4 Konfliktbearbeitung und Konfliktlösung

4.5 Streitschlichter und Mediation









Was ist Mediation?
Phasen der Mediation
Grenzen der Mediation
Mediation in der Schule

Gibt es in einem Konflikt - besonders in einer persönlichen Auseinandersetzung, die vor allem auf der Beziehungsebene gelagert ist - überhaupt "Recht" und "Unrecht"?

So könnte man fragen, denn wie wir gesehen haben, sind in irgendeiner Form immer alle involviert. Dennoch ist es in vielen Konflikten möglich, eine solche Beurteilung vorzunehmen, was ja auch Gerichte und Streitschlichter/innen tun.

Apropos Streitschlichter/innen: In unserer hochdifferenzierten, komplexen Gesellschaft scheint es immer notwendiger zu werden, nicht nur Gerichte mit der Schlichtung von Konflikten zu beauftragen, sondern dem andere Instanzen gewissermaßen vorzuschalten.
So entstehen auch neue Kommunikations-Berufe, etwa der des Mediators, der etwa bei Scheidungen und Trennungen versucht, den Betroffenen zu helfen, für beide Seiten tragfähige Lösungen zu erreichen.
Die Umweltmediation, mit der z.B. Bauplaner und Umweltinitiativen zusammengeführt werden, ist mittlerweile fester Bestandteil in allen größeren Bau- und Entwicklungs-vorhaben, seien es Verkehrsprojekte (z.B. Bau einer Autobahn), seien es der Bau von Kanälen und Wasserstraßen.

Besondere Bedeutung haben solche Mediations- und Streitschlichterprogramme jedoch auch für den Bereich der Schule, der ja auch immer konfliktanfälliger wird. Dazu kommen wir später ausführlicher.


Selbstbestimmte Streitschlichtung:


MEDIATION

Was ist Mediation? - Grundideen und Prinzipien
Stehen zwei oder mehr Beteiligte in einem länger andauernden, tieferen Konflikt, so ist es in der Regel schwierig, den Konflikt zu durchschauen und konstruktiv zu lösen. Zu sehr sind sie im Konflikt und in ihren jeweiligen Sichtweisen gefangen.
Leichter wird es, wenn eine dritte Person den Beteiligten hilft, die Grundregeln des Umgangs miteinander zu beachten, die Kommunikation zu sichern und nach Lösungen zu suchen. Dafür gibt es eine gute Instanz und Methode, die Mediation. Dies ist ein Verfahren für konstruktive Konfliktlösung, das in den 60er und 70er Jahren in den USA entwickelt wurde und dort mit Erfolg in vielen Lebensbereichen angewendet wird.

Wörtlich übersetzt bedeutet Mediation "Vermittlung".

Gemeint ist die Vermittlung in Konflikten durch unparteiische, neutrale, gut ausgebildete Dritte, die von allen Seiten akzeptiert werden. Sie kann immer da eingesetzt werden, wo widerstreitende Positionen einvernehmlich zum Ausgleich gebracht werden sollen.
Die Mediatoren/innen führen die Konfliktparteien durch einen Klärungsprozess, der die Kontrahent/innen dazu befähigt:

  • Die eigenen Interessen und Gefühle zu erkennen,
  • Diejenigen der anderen Seite zu verstehen und
  • Gemeinsam eine einvernehmliche Konfliktlösung zu finden.

In Deutschland wurde das Mediationsverfahren erst in den 80er Jahren bekannt, obwohl schon vorher ähnliche Ansätze zur Konfliktlösung entwickelt wurden. Das Interesse an diesem Verfahren wird mittlerweile auch bei uns immer größer. So wird Mediation inzwischen erfolgreich im Bereich der Jugendkriminalität, Scheidungen sowie in Umweltkonflikten und der Politik angewendet.

In den letzten Jahren hat das Verfahren der Mediation besonders in den Schulen großen Anklang gefunden. Es werden viele Fortbildungen und Seminare für Schüler und Lehrer wahrgenommen, um die Kompetenzen zu erlernen, die für eine konstruktive Konfliktlösung nötig sind.

