Um einen Konflikt richtig beurteilen zu können, muss man
wissen, um welche Konfliktart es
sich handelt. Grundsätzlich unterscheidet man die folgenden
Konflikttypen, die im weiteren einzeln beschrieben werden:
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Innerseelische Konflikte
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Sachkonflikte
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Beziehungskonflikte
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Rollenkonflikte
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Verteilungskonflikte
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Zielkonflikte
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Beurteilungs- bzw. Wahrnehmungskonflikte
Die Konfliktypen im Einzelnen
1. Innerseelische Konflikte
Natürlich kann man sagen, dass alle Konflikte, die von außen
auf uns kommen, etwas mit unserem Inneren zu tun haben oder dort
Auswirkungen haben, z.B. auf unser Selbstbild, auf Vorstellungen
von Beziehungen (Enttäuschung), auf unsere innere Befindlichkeit.
Ebenso kann man sagen, dass innere Konflikte immer auch etwas
mit dem Außen' zu tun haben, mit unserer Entwicklung,
unseren wesentlichen Bezugspersonen, den Umständen unseres
Lebens.
Es gibt also typische Konflikte, die sich weitgehend im Innern
entwickeln und dann nach außen strahlen - die Konflikte
der Pubertät oder des Alters etwa, manche Probleme, die man
anderen nur schwer mitteilen kann. Wenn diese inneren Konflikte
sehr gravierend werden, ist es nötig, Therapeut/innen zur
Hilfe und zur Lösung zu konsultieren. Es ist von großer
Wichtigkeit, solche Konflikte im Auge zu behalten, da sie bei
den aktuellen Konflikten mit anderen jeweils von Bedeutung sind.
Es wäre also gut, sie zu kennen und möglichst ohne Druck
im persönlichen Gespräch zu ihnen vorzudringen, denn
solche Konflikte berühren eine sehr empfindliche Schicht
unserer Persönlichkeit und machen unser Verhalten nach außen
für die anderen oft unkalkulierbar.
2. Sachkonflikte
Hier geht es schwerpunktmäßig um Konflikte, die sich
wirklich um eine Sache' drehen.
- Wer bekommt in diesem Sommer zuerst Urlaub?
- Wer hat Vorfahrt?
- Wer ist schuld an einem Unfall etc.?
Allerdings sehen wir schon aus unserer Erfahrung und aus der
Äußerung zu Punkt 1., dass es kaum reine' Sachkonflikte
gibt.
Auch hier spielt wieder das Selbstbild und die Beziehungsseite
jeglicher Kommunikation mit. Wenn wir den Urlaub nicht bekommen,
sind wir enttäuscht, fühlen uns zurückgesetzt,
vermuten vielleicht den Racheakt einer Kollegin.
3. Beziehungskonflikte
Beziehungskonflikte sind uns sehr vertraut - wir geraten mit
einer Person in Streit, die wir sowieso eigentlich nicht leiden
können, wir fühlen uns von unserem Chef konstant benachteiligt
(das kann bis zum Eindruck des Mobbing' führen), in
einer Ehe kommt es immer wieder zum Streit.
Karl Berkel drückt es so aus: "Beziehungskonflikte entstehen,
wenn eine Partei die andere verletzt, demütigt, missachtet."
(Berkel 1999: S. 20)
4. Rollenkonflikte
Ein
Rollenkonflikt kann sich ergeben, wenn Rollen gewechselt werden
(z.B. die Mitarbeiterin wird zur Chefin), einer die Rolle des
anderen nicht akzeptiert oder eine Person ihrer Rolle nicht gerecht
wird bzw. sie nicht akzeptiert.
5. Verteilungskonflikte
Verteilungskonflikte sind Konflikte über Lohn, Macht, Anerkennung,
Wertschätzung, Ausstattung und ähnliches.
6. Zielkonflikte
Zielkonflikte können Prioritätensetzungen, Ziele und
Wege dorthin zum Gegenstand haben. Oder kurz: "Ja, wohin
laufen wir denn?!"
7. Beurteilungs- oder Wahrnehmungskonflikte
Wenn ich etwas anders sehe als Sie, ist das normal.
Wenn ich dann sage, ich hätte recht mit meiner Sichtweise
und Sie wären daher notwendigerweise im Irrtum, ist dies
die klassische Grundlage für einen Wahrnehmungskonflikt.
In gewisser Weise ist nahezu jeder Konflikt ein Wahrnehmungskonflikt:
der eine nimmt den anderen und die gesamte Situation auf eine
bestimmte Art wahr und reagiert darauf.
Diese Reaktion wird vom Gegenüber auf die ebenfalls eigene
Art wahrgenommen und nicht unbedingt so verstanden, wie es gemeint
war.
Wahrnehmungskonflikte zeigen an, dass wir in konstruierten Wirklichkeiten
leben oder dass jede Person in ihrer eigenen Wirklichkeit lebt.
3.1 Konflikte gibt
es immer und überall  3.3
Konfliktanlässe
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