Was
ist Mediation?
Phasen
der Mediation
Grenzen
der Mediation
Mediation
in der Schule
Gibt es in einem Konflikt - besonders in einer
persönlichen Auseinandersetzung, die vor allem auf der Beziehungsebene
gelagert ist - überhaupt "Recht" und "Unrecht"?
So könnte man fragen, denn wie wir gesehen haben, sind in
irgendeiner Form immer alle involviert. Dennoch ist es in vielen
Konflikten möglich, eine solche Beurteilung vorzunehmen,
was ja auch Gerichte und Streitschlichter/innen tun.
Apropos Streitschlichter/innen: In unserer hochdifferenzierten,
komplexen Gesellschaft scheint es immer notwendiger zu werden,
nicht nur Gerichte mit der Schlichtung von Konflikten zu beauftragen,
sondern dem andere Instanzen gewissermaßen vorzuschalten.
So entstehen auch neue Kommunikations-Berufe, etwa der des
Mediators, der etwa bei Scheidungen und Trennungen versucht, den
Betroffenen zu helfen, für beide Seiten tragfähige Lösungen
zu erreichen.
Die Umweltmediation, mit der z.B. Bauplaner und Umweltinitiativen
zusammengeführt werden, ist mittlerweile fester Bestandteil
in allen größeren Bau- und Entwicklungs-vorhaben, seien
es Verkehrsprojekte (z.B. Bau einer Autobahn), seien es der Bau
von Kanälen und Wasserstraßen.
Besondere Bedeutung haben solche Mediations- und Streitschlichterprogramme
jedoch auch für den Bereich der Schule, der ja auch immer
konfliktanfälliger wird. Dazu kommen wir später ausführlicher.

Selbstbestimmte Streitschlichtung:
MEDIATION
Was ist Mediation? - Grundideen und Prinzipien
Stehen zwei oder mehr Beteiligte in einem länger andauernden,
tieferen Konflikt, so ist es in der Regel schwierig, den Konflikt
zu durchschauen und konstruktiv zu lösen. Zu sehr sind sie
im Konflikt und in ihren jeweiligen Sichtweisen gefangen.
Leichter wird es, wenn eine dritte Person den Beteiligten hilft,
die Grundregeln des Umgangs miteinander zu beachten, die Kommunikation
zu sichern und nach Lösungen zu suchen. Dafür gibt es
eine gute Instanz und Methode, die Mediation. Dies ist ein Verfahren
für konstruktive Konfliktlösung, das in den 60er und
70er Jahren in den USA entwickelt wurde und dort mit Erfolg in
vielen Lebensbereichen angewendet wird.
Wörtlich übersetzt bedeutet Mediation
"Vermittlung".
Gemeint ist die Vermittlung in Konflikten
durch unparteiische, neutrale, gut ausgebildete Dritte, die von
allen Seiten akzeptiert werden. Sie kann immer da eingesetzt werden,
wo widerstreitende Positionen einvernehmlich zum Ausgleich gebracht
werden sollen.
Die Mediatoren/innen führen die Konfliktparteien durch einen
Klärungsprozess, der die Kontrahent/innen dazu befähigt:
- Die eigenen Interessen und Gefühle
zu erkennen,
- Diejenigen der anderen Seite zu verstehen
und
- Gemeinsam eine einvernehmliche Konfliktlösung
zu finden.
In Deutschland wurde das Mediationsverfahren
erst in den 80er Jahren bekannt, obwohl schon vorher ähnliche
Ansätze zur Konfliktlösung entwickelt wurden. Das Interesse
an diesem Verfahren wird mittlerweile auch bei uns immer größer.
So wird Mediation inzwischen erfolgreich im Bereich der Jugendkriminalität,
Scheidungen sowie in Umweltkonflikten und der Politik angewendet.
In den letzten Jahren hat das Verfahren der Mediation besonders
in den Schulen großen Anklang gefunden. Es werden viele
Fortbildungen und Seminare für Schüler und Lehrer wahrgenommen,
um die Kompetenzen zu erlernen, die für eine konstruktive
Konfliktlösung nötig sind.