Phasen der Mediation


Um eine konstruktive Konfliktregelung durch Mediation zu erreichen, teilt sich der Ablauf in wichtige Phasen auf. Jede dieser Phasen hat ihre Berechtigung und sollte daher auch Beachtung finden.Hier der Bericht einer darin frisch ausgebildeten Mediatorin:

Vorphase

Diese Phase findet vor der eigentlichen Mediation statt und dient der ersten Kontaktaufnahme. Eine günstige Ausgangssituation ist geschaffen, wenn beide Konfliktparteien eine Vermittlung wünschen und sich an einen Mediator wenden. Häufig geht aber die Aktivität nur von einer Konfliktpartei aus. Es ist dann die Aufgabe des Mediators, die anderen Konfliktbeteiligten zur Teilnahme einzuladen und zu motivieren. Ebenfalls ist es möglich, dass die Vermittlung in einem Konflikt von einer Dritten Person angeregt wird. Diese Situation ist weniger günstig, da nicht unbedingt davon ausgegangen werden kann, dass die Konfliktbeteiligten eine Mediation wirklich wünschen.

Es ist von großer Wichtigkeit, dass der Mediator eine vertrauenswürdige Person ist und er den Sinn, sowie Ablauf und Vorzüge des Mediationsverfahrens in verständlicher Weise darstellt. Die Vermittlung in einem Konflikt kann nur stattfinden, wenn beide Parteien dieses auch wünschen. Diese Voraussetzung ist der erste Schritt für eine konstruktive Konfliktlösung.

Ist die Bereitschaft für eine Vermittlung geschaffen, benötigt der Mediator häufig noch Vorabinformationen, um sich gegebenenfalls richtig vorzubereiten.
Wenn es bei Konflikten verschiedene Gruppierungen gibt, ist es notwendig, geeignete Repräsentant/innen für die Vermittlung zu benennen. Sie vertreten den Konsens ihrer Gruppe und sollten auch Entscheidungskompetenz haben.
Sind in der Vorphase alle wichtigen Details geklärt und die Bereitschaft der Konfliktparteien, an einer Mediation teilzunehmen, vorhanden, kann ein Mediations-gespräch stattfinden.

Phase 1: Rahmen


Das Ziel der Phase 1 ist es, eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen und das Verfahren zu erklären. Diese Einleitung des Mediationsgesprächs ist von großer Bedeutung, da sie den weiteren Verlauf bestimmt und somit das Fundament des Gesprächs gelegt wird.
Die Mediation sollte an einem neutralen Ort stattfinden, der ruhig und für alle
Beteiligten angenehm ist. Eine zugewandte Sitzordnung ist ebenso von Bedeutung und ermöglicht dem Mediator, auch die nonverbale Kommunikation zu beobachten.

Der Mediator stellt sich den Konfliktbeteiligten vor, z.B. indem er den Namen, Beruf, sowie die eigene fachliche Qualifikation nennt. Um eine angstfreie und vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen, sind die einleitenden Worte besonders wichtig. Die Anerkennung der Gesprächsbereitschaft und des damit verbundenen ersten Schrittes für eine konstruktive Konfliktlösung sollte den Konfliktbeteiligten daher unbedingt mitgeteilt werden.

Der Mediator erklärt seine "Rolle", indem er auf folgende Punkte aufmerksam macht: Er unterstützt bei der Suche nach Einigung. Den Konflikt zu lösen, ist die Aufgabe der Konfliktparteien.

  • Der Mediator sichert eine neutrale Gesprächsleitung zu, indem er nicht wertet, urteilt oder Partei ergreift.
  • Falls nicht anders vereinbart, geht er mit den Äußerungen der Gesprächsteilnehmer/innen vertraulich um.
  • Er weist darauf hin, dass er nicht für den Inhalt des Konfliktgesprächs verantwortlich ist, wohl aber für das Verfahren.

