3 Konflikte lernen, erkennen und analysieren

3.8 Eskalation von Konflikten









Konflikte gehören, wir haben es schon gesagt, zum Leben, sie sind also an sich nichts Schlimmes. Bedrohlich kann es allerdings werden, wenn sie sich verhärten, eskalieren. Und dies passiert meistens dann, wenn sie verdrängt werden und man nichts tut, um sie beizulegen.

Die neun Stufen der Konflikteskalation nach F. Glasl

  1. Verhärtung:
    Die Standpunkte verhärten sich und prallen aufeinander. Das Bewusstsein bevorstehender Spannungen führt zu Verkrampfungen. Trotzdem besteht noch die Überzeugung, dass die Spannungen durch Gespräche lösbar sind. Noch gibt es keine starren Parteien oder Lager.

  2. Debatte:
    Es findet eine Polarisation im Denken, Fühlen und Wollen statt, ein Schwarz-Weiß-Denken und eine Sichtweise von Überlegenheit und Unterlegenheit entsteht.

  3. Aktionen:
    Die Überzeugung, dass "Reden nichts mehr hilft", gewinnt an Bedeutung und man verfolgt eine Strategie der vollendeten Tatsachen. Die Empathie mit der "anderen" Person geht verloren, die Gefahr von Fehlinterpretationen wächst.

  4. Images/Koalitionen:
    Die "Gerüchteküche" kocht, Stereotypen und Klischees werden aufgebaut. Die Konfliktparteien manövrieren sich gegenseitig in negative Rollen und bekämpfen sich. Es findet eine Werbung um Anhänger statt.

  5. Gesichtsverlust:
    Es kommt zu öffentlichen und direkten (verbotenen) Angriffen, die auf den Gesichtsverlust des Gegners abzielen.

  6. Drohstrategien:
    Drohungen und Gegendrohungen nehmen zu. Durch das Aufstellen von Ultimaten wird die Konflikteskalation beschleunigt.

  7. Begrenzte Vernichtungsschläge:
    Der Gegner wird nicht mehr als Mensch gesehen. Begrenzte Vernichtungsschläge werden als "passende" Antwort durchgeführt. Es findet eine
    Umkehrung der Werte statt: ein relativ kleiner eigener Schaden wird bereits als Gewinn bewertet.

  8. Zersplitterung:
    Die Zerstörung und Auflösung des feindlichen Systems wird als Ziel intensiv verfolgt.

  9. Gemeinsam in den Abgrund:
    Es kommt zur totalen Konfrontation ohne einen Weg zurück. Die Vernichtung des Gegners zum Preis der Selbstvernichtung wird in Kauf genommen.


Beschimpfungen:
Zur Eskalation von Konflikten gehört die Tendenz der Beteiligten, den anderen "niederzumachen". Dies kann bis zur offenen körperlichen Gewalt reichen. Genauso verletzend können aber auch verbale Attacken sein - ein paar davon sind im folgenden Abschnitt zusammengestellt.



Die zehn fatalen Regeln, die Günther Gugel und Uli Jäger vom Verein für Friedenspädagogik Tübingen e.V. unter dem ironischen Motto
"So gewinnst Du jeden Konflikt" 1999 zusammengestellt haben.

Leider sind diese Verhaltensweisen manchmal traurige Realität:

  1. Beharre unbedingt auf deinem Standpunkt, der andere wird schon nachgeben.
  2. Mache permanent und lautstark in der Öffentlichkeit bekannt, dass das Recht auf deiner Seite ist und der Gegner Unrecht begeht.
  3. Suche nur Lösungen, die deine Interessen maximal befriedigen, schließlich bist du ja im Recht.
  4. Stelle den Gegner vor vollendete Tatsachen, das nimmt ihm den Wind aus den Segeln.
  5. Suche dir Verbündete, die dir bedingungslos folgen, das schüchtert ein.
  6. Wenn der Gegner nicht einlenkt, so drohe ihm Gewalt an, das zeigt immer Wirkung.
  7. Akzeptiere auf keinen Fall Vermittlungsversuche Dritter, denn diese wollen nur deinen Gegner unterstützen.
  8. Ziehe Erkundigungen über das Privatleben deines Gegners ein und gib diese an die Presse weiter.
  9. Wenn dies nicht ausreicht, so lanciere Gerüchte, über geplatzte Schecks, drohende Zahlungsunfähigkeit oder sexuelle Eskapaden deines Gegners.
  10. Gemeinsam mit dem Gegner unterzugehen ist allemal besser, als Zugeständnisse zu machen, schließlich geht es ja um den Sieg der Wahrheit.

 

3.7 Scheinkonflikte 3.9 Typisches Schulkonfliktpotential

 

 

 

 



Vertiefung:
zum Verständnisses
der Eskalationsstufen



Übung:
Auswegen aus Konflikten



Übung
zur Selbstreflektion eigener Konflikte

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Übung
für Schüler/innen: Pöbeln

 

 

 

 

 



Literatur