Phasen der Mediation
Um eine konstruktive Konfliktregelung durch Mediation zu erreichen,
teilt sich der Ablauf in wichtige Phasen auf. Jede dieser Phasen
hat ihre Berechtigung und sollte daher auch Beachtung finden.Hier
der Bericht einer darin frisch ausgebildeten Mediatorin:
Vorphase
Diese Phase findet vor der eigentlichen Mediation
statt und dient der ersten Kontaktaufnahme. Eine günstige
Ausgangssituation ist geschaffen, wenn beide Konfliktparteien
eine Vermittlung wünschen und sich an einen Mediator wenden.
Häufig geht aber die Aktivität nur von einer Konfliktpartei
aus. Es ist dann die Aufgabe des Mediators, die anderen Konfliktbeteiligten
zur Teilnahme einzuladen und zu motivieren. Ebenfalls ist es möglich,
dass die Vermittlung in einem Konflikt von einer Dritten Person
angeregt wird. Diese Situation ist weniger günstig, da nicht
unbedingt davon ausgegangen werden kann, dass die Konfliktbeteiligten
eine Mediation wirklich wünschen.
Es ist von großer Wichtigkeit, dass der Mediator eine vertrauenswürdige
Person ist und er den Sinn, sowie Ablauf und Vorzüge des
Mediationsverfahrens in verständlicher Weise darstellt. Die
Vermittlung in einem Konflikt kann nur stattfinden, wenn beide
Parteien dieses auch wünschen. Diese Voraussetzung ist der
erste Schritt für eine konstruktive Konfliktlösung.
Ist die Bereitschaft für eine Vermittlung geschaffen, benötigt
der Mediator häufig noch Vorabinformationen, um sich gegebenenfalls
richtig vorzubereiten.
Wenn es bei Konflikten verschiedene Gruppierungen gibt, ist es
notwendig, geeignete Repräsentant/innen für die Vermittlung
zu benennen. Sie vertreten den Konsens ihrer Gruppe und sollten
auch Entscheidungskompetenz haben.
Sind in der Vorphase alle wichtigen Details geklärt und die
Bereitschaft der Konfliktparteien, an einer Mediation teilzunehmen,
vorhanden, kann ein Mediations-gespräch stattfinden.

Phase 1: Rahmen
Das Ziel der Phase 1 ist es, eine vertrauensvolle Atmosphäre
zu schaffen und das Verfahren zu erklären. Diese Einleitung
des Mediationsgesprächs ist von großer Bedeutung, da
sie den weiteren Verlauf bestimmt und somit das Fundament des
Gesprächs gelegt wird.
Die Mediation sollte an einem neutralen Ort stattfinden, der ruhig
und für alle
Beteiligten angenehm ist. Eine zugewandte Sitzordnung ist ebenso
von Bedeutung und ermöglicht dem Mediator, auch die nonverbale
Kommunikation zu beobachten.
Der Mediator stellt sich den Konfliktbeteiligten
vor, z.B. indem er den Namen, Beruf, sowie die eigene fachliche
Qualifikation nennt. Um eine angstfreie und vertrauensvolle Atmosphäre
zu schaffen, sind die einleitenden Worte besonders wichtig. Die
Anerkennung der Gesprächsbereitschaft und des damit verbundenen
ersten Schrittes für eine konstruktive Konfliktlösung
sollte den Konfliktbeteiligten daher unbedingt mitgeteilt werden.
Der Mediator erklärt seine "Rolle",
indem er auf folgende Punkte aufmerksam macht:
Er unterstützt bei der Suche nach Einigung. Den Konflikt
zu lösen, ist die Aufgabe der Konfliktparteien.
- Der Mediator sichert eine neutrale Gesprächsleitung
zu, indem er nicht wertet, urteilt oder Partei ergreift.
- Falls nicht anders vereinbart, geht er
mit den Äußerungen der Gesprächsteilnehmer/innen
vertraulich um.
- Er weist darauf hin, dass er nicht für
den Inhalt des Konfliktgesprächs verantwortlich ist, wohl
aber für das Verfahren.
Der Ablauf der Mediation wird in groben Zügen
erklärt und dient zur Orientierung. Der Mediator weist auch
auf unverzichtbare Grundregeln hin, die eine Voraussetzung für
eine erfolgreiche Mediation sind:
- Die Konfliktbeteiligten gehen respektvoll
miteinander um und bringen einander Toleranz entgegen, indem
sie einander ausreden lassen und die Würde der anderen
Person achten.