Der Ablauf der Mediation wird in groben Zügen erklärt und dient zur Orientierung. Der Mediator weist auch auf unverzichtbare Grundregeln hin, die eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Mediation sind:

  • Die Konfliktbeteiligten gehen respektvoll miteinander um und bringen einander Toleranz entgegen, indem sie einander ausreden lassen und die Würde der anderen Person achten.
  • Die Freiwilligkeit der Konfliktbeteiligten, an einer Mediation teilzunehmen, sowie ihre Zusammenarbeit ist eine weitere Voraussetzung.
  • Durch Kooperationsbereitschaft und Eigenverantwortlichkeit verpflichten sich die Beteiligten, aktiv mitzuwirken und sich an die Grundregeln zu halten.
  • Die Konfliktparteien erklären sich bereit, die Gespräche während der Mediation vertraulich zu behandeln.
  • Sie versuchen ihre Gefühle in Offenheit und Ehrlichkeit auszudrücken und sich gegenseitig zuzuhören sowie die sprechende Person nicht zu unterbrechen.
  • Beleidigungen und Handgreiflichkeiten werden nicht toleriert.
  • Für die Mediationsgespräche sollten sich alle Beteiligten ausreichend Zeit zur Verfügung stellen.

Abschließend ist es wichtig, dass die Konfliktbeteiligten sich bereit erklären, das beschriebene Verfahren und die Regeln zu akzeptieren. Der Mediator befragt dazu die Anwesenden einzeln und fördert durch die persönliche Ansprache die Verbindlichkeit und somit auch die Einhaltung der Regeln. Sollten dann noch die Konfliktbeteiligten Bedenken äußern, so müssen diese ernstgenommen werden.

Als letzten Punkt werden die organisatorischen Aspekte geregelt. Diese beinhalten den Zeitrahmen sowie Anzahl und Termine der Sitzungen. Ebenfalls ist es wichtig zu erwähnen, dass das Aufschreiben von Notizen nur als Hilfe zur Erinnerung und Nachbereitung des Mediators dient und nichts davon an die Öffentlichkeit gelangt. Der Mediator erzählt dann den bisherigen Kenntnisstand über den Konflikt und über Vorgespräche, die er eventuell schon mit den Beteiligten hatte.


Phase 2: Sich Mitteilen


In dieser Phase beginnt die eigentliche Konfliktbearbeitung. Die Konfliktbeteiligten sprechen abwechselnd zum Mediator, um ihr Anliegen vorzubringen. Um ihre Sichtweise zusammenhängend darzustellen, ist es wichtig, dass die Beteiligten noch nicht direkt miteinander reden. Ein wichtiges Ziel in dieser Phase ist das " Dampf ablassen". Der Mediator hört dem Mitteilenden aufmerksam und aktiv zu und vermittelt ihm, dass er gehört und verstanden wird. Unterstützend kann der Mediator offene Fragen stellen. Die Fragen regen den Erzählenden an und ermutigen über Gefühle zu reden. Im Anschluss fasst der Mediator die Aussagen zusammen und fragt nach, ob die Zusammenfassung richtig war. Bei diesem "Spiegeln" ist es wichtig, dass wertende Aussagen in neutrale, nichtwertende Aussagen von dem Mediator umformuliert werden. So wird die Aufmerksamkeit mehr auf die Probleme gelenkt und mindert die Schärfe der Aussagen, da beleidigende und verletzende Worte nicht vom Mediator wiederholt werden. (27)

Die zweite Person hat ebenfalls die Möglichkeit, unter den selben Voraussetzungen ihre Sichtweise mitzuteilen.

Welche Person als erstes das Wort hat, ist vom Mediator individuell zu entscheiden. Häufig ist es die Person, welche zu einem Mediationsgespräch angeregt hat. Ebenso ist es möglich, der Person das Wort zu erteilen, die sehr erregt und ungeduldig ist. In dieser Gemütsverfassung ist es für sie schwer, eine längere Zeit zu zuhören. Besteht der deutliche Eindruck, dass eine Partei wesentlich schwächer ist als die andere, ist ihr der Vortritt zu gewähren. Sie hat die Möglichkeit ihre Sichtweise in Ruhe darzustellen, ohne gleich von einem Redeschwall der stärkeren Person erdrückt zu werden. Dieses sollte im gegenseitigen Einverständnis geschehen. Können sich die Beteiligten überhaupt nicht einigen, wer von ihnen anfängt, muss das Los entscheiden.

