2 Kommunikative Praxis in der Schule und praktische Rhetorik

2.7 Rollenspiel und szenisches Spiel










Vertiefung zu den Begriffen:

Rollendistanz:

"Die Kenntnisse und Fähigkeiten des Einzelnen reichen als Grundqualifikationen aus, ihn in seiner sozialen Umwelt lebenswürdig existieren zu lassen. Hierzu ist die Rollendistanz als identitätsfördernde Qualifikation erforderlich. Durch sie ist das einzelne Individuum nicht endgültig an bestimmte Vorstellungen und Verhaltensmuster gebunden und hat daher die Möglichkeit, die eigenen Existenz frei gestalten zu können. Bei Interaktionsleistungen mit der Umwelt wird die Fähigkeit zur räumlichen und zeitlichen Distanz von der eigenen Rolle benötigt." (Broich, S.9 ff.)

Empathie:

"Um auch anderen Handelnden ihre Rollenfindung und Rollengestaltung ermöglichen zu können, ist eine Fähigkeit erforderlich, die in der Rollentheorie als Empathie bezeichnet wird. Dieses Einfühlungsvermögen verlangt Sicherheit. Die Ich- Identität, die das Individuum in einer bestimmten Situation errichtet, legt Grenzen fest, über die hinweg der Person eine Rollendistanz schwer fällt. " (Broich 1999: S.9 ff.)


Amiguitätstoleranz:

"Bei Konfliktlösungsversuchen abweichende Erwartungen und Bedürfnisse zu tolerieren, wird in der sozialpsychologischen Arbeiten als Ambiguitätstoleranz bezeichnet. Die Qualifikationen Rollendistanz, Empathie und Ambiguitätstoleranz sind Bestandteile zur Erhaltung von Interaktionen und zur Weiterentwicklung der Lernfähigkeit. "(Broich 1999: S.9 ff.)

Spielleiter/innen des Rollenspiels müssen die Wahrnehmungs- und Verhaltensqualifikationen besitzen, die mit den Zielen des Rollenspiels realisierbar sind. Diese Qualifikationen lassen sich folgenden Wahrnehmungs- und Verhaltensbereichen zuordnen: Kenntnisse von Zeichen, Normen und Sanktionen und die Fähigkeit zum Aussenden wahrnehmbarer Signale, zum Einhalten von Normen, zur Sanktionsertragung
und zur Vermeidung von Sanktionen.
Auch bedarf es Kenntnissen und Toleranzkompetenzen der Rollenabweichungen, aus denen sich die Fähigkeit ergibt, mit Rollenabweichungen für die Beteiligten befriedigend umgehen zu können. Diese sind die Fähigkeit zur Sichtbarmachung von Rollendistanz,
zur Selbstdarstellung und Ambiguitätstoleranz, zur Hinterfragung eigener Wertvorstellungen, zur Erkennung von Abhängigkeitsstrukturen, zur Durchführung von Rollenwechseln " (Broich 1999: S. 9ff)