- Die Freiwilligkeit der Konfliktbeteiligten,
an einer Mediation teilzunehmen, sowie ihre Zusammenarbeit ist
eine weitere Voraussetzung.
- Durch Kooperationsbereitschaft und Eigenverantwortlichkeit
verpflichten sich die Beteiligten, aktiv mitzuwirken und sich
an die Grundregeln zu halten.
- Die Konfliktparteien erklären sich
bereit, die Gespräche während der Mediation vertraulich
zu behandeln.
- Sie versuchen ihre Gefühle in Offenheit
und Ehrlichkeit auszudrücken und sich gegenseitig zuzuhören
sowie die sprechende Person nicht zu unterbrechen.
- Beleidigungen und Handgreiflichkeiten werden
nicht toleriert.
- Für die Mediationsgespräche sollten
sich alle Beteiligten ausreichend Zeit zur Verfügung stellen.
Abschließend ist es wichtig, dass die
Konfliktbeteiligten sich bereit erklären, das beschriebene
Verfahren und die Regeln zu akzeptieren. Der Mediator befragt
dazu die Anwesenden einzeln und fördert durch die persönliche
Ansprache die Verbindlichkeit und somit auch die Einhaltung der
Regeln. Sollten dann noch die Konfliktbeteiligten Bedenken äußern,
so müssen diese ernstgenommen werden.
Als letzten Punkt werden die organisatorischen Aspekte geregelt.
Diese beinhalten den Zeitrahmen sowie Anzahl und Termine der Sitzungen.
Ebenfalls ist es wichtig zu erwähnen, dass das Aufschreiben
von Notizen nur als Hilfe zur Erinnerung und Nachbereitung des
Mediators dient und nichts davon an die Öffentlichkeit gelangt.
Der Mediator erzählt dann den bisherigen Kenntnisstand über
den Konflikt und über Vorgespräche, die er eventuell
schon mit den Beteiligten hatte.
Phase 2: Sich Mitteilen
In dieser Phase beginnt die eigentliche Konfliktbearbeitung. Die
Konfliktbeteiligten sprechen abwechselnd zum Mediator, um ihr
Anliegen vorzubringen. Um ihre Sichtweise zusammenhängend
darzustellen, ist es wichtig, dass die Beteiligten noch nicht
direkt miteinander reden. Ein wichtiges Ziel in dieser Phase ist
das " Dampf ablassen". Der Mediator hört dem Mitteilenden
aufmerksam und aktiv zu und vermittelt ihm, dass er gehört
und verstanden wird. Unterstützend kann der Mediator offene
Fragen stellen. Die Fragen regen den Erzählenden an und ermutigen
über Gefühle zu reden. Im Anschluss fasst der Mediator
die Aussagen zusammen und fragt nach, ob die Zusammenfassung richtig
war. Bei diesem "Spiegeln" ist es wichtig, dass wertende
Aussagen in neutrale, nichtwertende Aussagen von dem Mediator
umformuliert werden. So wird die Aufmerksamkeit mehr auf die Probleme
gelenkt und mindert die Schärfe der Aussagen, da beleidigende
und verletzende Worte nicht vom Mediator wiederholt werden. (27)
Die zweite Person hat ebenfalls die Möglichkeit,
unter den selben Voraussetzungen ihre Sichtweise mitzuteilen.
Welche Person als erstes das Wort hat, ist vom Mediator individuell
zu entscheiden. Häufig ist es die Person, welche zu einem
Mediationsgespräch angeregt hat. Ebenso ist es möglich,
der Person das Wort zu erteilen, die sehr erregt und ungeduldig
ist. In dieser Gemütsverfassung ist es für sie schwer,
eine längere Zeit zu zuhören. Besteht der deutliche
Eindruck, dass eine Partei wesentlich schwächer ist als die
andere, ist ihr der Vortritt zu gewähren. Sie hat die Möglichkeit
ihre Sichtweise in Ruhe darzustellen, ohne gleich von einem Redeschwall
der stärkeren Person erdrückt zu werden. Dieses sollte
im gegenseitigen Einverständnis geschehen. Können sich
die Beteiligten überhaupt nicht einigen, wer von ihnen anfängt,
muss das Los entscheiden.