 

Phase 3 a: Konfliktklärung


Während unserer Fortbildung " Umgang mit Konflikten und Gewalt in Schule und Jugendarbeit", haben wir die Phase 3 der Konfliktklärung als Phase 3a und Phase 3b kennen gelernt.
Das Ziel der Phase 3a ist es, das Interesse der Konfliktbeteiligten herauszustellen und die Hintergründe des Konfliktes offen zu legen. Dieses wurde uns durch das Eisberg-Modell veranschaulicht, dessen Spitze herausragt, aber der größte Teil des Berges unter Wasser, für uns nicht sichtbar, im Verborgenen liegt.

Phase 3a: Die Aufgabe des Mediators ist es nun, das Interesse und die Bedürfnisse sowie Gefühle der Beteiligten sichtbar werden zu lassen:

  • Mit geeigneten Methoden, wie zum Beispiel dem "Umformulieren" und "konkretisierende Fragestellungen" werden wichtige Hintergründe des Problems erforscht.
  • Dieses kann auch erreicht werden, indem der Mediator/die Mediatorin "Wie" oder "Was", statt "Warum"- Fragen stellt.
  • Offene Fragen regen die Erzählenden an und treiben sie nicht in die Enge.
    Beispiele: "Was ist dir wichtig"?, "Was brauchst du ?", "Wie wäre diese Situation besser gelaufen ?"
  • Die Beteiligten können ihre Wünsche und Gefühle äußern, und der Kontakt zur anderen Partei wird dadurch auch schrittweise wieder hergestellt.

 

Phase 3b: Perspektiven-Wechsel


Nachdem die Bedürfnisse und Interessen der Konfliktbeteiligten transparent geworden sind, ist es wichtig, einen Perspektivenwechsel einzuleiten und die Parteien wieder in einen stärkeren Austausch treten zu lassen.
Ziel dieser Phase ist es, die Aufmerksamkeit auf die Situation des anderen zu lenken und somit gegenseitiges Verständnis zu wecken. Die Betroffenen werden gefragt, ob sie sich in die Lage des anderen hineinversetzen können? (29)
Beispiel: "Was meinst du, wie war das für.... ‚ wie hat er wohl die Situation empfunden?"

 

Durch solche Fragestellungen werden die Konfliktbeteiligten herausgefordert, den Konflikt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Es ist wichtig, dass die Gegenpartei die andere Sichtweise mit ihren eigenen Worten zusammenfasst.

Wenn Menschen sich in eine andere Lage versetzen können und der Gegenseite zeigen, dass sie den anderen verstellen, erhalten sie häufig eine gleichgeartete Erwiderung. Oft leitet eine solche Äußerung den Wendepunkt in der Mediation ein und ist daher von großer Bedeutung. (30)

Falls dieses Verständnis noch nicht erlangt ist, können weitere, noch nicht genannte, Interessen und Bedürfnisse im Verborgenen liegen, die sichtbar gemacht werden müssen. Es ist daher von großer Bedeutung, dass alle Beteiligten sich genügend Zeit für diese Phase nehmen, bevor nach Lösungsmöglichkeiten gesucht werden kann.


Phase 4: Gemeinsam Lösungen erarbeiten

In dieser Phase kommt es darauf an, dass die Konfliktbeteiligten gemeinsam eine einvernehmliche Lösung erarbeiten. Es ist wichtig, die gemeinsamen Interessen und Wünsche der beiden Konfliktparteien herauszustellen und zusammen zu fassen. Hilfreich ist es, wenn diese Zusammenfassung visualisiert wird, damit alle Beteiligten es vor Augen haben und sich daran orientieren können. Das Anliegen sollte von den Konfliktparteien jetzt nicht mehr als Konkurrenzkampf betrachtet werden, sondern als ein gemeinsames Problem. Durch die Berücksichtigung des Anliegens der Gegenseite kann auch ein Entgegenkommen der anderen Seite erwartet werden. So können die Bedürfnisse und Interessen beider Seiten berücksichtigt werden. (31)

Der Mediator hält sich während dieser Phase weitgehend zurück und moderiert das Gespräch. Um eine große Vielfalt von Lösungsmöglichkeiten zu erlangen, ist das "Brainstorming" eine hilfreiche Methode.

