Lehrer: |
Ja also, wir sehen, das
ist eine Jugenderinnerung, die er hierbei aufschreibt (schreibt
das Wort an die Tafel) und . . . nun habe ich noch eine
Frage: Wo, in welcher Art Bücher würdet ihr denn
so eine ... Erinnerung erwarten, so eine Geschichte? ...
Außer, dass es nun mal im Lesebuch drinsteht, nich?...
Ja, Ralf? |
Ralf: |
Vielleicht in einem Tagebuch
oder so? |
Lehrer: |
Tagebuch?
.. .
(einige Schüler sagen:
Nein)
Warum nicht, Jan? |
Jan: |
Weil das ja über mehrere
Jahre geht. |
Lehrer: |
Nun, was schreibt man eigentlich
in ein Tagebuch? ... Von einem Tag?
(mehrere Schüler reden)
... Das heißt also? Ja! |
Schüler: |
... dass man da nicht alle
diese äußeren Handlungen da und so schreibt,
sondern in einem Tagebuch das, was man empfindet, mehr dahinschreibt
|
Lehrer: |
Ja, und worüber empfindet
man es? Das, was man im Tagebuch schreibt, worüber
empfindet man das? |
Schüler: |
Über den einzelnen
Tag. Man kann ja nicht ... |
Lehrer:
(unterbricht den Schüler)
|
Ja, über
welchen Tag, das ist glaube ich noch nicht ganz deutlich
geworden. . . (auffordernd)
Im Tagebuch schreibe ich. . .? Na, nehmen wir mal als Beispiel
- heute ist der 25. 10. 1986 - was könnte man im Tagebuch
heute Abend (wenn jemand Tagebuch führt) - was könnte
man da reinschreiben? Claudia! |
Claudia: |
Das über den Tag,
was er erlebt hat. |
Lehrer: |
Über welchen Tag? |
Claudia: |
Heute. |
Lehrer: |
Heute, genau. Wir hatten
aber ja festgestellt, bei unserer Geschichte, da ist ein
Abstand von etwa 22 Jahren. . . Jens! |
Jens: |
Ich glaub,
in gesammelten Werken und so? |
Lehrer: |
Mmh. Gesammelte Werke.
. . Oder? Joachim? |
Joachim: |
Vielleicht im Krimi oder
so?
(andere Schüler lachen)
|
Lehrer: |
Na! |
Schüler: |
Abenteuerbuch? |
Lehrer:
|
(an
die übrigen)
Abenteuerbuch? |
Schüler: |
In einem Jugendbuch? |
Lehrer: |
Ja, ich glaube,
jetzt seid ihr aufs Raten gekommen. Wir wollen das nochmal
überlegen. Wir haben festgestellt, es handelt sich
um eine Jugenderinnerung, die er etwa 20 Jahre später,
wie Joachim vermutet hatte, und das war ja ganz toll, die
er 20 Jahre später aufschreibt. . . Tja, wenn's nicht
Tagebuch ist, weil man da gleich etwas aufschreibt, dann
müsste es wohl etwas anderes sein. Na, Silke? |
Silke: |
In Karl-May-Büchern,
da schreibt er ja auch alles also in Ich-Form und schreibt
es dann also... |
Lehrer:
|
(unterbricht
Silke)
Haben wir in dieser Geschichte Ich-Form? |
Schüler: |
Teilweise wohl. |
Lehrer: |
Teilweise. Ja, ist richtig.
Mmh. |
Schüler: |
Vielleicht ist es auch
ein Buch, wo so'ne Lebensbeschreibung von einem Künstler,
wo man dann ... |
Lehrer:
|
(unterbricht)
Ich glaube auch, nich! Das ist also nicht nur eine
Jugenderinnerung, sondern es ist eine Lebenserinnerung (schreibt
das Wort "Lebenserinnerung" an die Tafel). |
Schüler: |
Eine Geschichte aus seinem Leben
vielleicht ...
|
Schüler:
|
(leise
dazwischen-redend)
Memoiren! |
Lehrer: |
Ja, und hier ist schon
jemand ... |
Schüler:
|
(zwischenrufend)
Lebensgeschichte! |
Lehrer: |
... ganz perfekt
in Fremdwörtern und sprach von Memoiren. - Was sind
das denn? |
Schüler: |
Memoiren sind so ähnlich...
von früheren Erlebnissen... |
Lehrer: |
Ja, das sind Erinnerungen,
nich, das ist ein Wort aus dem Französischen, und da
sind die Erinnerungen nun aufgefasst.
|
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( Hilbert-Meyer 1987:
S. 283ff.) |