger - KS)
besonders hört, ist seine Empfangstätigkeit eine andere:
den Sachinhalt sucht er zu verstehen. Sobald er die Nachricht auf
die Selbstoffenbarungsseite hin "abklopft", ist er personaldiagnostisch
tätig (" Was ist das für eine(r)?" bzw. "Was
ist im Augenblick los mit ihr/ihm?") Durch die Beziehungsseite
ist der Empfänger persönlich besonders betroffen (Wie
steht der Sender zu mir, was hält er von mir, wen glaubt er
vor sich zu haben, wie fühle ich mich behandelt?).
Die Auswertung der Apellseite schließlich geschieht unter
der Fragestellung " Wo will er mich hinhaben?" bzw. in
Hinblick auf die Informationsnutzung (" Was soll ich am besten
tun, nachdem ich das nun weiß?" (Schulz
von Thun 1998: S. 41/181)
Der Empfänger habe, so Schulz von Thun, prinzipiell die freie
Auswahl, auf welcher Seite der Nachricht er empfängt. Dazu bringt
er ein Beispiel aus der Schule:
1.5 Fünf kommunikations-psychologische
Axiome  1.7
Körpersprache
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