  • Die Frage für das Brainstorming kann allgemein lauten:
    "Welche Ideen für eine Lösung sehe ich?" oder spezieller
    "Welche Schritte bin ich bereit zu tun, um zu einer Lösung zu kommen?
    "
    Wichtig ist, dass diese Ideen zunächst nicht bewertet und auf Brauchbarkeit überprüft werden, sondern sie einfach strömen zu lassen.)

    Diese Lösungsideen werden auf einer Wandzeitung zusammen getragen, um sie dann gemeinsam zu besprechen. Wichtig ist, dass die Beteiligten genügend Zeit bekommen, ihre Ideen zu sammeln.
    Wenn der Mediator das Gefühl hat, dass wichtige Lösungsmöglichkeiten fehlen, sollte er diese erst am Ende in einer sehr unaufdringlichen Weise vorschlagen: "Was wäre, wenn... ?" Eine solche Formulierung bedeutet eine geringere Einflussnahme auf den Entscheidungsprozess als eine Formulierung wie "Ich schlage Ihnen vor..."

Die Lösungsvorschläge werden dann gemeinsam sortiert und bewertet, indem sich die Beteiligten über die Tauglichkeit und Umsetzung der Ideen unterhalten.
Es kann von Vorteil sein, dass zuerst die Verpflichtungen behandelt werden, die beide Parteien eingehen müssen und dann die Verpflichtungen die nur einzelne betreffen. Wichtig ist, dass keiner der Beteiligten das Gefühl bekommt, er gehe als Verlierer aus der Verhandlung und müsse mehr Verpflichtungen eingehen als sein Kontrahent. Die Ideensammlung muss ausgewogen sein, damit die Konfliktbeteiligten sich als Partner sehen können, deren Aufgabe es ist, gemeinsam ein Problem zu lösen. Sind diese Voraussetzungen gegeben und Lösungen gefunden, kann es zu einer Vereinbarung kommen.

Phase 5: Vereinbarung

Die Phase der Vereinbarung schließt sich der vorigen Phase nahtlos an. Das Ziel ist es, die Lösungen zu kontrollieren, um dann in Form einer schriftlichen Vereinbarung, die Einigung zu bekräftigen. Besonders bei einer sehr raschen Lösung ist es sinnvoll, dass der Mediator Kontrollfragen stellt:

  • Sind andere Möglichkeiten ausreichend geprüft worden?
  • Werden dadurch wirklich die Probleme gelöst?
  • Wurden die Konsequenzen des Lösungsvorschlags ausreichend bedacht?
  • Wird die Lösung in der Realität funktionieren?
  • Wollen alle auch wirklich diesen Plan ausführen?

Wenn diese Fragen geklärt sind, wird gemeinsam mit den Beteiligten eine schriftliche Vereinbarung formuliert. Es ist wichtig, dass die Vereinbarung in einer klaren, einfachen Sprache geschrieben wird und keine schwammigen Begriffe wie z.B.: "bald", "vernünftig" oder "oft" verwendet werden. Spezifische Formulierungen, die Details angeben sind sinnvoll. (Wo? Wie groß? Wie viel?...)

Genaue Zeitangaben müssen ebenfalls in der Vereinbarung berücksichtigt werden. Durch "positive" Formulierungen (nicht "B muss...", sondern "B ist bereit,...zu tun"), wird der Wille der Beteiligten zur gemeinsamen Einigung bestärkt. Sind alle Beteiligten mit der Formulierung der Vereinbarung einverstanden, wird sie von ihnen unterschrieben und jeder bekommt ein Exemplar ausgehändigt. Der Mediator gratuliert den Beteiligten zu ihrer Konfliktlösung und bietet ihnen seine weitere Hilfe für deren Umsetzung an.
Als Abschluss einer erfolgreichen Konfliktbewältigung können versöhnliche Worte oder ein Händedruck als Geste dienen. Um die Umsetzungsphase zu betreuen, wird bei Bedarf ein weiterer Termin vereinbart. Die Beteiligten berichten von dem weiteren Verlauf. Falls erneute Probleme aufgetreten sind, wird entweder ein neuer Mediationstermin vereinbart oder eine Veränderung in der Vereinbarung vorgenommen.