Phase 3 a: Konfliktklärung
Während unserer Fortbildung " Umgang mit Konflikten
und Gewalt in Schule und Jugendarbeit", haben wir die Phase
3 der Konfliktklärung als Phase 3a und Phase 3b kennen gelernt.
Das Ziel der Phase 3a ist es, das Interesse der Konfliktbeteiligten
herauszustellen und die Hintergründe des Konfliktes offen
zu legen. Dieses wurde uns durch das Eisberg-Modell
veranschaulicht, dessen Spitze herausragt, aber der größte
Teil des Berges unter Wasser, für uns nicht sichtbar, im
Verborgenen liegt.
Phase 3a: Die Aufgabe des Mediators ist
es nun, das Interesse und die Bedürfnisse sowie Gefühle
der Beteiligten sichtbar werden zu lassen:
- Mit geeigneten Methoden, wie zum Beispiel
dem "Umformulieren" und "konkretisierende Fragestellungen"
werden wichtige Hintergründe des Problems erforscht.
- Dieses kann auch erreicht werden, indem
der Mediator/die Mediatorin "Wie" oder "Was",
statt "Warum"- Fragen stellt.
- Offene Fragen regen die Erzählenden
an und treiben sie nicht in die Enge.
Beispiele: "Was ist dir wichtig"?, "Was brauchst
du ?", "Wie wäre diese Situation besser gelaufen
?"
- Die Beteiligten können ihre Wünsche
und Gefühle äußern, und der Kontakt zur anderen
Partei wird dadurch auch schrittweise wieder hergestellt.
Phase 3b: Perspektiven-Wechsel
Nachdem die Bedürfnisse und Interessen der Konfliktbeteiligten
transparent geworden sind, ist es wichtig, einen Perspektivenwechsel
einzuleiten und die Parteien wieder in einen stärkeren Austausch
treten zu lassen.
Ziel dieser Phase ist es, die Aufmerksamkeit auf die Situation
des anderen zu lenken und somit gegenseitiges Verständnis
zu wecken. Die Betroffenen werden gefragt, ob sie sich in die
Lage des anderen hineinversetzen können? (29)
Beispiel: "Was meinst du, wie war das für....
wie hat er wohl die Situation empfunden?"
Durch solche Fragestellungen werden die Konfliktbeteiligten
herausgefordert, den Konflikt aus einem anderen Blickwinkel zu
betrachten. Es ist wichtig, dass die Gegenpartei die andere Sichtweise
mit ihren eigenen Worten zusammenfasst.
Wenn Menschen
sich in eine andere Lage versetzen können und der Gegenseite
zeigen, dass sie den anderen verstellen, erhalten sie häufig
eine gleichgeartete Erwiderung. Oft leitet eine solche Äußerung
den Wendepunkt in der Mediation ein und ist daher von großer
Bedeutung. (30) |
Falls dieses Verständnis noch nicht erlangt
ist, können weitere, noch nicht genannte, Interessen und
Bedürfnisse im Verborgenen liegen, die sichtbar gemacht werden
müssen. Es ist daher von großer Bedeutung, dass alle
Beteiligten sich genügend Zeit für diese Phase nehmen,
bevor nach Lösungsmöglichkeiten gesucht werden kann.
(27) vgl. Besemer, Christoph (1995), S.
73
(28) Dulabaum, Nina L. (2001), S. 61
(29) vgl. Dulabaum, Nina L. (2001), S.62
(30) Dulabaum, Nina L. (2001), S. 132
Phase 4: Gemeinsam Lösungen erarbeiten
In dieser Phase kommt es darauf an, dass die
Konfliktbeteiligten gemeinsam eine einvernehmliche Lösung
erarbeiten. Es ist wichtig, die gemeinsamen Interessen und Wünsche
der beiden Konfliktparteien herauszustellen und zusammen zu fassen.
