Die Konfliktursachen liegen häufig sehr tief und sind nur
sehr schwer zu entschlüsseln. Hier ist es wie mit den Konflikttypen,
die wir ja schon vorher behandelt haben:
ein "Elend" kommt selten allein.
Grundsätzlich sind folgende Faktoren
ausschlaggebend:
- Sozialisation
- Institutionen und Rollen
- Zeichensysteme
- Situationen
- Personen und ihre Selbstbilder
Dazu die folgenden Anmerkungen:
1. Sozialisation
Wir alle wissen, dass unsere familien- und gesellschaftlichen
Erfahrungen unser Verhalten und unsere Weisen, mit Schwierigkeiten
umzugehen, bestimmen. Manche Jugendlichen haben z.B. einfach nichts
anderes gelernt, als in Konflikten loszupöbeln oder gewalttätig
zu werden. Gewaltbereite Männer sind eher "arm dran"
als stark und mutig. Den Umgang mit Konflikten kann und muss man
lernen, in der Familie und ganz besonders auch im sanktionsfreien
Raum Schule.
2. Institutionen und Rollen
Konfliktbearbeitung und -lösung wird in Institutionen durch
die Rollen stark geregelt. In einer hierarchisch strukturierten
Behörde werden Konflikte, so sie denn von den Beteiligten
nicht gelöst werden (können), eben "von oben"
entschieden. Der Rollenschwächere weiß oft schon, dass
er vielleicht eine Frage stellen darf oder eine Anregung geben,
aber "zu seinem Recht" kommt er oft nur indirekt.
3. Zeichensysteme
Wir wissen alle, wie sich besonders in der großen Politik,
aber oft auch im Betrieb, in der Schule oder Familie die Mächtigen
mit "Zeichen von Macht und Einfluss" umgeben, man denke
an das erhöhte Pult und die Sitzordnung in der Klasse, an
das komplizierte Protokoll von Konferenzen, an die "Klosettdeckelhierarchien"
in Betrieben, an das Vorzimmer, Uniformen und ähnliche "Zeichen".
Auch Verhandlungen und Gespräche laufen nach Ritualen und
"bezeichnendem" Verhalten ab.
4. Situationen
Situationen bestimmen wesentlich das Entstehen und den Verlauf
von Konflikten mit, sei es z. B ein Fahrfehler im Verkehr, das
Zusammenspiel auf der Kommandobrücke eines Schiffes bei Aufkommen
von Sturm oder der Unterrichtsablauf in der Schule. Manchmal werden
latent vorhandene Konflikte durch Situationen auch erst offenkundig,
das berühmte "Fass läuft über".
5. Personen und ihre Selbstbilder
Es ist schon bei den Tieren so: Ängstliche Hunde werden
zu Angstbeißern, große Hunde begegnen wütigen
kleineren mit großer Gelassenheit. Die innere Befindlichkeit,
auch die in einer Beziehung oder Situaton entscheidet mit, ob
jemand "ausrastet" oder "souverän" mit
der Situation und einem Konflikt umgeht. Innerseelische Konflikte
bilden sich in äußeren Konflikten ab und lassen eine
Person unberechenbar erscheinen (z.B. narzißtische Kränkung).
Unter den Kommunikationsstilen in Teil 1 und in der Einheit über
das Selbstbild haben wir bereits wesentliche Elemente des personenbezogenen
Verhaltens und seiner seelischen Hintergründe behandelt.
Sie können dort weitere Hintergrundinformationen abfragen.
Von den Kommunikationsstilen hängen nun ganz wesentlich die
Abläufe von Konflikten ab, alles nach der Devise "Wie
man hineinruft, so schallt es heraus".
Trotz dieser Einwirkungsfaktoren auf Konflikte ist es dennoch
immer hilfreich, sich zumindest die möglichen Ursachen eines
konkreten Konflikts durch den Kopf gehen zu lassen - oft liegt
diese nämlich jenseits der eigenen Person oder der konkreten
Situation und es bedarf nur einer "Verlagerung" des
Konflikts auf den Ort, an dem die Ursache zu suchen ist.
Wenn Sie z.B. Streit mit Kollegen/innen haben, weil diesen die
angeordnete Arbeitsaufteilung, die Mittelzuteilung oder die Raumverteilung
nicht zusagt, ist das eigentlich nicht Ihr Problem.
Die "Lösung" ist daher unproblematisch: sobald
Sie sich nicht gegen die Kollegen/innen stellen, sondern mit ihnen
gemeinsam zum Chef gehen und das Problem dort ansprechen, sind
Sie in Ihrer Umgebung eine "Störung" los, die nicht
Sie verursacht haben und an der Sie auch in der Regel nicht viel
ändern können.
3.4 Der typische Ablauf von Konflikten

3.5 Charaktereigenschaften beteiligter Personen
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