Grenzen der Mediation


Wir haben in unserer Fortbildung "Umgang mit Konflikten und Gewalt in Schule und Jugendarbeit" erfahren, dass die Umsetzung des Verfahrens in die Praxis äußerst schwierig ist. Durch unterschiedliche Rollenspiele konnten wir Erfahrungen sammeln und sind auch immer wieder auf eigene Grenzen gestoßen. Wir haben es mit Menschen zu tun, die unterschiedliche Charaktere und Verhaltensweisen mitbringen, und wir können kein einheitliches Schema aufstellen. Jeder Konflikt stellt den Mediator wieder vor eine neue Herausforderung und zeigt ihm auch seine eigenen Grenzen auf.
Die dargestellten Phasen der Mediation haben ihre Berechtigung und sind eine wichtige Orientierung, deren Einhaltung aber noch keine erfolgreiche Konfliktlösung verspricht. Wichtige Kompetenzen, über die ein Mediator verfügen sollte, können erlernt werden.

"Nur bei der Verknüpfung von Wissen, Handeln, Können und Üben, Üben, Probieren, Reflektieren und wieder Üben " kann ich lernen, mit Herz, Kopf und Seele meinen geeigneten Stil als Mediator zu finden.

Für den Mediator gibt es auch Grenzen und Aspekte, die es ihm erlauben, ein Verfahren abzulehnen. Entsprechende Beispiele wären:

  • Massive Bedrohung und Gewalt, die von einem Konfliktbeteiligten ausgeht.
  • Ein Beteiligter wird gezwungen, an einem Verfahren teilzunehmen.
  • Die Beteiligten sind nicht artikulationsfähig.

Auch persönliche Kriterien können den Mediator veranlassen, ein Verfahren abzulehnen.

In den Schulen und der Jugendarbeit werden wir auch häufig mit eskalierenden Handlungsweisen konfrontiert, die ein sofortiges Einschreiten notwendig machen. Ein Fortbildungsblock in unserer Ausbildung beinhaltete die Thematik der Deeskalation und vermittelte uns Handlungsweisen in Gewalt- und Bedrohungssituationen. Empathie und aktives Zuhören sind auch hier wichtige Kompetenzen, ebenso aber Selbstbehauptung und klare Grenzsetzung, damit der Konflikt nicht weiter eskaliert und mögliche Opfer geschützt werden." Soweit der Beitrag der Mediatorin.


Mediation in der Schule


Mediation in der Schule ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden, da, wie zahlreiche Untersuchungen belegen, die strukturellen Konflikte innerhalb des Schulalltags zugenommen haben, bedingt durch hohe Schülerzahlen, den Notendruck, aber auch außerschulische Faktoren, etwa die tiefgreifenden Veränderungen der Familie, Konsumdruck, wirtschaftliche Schwierigkeiten und Spannungen, möglicherweise auch durch den gestiegenen medialen Einfluss. Dies führt offensichtlich häufig zu einem Aggressionsstau, der sich in destruktiven Aktionen zeigt, die verbal wie körperlich ausgetragen werden. Hier kann die Schulmediation Lösungswege aufzeigen.

Weitere Informationen zur Schulmediation finden Sie im Internet:
www.rpi-loccum.de/schstreit.html

 

Ein Sonderfall der Schulmediation ist die Ausbildung und Beteiligung von Schüler/innen als Mediator/innen, die unter dem Namen Konfliktlotsen bekannt geworden ist.

 

 

 

Video:
Ein Streitschlichter-
programm
in einer Münchner
Hauptschule
(820 KB)