Hilfreich ist es, wenn diese Zusammenfassung visualisiert wird,
damit alle Beteiligten es vor Augen haben und sich daran orientieren
können. Das Anliegen sollte von den Konfliktparteien jetzt
nicht mehr als Konkurrenzkampf betrachtet werden, sondern als
ein gemeinsames Problem. Durch die Berücksichtigung des Anliegens
der Gegenseite kann auch ein Entgegenkommen der anderen Seite
erwartet werden. So können die Bedürfnisse und Interessen
beider Seiten berücksichtigt werden. (31)
Der Mediator hält sich während dieser Phase weitgehend
zurück und moderiert das Gespräch. Um eine große
Vielfalt von Lösungsmöglichkeiten zu erlangen, ist das
"Brainstorming"
eine hilfreiche Methode.
- Die Frage für das Brainstorming kann
allgemein lauten:
"Welche Ideen für eine Lösung sehe ich?"
oder spezieller
"Welche Schritte bin ich bereit zu tun, um zu einer Lösung
zu kommen?"
Wichtig ist, dass diese Ideen zunächst nicht bewertet und
auf Brauchbarkeit überprüft werden, sondern sie einfach
strömen zu lassen.)
Diese Lösungsideen werden auf einer Wandzeitung zusammen
getragen, um sie dann gemeinsam zu besprechen. Wichtig ist,
dass die Beteiligten genügend Zeit bekommen, ihre Ideen
zu sammeln.
Wenn der Mediator das Gefühl hat, dass wichtige Lösungsmöglichkeiten
fehlen, sollte er diese erst am Ende in einer sehr unaufdringlichen
Weise vorschlagen: "Was wäre,
wenn... ?" Eine solche Formulierung bedeutet eine geringere
Einflussnahme auf den Entscheidungsprozess als eine Formulierung
wie "Ich schlage Ihnen vor..."
Die
Lösungsvorschläge werden dann gemeinsam sortiert und
bewertet, indem sich die Beteiligten über die Tauglichkeit
und Umsetzung der Ideen unterhalten.
Es kann von Vorteil sein, dass zuerst die Verpflichtungen behandelt
werden, die beide Parteien eingehen müssen und dann die Verpflichtungen
die nur einzelne betreffen. Wichtig ist, dass keiner der Beteiligten
das Gefühl bekommt, er gehe als Verlierer aus der Verhandlung
und müsse mehr Verpflichtungen eingehen als sein Kontrahent.
Die Ideensammlung muss ausgewogen sein, damit die Konfliktbeteiligten
sich als Partner sehen können, deren Aufgabe es ist, gemeinsam
ein Problem zu lösen. Sind diese Voraussetzungen gegeben
und Lösungen gefunden, kann es zu einer Vereinbarung kommen.
Phase 5: Vereinbarung
Die Phase der Vereinbarung schließt
sich der vorigen Phase nahtlos an. Das Ziel ist es, die Lösungen
zu kontrollieren, um dann in Form einer schriftlichen Vereinbarung,
die Einigung zu bekräftigen. Besonders bei einer sehr raschen
Lösung ist es sinnvoll, dass der Mediator Kontrollfragen
stellt:
- Sind andere Möglichkeiten ausreichend
geprüft worden?
- Werden dadurch wirklich die Probleme gelöst?
- Wurden die Konsequenzen des Lösungsvorschlags
ausreichend bedacht?
- Wird die Lösung in der Realität
funktionieren?
- Wollen alle auch wirklich diesen Plan ausführen?
Wenn diese Fragen geklärt sind, wird
gemeinsam mit den Beteiligten eine schriftliche Vereinbarung formuliert.
Es ist wichtig, dass die Vereinbarung in einer klaren, einfachen
Sprache geschrieben wird und keine schwammigen Begriffe wie z.B.:
"bald", "vernünftig" oder "oft"
verwendet werden. Spezifische Formulierungen, die Details angeben
sind sinnvoll. (Wo? Wie groß? Wie viel?...)
Genaue Zeitangaben müssen ebenfalls in
der Vereinbarung berücksichtigt werden. Durch "positive"
Formulierungen (nicht "B muss...", sondern "B ist
bereit,...zu tun"), wird der Wille der Beteiligten zur gemeinsamen
Einigung bestärkt. Sind alle Beteiligten mit der Formulierung
der Vereinbarung einverstanden, wird sie von ihnen unterschrieben
und jeder bekommt ein Exemplar ausgehändigt. Der Mediator
gratuliert den Beteiligten zu ihrer Konfliktlösung und bietet
ihnen seine weitere Hilfe für deren Umsetzung an.
