1 Nachdenken über Kommunikation und Rhetorik

1.9 Das ICH in Transaktion










DAS ELTERN-ICH (Elt)

In diesem Ich-Zustand werden Verhaltensweisen gezeigt:

  • die das Verhalten anderer kritisieren oder verbessern wollen,
  • die dem eigenen Verhalten einen (moralischen) Hintergrund geben,
  • die das spontane Verhalten kontrollieren.

Insofern hat das Eltern-Ich sehr viel mit dem zu tun, was wir "Gewissen" nennen.

Jeder Mensch hat seine persönlichen Programme verinnerlicht und diese Programme sind stark durch den elterlichen Einfluss entstanden: man verhält sich meist ein Leben lang so, wie man es von den Eltern gelernt oder erfahren hat. Solche Programme wirken sogar, wenn man es "einmal besser oder anders machen will", als die eigenen Eltern: Entweder kommt es doch nicht zur Realisierung dieses Wunsches oder die Realisierung dieses Wunsches erfolgt exakt entlang der "Regeln der Eltern".


Das Eltern-Ich kann in ein fürsorgliches und ein kritisches unterteilt werden:

Das kritische Eltern-Ich ist:

  • bemängelnd,
  • sucht vieles besser zu wissen,
  • versucht, Vorurteile und Urteile zu kommunizieren,
  • versucht, andere anzuleiten.

Das fürsorgliche Eltern-Ich ist:

  • hilfsbereit,
  • in manchem selbstlos,
  • versucht in dieser Hinsicht auch pädagogisch zu leiten.

Lehrerinnen und Lehrer haben in ihrer Berufstätigkeit dominante Verhaltensweisen aus dem Eltern-Ich, und zwar fürsorgliche wie auch fordernde und kritische.

 

Dieser Ich-Zustand als Selbstkonzept lässt sich sowohl in körpersprachlichen als auch in verbalsprachlichen Indizien beobachten:

Köpersprachliche Indizien verbalsprachliche Indizien
  • Stirn in Falten legen
  • der ausgestreckte
  • Zeigefinger (Lehrfinger)
  • gespitzte Lippen
  • gerunzelte Brauen
  • Zungenschnalzen
  • Seufzen
  • väterliche Umarmung
  • Schulterklopfen
  • "Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass..."
  • "Wie konntest du nur!"
  • "Was fällt dir ein!"
  • "Nein und nochmals nein!"
  • "Du musst immer daran denken, dass..."
  • "Was, schon wieder!"
  • "Wenn ich Du wäre, dann..."
  • "Menschenskind!"
  • "Na, na!"

 

 

 

 








DAS ERWACHSENEN-ICH (Erw)


Das Erwachsenen-Ich ist mit dem Begriff vom Ich bei Sigmund Freud weitgehend identisch.
Es ist der Teil unserer Persönlichkeit, der uns hilft Entscheidungen zu treffen, Daten und Fakten aufzunehmen, zu analysieren, zu speichern und abzurufen.
Es markiert den sachlichen und rationalen Aspekt unserer Persönlichkeit. Im Bereich der körpersprachlichen Indizien (emotive Seite unserer Sprache) ist das Erwachsenen-Ich wenig repräsentiert. Ein Indiz dafür, dass eine Person mit seinem Erwachsenen-Ich zuhört ist ein offenes, dem Gesprächspartner zugewandtes Gesicht.

Verbalsprachliche Indizien kommen aus dem Wortschatz der sachlichen, rationalen Argumentation und Analyse, also z.B. Fragen mit Fragewörtern wie:

Wer? Wie? Warum? Wo? Was? Wie viel? Auf welche Weise?

Auf das Erwachsenen-Ich hinweisen können auch wertende Wörter, wie: richtig, wahr, wahrscheinlich, möglicherweise oder Einschätzungen wie: "ich denke, ich glaube, ich finde"

 

DAS KINDHEITS-ICH (K)

Das Kindheits-Ich ähnelt sehr dem "Es" bei Freud. Im Kindheits-Ich lebt der Mensch seine Bedürfnisse, Triebe und Antriebe und das "Haben- und Tun-Wollen" spontan aus.

Neugierde, Spontaneität, Kreativität, Forscherdrang und Sexualität sowie ein natürlicher Spieltrieb gehören dazu.
Das Kindheits-Ich kennt keine Moral, darf aber nicht einfach als kindlich oder unreif bezeichnet werden, sondern eher als kindhaft.

Das Kindheits-Ich gehört ein Leben zu einer Person lang. Es ist der eigentliche "Sitz der Gefühle".

Das Kindheits-Ich kann wieder in zwei gegensätzliche "Seiten" unterteilt werden. Dafür werden nach Birkenbihl die Begriffe "weinendes" und "natürliches" Kind verwendet. Diese Begriffe sind so eindeutig und aussagekräftig gewählt, dass sie kaum einer näheren Beschreibung bedürfen.

Dieser Ich-Zustand als Selbstkonzept lässt sich sowohl in körpersprachlichen als auch in verbalsprachlichen Indizien beobachten:

körpersprachliche Indizien verbalsprachliche Indizien
  • Weinen,
  • Schmollen,
  • Wutanfälle,
  • Achselzucken,
  • Betteln,
  • Nägelkauen

    aber auch:

  • Kichern,
  • Lachen,
  • rollende Augen,
  • Grimassen schneiden,
  • Zunge rausstrecken u.ä.
  • "Ich will..."
  • "Ich wünsche mir..."
  • "Ist mir doch egal..."
  • "Weiß ich doch nicht..."
  • "Ich habe (keine) Lust..."
  • "Null Bock! "

    aber auch sprachliche Äußerungen aus der Kindheitsperspektive:

  • "Wenn ich groß bin"

    oder überhaupt superlativische Ausdrücke wie
    :

  • am größten, toll, geil, super".