Selbstkonzepte und ihre Auswirkungen
In der Transaktionsanalyse (TA), die vor
allem von Eric Berne in den 60er und 70er Jahren entwickelt wurde,
wird kommunikatives Verhalten und Interaktion
unter dem Aspekt der "Transaktion", des "Hin- und
Herreichens" nicht nur zwischen
den Kommunikationsteilnehmern, sondern auch in der Persönlichkeit
der Teilnehmer selbst behandelt.
Bei vielen spontanen Aktivitäten kann man erkennen, dass die
Menschen sehr plötzlich und unlogisch wechselnde kommunikative
Verhaltensweisen, Ansichten, verbales und nonverbales Verhalten
zeigen.
Die Transaktionsanalyse hat sich
der Aufklärung solcher Phänomene zugewandt und sie als
Ausdruck verschiedener "Ich-Zustände"
im Sinne von verschiedenen Gedanken- und Gefühlssystemen aufgefasst,
die sich in unterschiedlichen Verhaltensmustern offenbaren.
Von da aus unternimmt die TA
eine strukturale Analyse der Ich-Zustände und eine Transaktionale
Analyse des Hin- und Herreichens von Kommunikationen in diesen Ich-Zuständen.
Weiterhin hat Eric
Berne auch sogenannte "Spiele
der Erwachsenen" - strukturierte Kommunikationsabläufe
als feste Transaktionsfolgen - analysiert und schließlich
versucht, verschiedene Lebensskripte, "Drehbücher"
für Verhalten im Rahmen eines Lebensplanes herauszuarbeiten.
Jeder Mensch besitzt
nach Ansicht der Transaktionsanalyse drei Ich-Zustände:
- das Eltern-Ich
(Elt)
- das Erwachsenen-Ich
(Erw)
- das Kindheits-Ich
(K)
Die Begriffe sind an Siegmund Freuds "Über-Ich",
"Ich" und "Es" angelehnt.
TRANSAKTIONALE
ANALYSE
Unter Transaktion
versteht die Transaktionale Analyse die Grundeinheit aller
sozialen Verbindungen.
Transaktions-Stimulus
Begegnen sich (zwei) Menschen, beginnen sie nach kurzer Zeit im
Rahmen der sozialen Gegebenheiten voneinander Notiz zu nehmen
und eventuell miteinander zu kommunizieren. Mindestens eine der
Personen nimmt Kontakt mit einer oder mehreren anderen Personen
auf.
Transaktions-Reaktion
Reagiert die andere Person darauf, spricht man von einer Transaktions-Reaktion.
Entscheidend für den Fortgang
und das Glücken der Kommunikation ist, aus welchem
Ich-Zustand jeweils der Stimulus und die Reaktion herausgekommen
ist, und an welchen Ich-Zustand er adressiert ist. |
Die Transaktionale Analyse unterscheidet
drei Arten von Transaktionen:
- die
parallele oder komplementäre Transaktion
- die
gekreuzte Transaktion
- die
latente oder komplizierte Transaktion
Die parallele oder komplementäre
Transaktion
Die positivste Transaktion
ist die, in der derselbe Ich-Zustand
in Stimulus und Reaktion tätig wird und, wenn
auch der gleiche Ich-Zustand
adressiert wird.
Wenn sich z.B. das Kindheits-Ich der einen Person an das Kindheits-Ich
der anderen wendet und diese auch aus dem Kindheits-Ich heraus
reagiert, dann läuft normalerweise alles gut.
Zwar gibt es auch negative, komplementäre Transaktionen,
das liegt dann aber am Inhalt der Aussage.
Nach einer
komplementären parallelen Transaktion Eltern-Ich
an Kindheits-Ich oder Kindheits-Ich
an Eltern-Ich findet eine weitere
Kommunikation statt, oft sogar auf der sachlichen Ebene, dem Erwachsenen-Ich.
Doch auch umgekehrt ist diese Transaktion möglich. Das kritische
Eltern-Ich erhält die Reaktion aus dem weinenden Kindheits-Ich
und fühlt sich verstanden und akzeptiert und ist befriedigt.
Antwortet der andere Partner jedoch
aus einem anderen Ich-Zustand als dem angesprochenen,
dann ist der Fortgang der Kommunikation meist nicht so positiv
gesichert, diese nennt sich die gekreuzte
Transaktion.