Als Abschluss einer erfolgreichen Konfliktbewältigung können
versöhnliche Worte oder ein Händedruck als Geste dienen.
Um die Umsetzungsphase zu betreuen, wird bei Bedarf ein weiterer
Termin vereinbart. Die Beteiligten berichten von dem weiteren
Verlauf. Falls erneute Probleme aufgetreten sind, wird entweder
ein neuer Mediationstermin vereinbart oder eine Veränderung
in der Vereinbarung vorgenommen.

Grenzen der Mediation
Wir haben in unserer Fortbildung "Umgang mit Konflikten und
Gewalt in Schule und Jugendarbeit" erfahren, dass die Umsetzung
des Verfahrens in die Praxis äußerst schwierig ist.
Durch unterschiedliche Rollenspiele konnten wir Erfahrungen sammeln
und sind auch immer wieder auf eigene Grenzen gestoßen.
Wir haben es mit Menschen zu tun, die unterschiedliche Charaktere
und Verhaltensweisen mitbringen, und wir können kein einheitliches
Schema aufstellen. Jeder Konflikt stellt den Mediator wieder vor
eine neue Herausforderung und zeigt ihm auch seine eigenen Grenzen
auf.
Die dargestellten Phasen der Mediation haben ihre Berechtigung
und sind eine wichtige Orientierung, deren Einhaltung aber noch
keine erfolgreiche Konfliktlösung verspricht. Wichtige Kompetenzen,
über die ein Mediator verfügen sollte, können erlernt
werden.
"Nur
bei der Verknüpfung von Wissen, Handeln, Können
und Üben, Üben, Probieren, Reflektieren und wieder
Üben " kann ich lernen, mit Herz, Kopf und Seele
meinen geeigneten Stil als Mediator zu finden. |
Für den Mediator gibt es auch Grenzen
und Aspekte, die es ihm erlauben, ein Verfahren abzulehnen. Entsprechende
Beispiele wären:
- Massive Bedrohung und Gewalt, die von einem
Konfliktbeteiligten ausgeht.
- Ein Beteiligter wird gezwungen, an einem
Verfahren teilzunehmen.
- Die Beteiligten sind nicht artikulationsfähig.
Auch persönliche Kriterien können
den Mediator veranlassen, ein Verfahren abzulehnen.
In den Schulen und der Jugendarbeit werden wir auch häufig
mit eskalierenden Handlungsweisen konfrontiert, die ein sofortiges
Einschreiten notwendig machen. Ein Fortbildungsblock in unserer
Ausbildung beinhaltete die Thematik der Deeskalation und vermittelte
uns Handlungsweisen in Gewalt- und Bedrohungssituationen. Empathie
und aktives Zuhören sind auch hier wichtige Kompetenzen,
ebenso aber Selbstbehauptung und klare Grenzsetzung, damit der
Konflikt nicht weiter eskaliert und mögliche Opfer geschützt
werden." Soweit der Beitrag der Mediatorin.

Mediation in der Schule
Mediation in der Schule ist in den letzten Jahren immer wichtiger
geworden, da, wie zahlreiche Untersuchungen belegen, die strukturellen
Konflikte innerhalb des Schulalltags zugenommen haben, bedingt
durch hohe Schülerzahlen, den Notendruck, aber auch außerschulische
Faktoren, etwa die tiefgreifenden Veränderungen der Familie,
Konsumdruck, wirtschaftliche Schwierigkeiten und Spannungen, möglicherweise
auch durch den gestiegenen medialen Einfluss. Dies führt
offensichtlich häufig zu einem Aggressionsstau, der sich
in destruktiven Aktionen zeigt, die verbal wie körperlich
ausgetragen werden. Hier kann die Schulmediation Lösungswege
aufzeigen.
Weitere Informationen zur Schulmediation finden
Sie im Internet:
www.rpi-loccum.de/schstreit.html
Ein Sonderfall der Schulmediation ist die
Ausbildung und Beteiligung von Schüler/innen als Mediator/innen,
die unter dem Namen Konfliktlotsen
bekannt geworden ist.
4.4 Negative
und pervertierte Konfliktbearbeitung, z.B. Mobbing
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4.6
Coaching
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