1 Nachdenken über Kommunikation und Rhetorik

1.6 Die vier Seiten einer Nachricht











Friedemann Schultz von Thun, dessen dreibändiges, lebenspraktisch orientiertes Werk "Miteinander reden" sehr bekannt geworden ist, arbeitet in seinem
"Nachrichtenquadrat" und in dem "4-Ohren-Modell" des Empfangs von Nachrichten den Zusammenhang von Inhaltsaspekt und diverse Facetten des Beziehungsaspektes
noch genauer als Watzlawick heraus.

Dies soll jetzt genauer untersucht werden.

 

 

Der Sachinhalt

Worüber ich dich
informiere.

Es geht um die Sache an sich,
eine Sachinformation wird ausgetauscht.




Die Selbstoffenbarung

Was ich von mir selbst kundgebe.

Die Selbstoffenbarung in der Nachricht ist vielen Menschen gar nicht bewusst oder geläufig.
Schultz von Thun sagt dazu:
"Wenn einer etwas von sich gibt, gibt er auch etwas von sich - dieser Umstand macht jede Nachricht zu einer kleinen Kostprobe der Persönlichkeit, was dem Sender nicht nur in Prüfungen und in der Begegnung einige Besorgnis verursacht.
Mit dem zunehmenden Einfluss der Humanistischen Psychologie in Deutschland wurde uns klar, dass ein "Leben hinter Fassaden" zwar die Selbstoffen-barungsangst eindämmen kann, aber mit großen Kosten für die seelische Gesundheit und für die Zwischenmenschliche Verständigung verbunden ist.

Mit diesem Aspekt ist das Thema der Echtheit (Authentizität) angesprochen."
 


 

Der Appellaspekt
Der Appellaspekt ist uns dagegen sehr geläufig :
Wir wollen etwas mit unserer Kommunikation erreichen, in der Regel soll jemand etwas tun und das wissen wir auch. Die Welt ist voller Appelle, und das sind meist Aufforderungen, etwas zu tun.
Wozu ich dich
veranlassen möchte.


 

Die Beziehungsseite

Die Beziehungsseite ist uns ebenfalls geläufig, denn wir wissen, wenn wir mal ehrlich mit uns sind, sehr genau, dass wir vieles tun, weil uns etwas an dem anderen Menschen liegt und nicht, weil es vielleicht vernünftig wäre.

Was ich von dir halte und
wie wir zueinander stehen.

 

Wir sagen, wir tun es um des anderen Willen:

  • für den Partner/die Partnerin,
  • für den beliebten Lehrer/ die beliebte Lehrerin,
  • für den Freund/ die Freundin,
  • für den bemitleidenswerten, armen Menschen dort auf der Straße,
  • für die netten Nachbarn
Wir wissen, dass wir vieles nicht tun, weil uns an dem Gegenüber so gar nichts liegtauch wenn es wohl vernünftig wäre, oder weil wir diesen Menschen gar nicht (mehr) mögen:
  • die geschiedene Ehefrau oder der geschiedene Ehemann,
  • der Rivale/ die Rivalin
  • der Angeber von gegenüber
  • die ungeliebten Nachbarn

 

Das Nachrichtenquadrat wiederholt selbiges auf der Empfängerseite.
Jede Nachricht kann man spiegelbildlich mit 4 Ohren empfangen.

 

Schulz von Thun schreibt dazu:

"Je nachdem, auf welcher Seite er (der Empfänger - KS) besonders hört, ist seine Empfangstätigkeit eine andere: den Sachinhalt sucht er zu verstehen. Sobald er die Nachricht auf die Selbstoffenbarungsseite hin "abklopft", ist er personaldiagnostisch tätig (" Was ist das für eine(r)?" bzw. "Was ist im Augenblick los mit ihr/ihm?") Durch die Beziehungsseite ist der Empfänger persönlich besonders betroffen (Wie steht der Sender zu mir, was hält er von mir, wen glaubt er vor sich zu haben, wie fühle ich mich behandelt?).
Die Auswertung der Apellseite schließlich geschieht unter der Fragestellung " Wo will er mich hinhaben?" bzw. in Hinblick auf die Informationsnutzung (" Was soll ich am besten tun, nachdem ich das nun weiß?" (Schulz von Thun 1998: S. 41/181)

 

Der Empfänger habe, so Schulz von Thun, prinzipiell die freie Auswahl, auf welcher Seite der Nachricht er empfängt. Dazu bringt er ein Beispiel aus der Schule:

"Ein Lehrer ist auf dem Weg in sein Klassenzimmer, als ihm die elfjährige Astrid entgegenkommt.
"Herr Lehrer, die Resi hat ihren Atlas einfach in die Ecke gepfeffert!"
 Reaktion auf den Sachinhalt: "Und hat sie das mit Absicht getan?"
 
 die Selbstoffenbarung : "Du bist ganz schön böse darüber, Astrid?" oder:
"Du bist ja eine Petzliese!"

 der Beziehungsseite: "Warum erzählst du mir das? Ich bin doch nicht euere Polizist!" oder:
"Ich freue mich, dass du Vertrauen zu mir hast..."


1.5 Fünf kommunikations-psychologische Axiome 1.7 Körpersprache

 



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
















Übung:
Was soll der andere tun
?

 

 

 

 

 

 

 



Übung:
Wer darf was zu wem sagen?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Literatur