Die gekreuzte
Transaktion
Bei der gekreuzten
Transaktion reagiert der Empfänger
aus einem anderen
Ich-Zustand als aus dem vom Sender adressierten.
Die Folge ist, dass der Sender nicht die erwartete Reaktion auf
seinen Stimulus empfängt und sich dadurch oft miss- oder
unverstanden fühlt. Das stört den Fortgang der Kommunikation
oder kann zum Abbruch der Kommunikation führen.
Erkennt der Sender
das "Kreuz" in der Transaktion, sollte er nach dem Motto
"der Klügere gibt nach" handeln, denn es ist anzunehmen,
dass der Empfänger im Augenblick nicht aus dem adressierten
Ich-Zustand heraus handeln kann.
Gekreuzte Transaktionen können
folgende Probleme/Situationen markieren:
- der Empfänger hatte andere Erwartungen
an den Sender
- es wird eine Entscheidung gefordert, in
der der Empfänger den Ich-Zustand "wechseln"
möchte
- die gekreuzte Transaktion ist (bewusst)
als "Aufstand" inszeniert worden (absichtliches oder
unabsichtliches "Missverstehen")
Gekreuzte Transaktionen
können aber auch insofern positiv gesehen werden, als sie
die Chance zur Metakommunikation
geben und zu einem vertieften Verständnis führen können,
wie z.B. in diesem Beispiel:
Der Kommunikationspartner
reagiert nicht im angesprochenen Kindheits-Ich, sondern im Erwachsenen-Ich,
versucht so die drohende Konfliktsituation zu vermeiden und die
Kommunikationsebene auf die Sachebene zu verlagern.
Die latente oder
komplizierte Transaktion
Unter einer latenten, komplizierten Transaktion versteht man ein
soziales/ kommunikatives Verhalten,
bei dem mindestens ein Teilnehmer in mehr als einem Ich-Zustand
gleichzeitig tätig wird.
Es sind dies die Kommunikationen bei denen zwei verschiedene Botschaften
ausgesandt werden. Wir finden einmal die offene
Botschaft, die sprachlich oder
durch ein anderes Verhalten ausgedrückt wird. Die TA nennte
diese "Botschaft auf der sozialen Ebene".
Hinzu kommt
die latente, die indirekte Botschaft,
die sog. "zwischen-den-Zeilen-Information". Sie enthält
Auskünfte über den Inneren Zustand, die Motivation und
die Beziehung des Senders zum Empfänger.
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Die verdeckte Transaktion im
Kindheits-Ich wurde
entschlüsselt, entsprechende Reaktion. |
Die
verdeckte Transaktion ist nicht bemerkt worden, oder aber
bemerkt und bewusst nicht darauf eingegangen worden. |
Der Erfolg solcher
latenten, komplizierten Transaktionen hängt davon ab, ob
der Empfänger in der Lage oder
Willens ist, diese verdeckte Botschaft zu erkennen und auf sie
einzugehen.
Sind in einer Transaktion eine offene und eine verdeckte
Ebene beteiligt, so greift
zunächst in der Regel die verdeckte Ebene (indirekte
Äußerung).
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Die Kommunikation in offenen und verdeckten Botschaften (latente/komplizierte
TA) kann zu großen Schwierigkeiten
und Unstimmigkeiten führen:
es kann beispielsweise passieren, dass indirekte Botschaften gar
nicht oder falsch wahrgenommen werden.
Die Folge ist eine schwere Enttäuschung. Andererseits muss
jemand, der solche Botschaften aussendet auch davon ausgehen,
dass weder der Anspruch auf eine Antwort auf die indirekte Botschaft
besteht noch ein solcher auf deren Registrierung.
Indirekte Botschaften
haben schließlich auch Gründe, die man als Verbergen
oder nicht die Verantwortung für Botschaften übernehmen
bezeichnen kann. Oder es kann
ein Schamgefühl leitend sein,
das uns verbietet, bestimmte Dinge direkt auszusprechen, wie z.B.
in unserem Beispiel bei der Botschaft
über die Einladung zum Glas Wein.
Und schließlich kann auch die
Angst einen davon abhalten, Botschaften
direkt auszusprechen, man denke an die Form der Aesopschen Parabel,
in denen Sklaven im Römischen Reich ihre Kritik an ihren
Herren äußerten.
Ironie und manche
Formen des Humors sind auf latente komplizierte Transaktionen
aufgebaut.
1.8 Kommunikationsstile 1.10
Spiele der Erwachsenen
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