3 Konflikte lernen, erkennen und analysieren

3.2 Konflikttypen









Um einen Konflikt richtig beurteilen zu können, muss man wissen, um welche Konfliktart es sich handelt. Grundsätzlich unterscheidet man die folgenden Konflikttypen, die im weiteren einzeln beschrieben werden:

  1. Innerseelische Konflikte
  2. Sachkonflikte
  3. Beziehungskonflikte
  4. Rollenkonflikte
  5. Verteilungskonflikte
  6. Zielkonflikte
  7. Beurteilungs- bzw. Wahrnehmungskonflikte

 

Die Konfliktypen im Einzelnen


1. Innerseelische Konflikte

Natürlich kann man sagen, dass alle Konflikte, die von außen auf uns kommen, etwas mit unserem Inneren zu tun haben oder dort Auswirkungen haben, z.B. auf unser Selbstbild, auf Vorstellungen von Beziehungen (Enttäuschung), auf unsere innere Befindlichkeit.

Ebenso kann man sagen, dass innere Konflikte immer auch etwas mit dem ‚Außen' zu tun haben, mit unserer Entwicklung, unseren wesentlichen Bezugspersonen, den Umständen unseres Lebens.

Es gibt also typische Konflikte, die sich weitgehend im Innern entwickeln und dann nach außen strahlen - die Konflikte der Pubertät oder des Alters etwa, manche Probleme, die man anderen nur schwer mitteilen kann. Wenn diese inneren Konflikte sehr gravierend werden, ist es nötig, Therapeut/innen zur Hilfe und zur Lösung zu konsultieren. Es ist von großer Wichtigkeit, solche Konflikte im Auge zu behalten, da sie bei den aktuellen Konflikten mit anderen jeweils von Bedeutung sind. Es wäre also gut, sie zu kennen und möglichst ohne Druck im persönlichen Gespräch zu ihnen vorzudringen, denn solche Konflikte berühren eine sehr empfindliche Schicht unserer Persönlichkeit und machen unser Verhalten nach außen für die anderen oft unkalkulierbar.

 

2. Sachkonflikte

Hier geht es schwerpunktmäßig um Konflikte, die sich wirklich um eine ‚Sache' drehen.

  • Wer bekommt in diesem Sommer zuerst Urlaub?
  • Wer hat Vorfahrt?
  • Wer ist schuld an einem Unfall etc.?

Allerdings sehen wir schon aus unserer Erfahrung und aus der Äußerung zu Punkt 1., dass es kaum ‚reine' Sachkonflikte gibt.
Auch hier spielt wieder das Selbstbild und die Beziehungsseite jeglicher Kommunikation mit. Wenn wir den Urlaub nicht bekommen, sind wir enttäuscht, fühlen uns zurückgesetzt, vermuten vielleicht den Racheakt einer Kollegin.

 

3. Beziehungskonflikte

Beziehungskonflikte sind uns sehr vertraut - wir geraten mit einer Person in Streit, die wir sowieso eigentlich nicht leiden können, wir fühlen uns von unserem Chef konstant benachteiligt (das kann bis zum Eindruck des ‚Mobbing' führen), in einer Ehe kommt es immer wieder zum Streit.
Karl Berkel drückt es so aus: "Beziehungskonflikte entstehen, wenn eine Partei die andere verletzt, demütigt, missachtet." (Berkel 1999: S. 20)

 

4. Rollenkonflikte

Ein Rollenkonflikt kann sich ergeben, wenn Rollen gewechselt werden
(z.B. die Mitarbeiterin wird zur Chefin), einer die Rolle des anderen nicht akzeptiert oder eine Person ihrer Rolle nicht gerecht wird bzw. sie nicht akzeptiert.

 

5. Verteilungskonflikte

Verteilungskonflikte sind Konflikte über Lohn, Macht, Anerkennung,
Wertschätzung, Ausstattung und ähnliches.

 

6. Zielkonflikte


Zielkonflikte können Prioritätensetzungen, Ziele und Wege dorthin zum Gegenstand haben. Oder kurz: "Ja, wohin laufen wir denn?!"

 

7. Beurteilungs- oder Wahrnehmungskonflikte

Wenn ich etwas anders sehe als Sie, ist das normal.
Wenn ich dann sage, ich hätte recht mit meiner Sichtweise und Sie wären daher notwendigerweise im Irrtum, ist dies die klassische Grundlage für einen Wahrnehmungskonflikt.

In gewisser Weise ist nahezu jeder Konflikt ein Wahrnehmungskonflikt: der eine nimmt den anderen und die gesamte Situation auf eine bestimmte Art wahr und reagiert darauf.
Diese Reaktion wird vom Gegenüber auf die ebenfalls eigene Art wahrgenommen und nicht unbedingt so verstanden, wie es gemeint war.
Wahrnehmungskonflikte zeigen an, dass wir in konstruierten Wirklichkeiten leben oder dass jede Person in ihrer eigenen Wirklichkeit lebt.

 

3.1 Konflikte gibt es immer und überall 3.3 Konfliktanlässe