4 Konfliktbearbeitung und Konfliktlösung

4.6 Coaching









 

Was ist Coaching?

Den Coach kennen wir vor allem als Trainer im Sport. Er macht die Spieler/innen fit für den Wettkampf.
Coaching und Coach sind jedoch auch Begriffe, die im Bereich der persönlichen Entwicklung und der Verbesserung der Selbstdarstellung Anwendung finden - vor allem innerhalb des Berufslebens.

Coaching ist ein interaktiver, personenzentrierter Beratungs- und Betreuungsprozess, der berufliche wie private Inhalte umfassen kann. Es geht immer um eine individuelle personenzentrierte Beratung und Betreuung auf der Prozessebene. Ziel ist die Verbesserung der Selbstregulationsfähigkeiten ("Hilfe zur Selbsthilfe") durch die Förderung von Selbstreflexion und -wahrnehmung, Bewusstsein und Fähigkeit zur Verantwortung
Coaching ist eine lösungsorientierte Beratungsform und dient der Leistungssteigerung und dem langfristigen Leistungserhalt einer Person. Coaching heißt nicht Manipulation oder Indoktrination, denn immer kommt es auch die Eigenaktivität des "Gecoachten" an; der Coach liefert keine direkten Lösungsvorschläge, sondern begleitet den Klienten und regt dabei an, wie eigene Lösungen entwickelt werden können.

Wann und warum kann Coaching sinnvoll sein?

Viele Menschen leiden an einem Mangel an fundiertem Feedback, auch an einem unrealistischen Selbstbild, was zu beruflichen Orientierungsschwierigkeiten und allen darauf aufbauenden Problemen (Führungsprobleme, Karrierestillstand, Motivationsdefizit, Burnout, Leistungsabfall uvm.) führt.

Die Trainingsformen des Coaching wurden vor allem für Führungskräfte der Wirtschaft entwickelt, sie können aber in modifizierter Form auch für andere Berufsgruppen (etwa Lehrer/innen) angewendet werden.

Coaching kann helfen, wenn Probleme beruflicher oder auch anderer Art (etwa in der Schule) akut werden und nicht - oder nur schwer - alleine gelöst werden können. Der Coach ist ein diskreter Berater und unterliegt keinen Interessen Dritter. Er ist kein Psychotherapeut, sondern gibt das begründete und ungeschönte Feedback, welches von Kolleg/innen, Mitarbeiter/innen oder Freund/innen kaum zu erwarten ist.
"Blinde Flecken" (z.B. im Umgang mit Mitarbeiter/innen), Führungsprobleme oder Betriebsblindheit können so reduziert werden. Durch die in der Beratung gewonnenen Erkenntnisse ergeben sich für die gecoachte Person oft neue Ziele und Arbeitsweisen.

Die Abgrenzung zur Psychotherapie

Das Coaching beschäftigt sich in erster Linie mit der beruflichen Situation des Klienten, die Berufsrolle steht im Mittelpunkt.
Der Klient wird nicht als Patient betrachtet.
Es ist zeitlich eng begrenzt, im besten Fall ist der Coach nach wenigen Sitzungen überflüssig, und der Klient kann sich selbst coachen.
Der Coach arbeitet auf der Grundlage eines Konzepts, das für die Klient/innen transparent und zugänglich ist. Als erstes erfolgt eine Bestandsaufnahme mit ausführlicher Analyse der Fähigkeiten der gecoachten Person sowie eine Zielsetzung. Der Coach gibt im Rahmen des zu erarbeitenden "Aktionsplans" von Sitzung zu Sitzung Aufgaben, deren Erfüllung ein wichtiger Teil des Veränderungsprozesses ist. Initiative und Handlungsfähigkeit des Coaches werden durch diesen Transfer in die Praxis gefordert.

Die Ziele

Ein Grundziel des Coachings ist, wie bereits angedeutet, die Hilfe zur Selbsthilfe und die Förderung von Verantwortung, Bewusstsein und Selbstreflexionsvermögen. Der Coach hilft seinem Klienten dabei, Möglichkeiten zu erkennen und zu nutzen. Die vorhandenen Fähigkeiten und Kenntnisse der gecoachten Person werden eingesetzt und entwickelt.

Ziel eines Coaching-Prozesses ist somit immer, Wahrnehmung, Erleben und Verhalten des Gecoachten zu verbessern bzw. zu erweitern.

Der Coach arbeitet als Feedbackgeber daher mit dem Ziel, sich letztendlich überflüssig zu machen.

Wichtige Begriffe im Umfeld des Coaching

Burnout:
Syndrom, das den vollständigen und für die Betroffenen zunächst unerklärlichen Motivationsverlust beschreibt. Das "Ausbrennen" geschieht nicht schlagartig, sondern geht schleichend voran. Zentrale Faktoren bei der Entstehung von Burnout sind oft mit großem Ehrgeiz verfolgte Ziele und Bedürfnisse, die nicht oder nur mit großen Opfern erreicht werden können. Daraus können dann bei Nichterreichen der Ziele Verzweiflungsgefühle und bei Erreichen Erschöpfungszustände resultieren. Dies geht meist mit einem Rückzug aus dem gewohnten sozialen Umfeld einher. Das Endstadium des Burnout (Meltdown) ist durch chronische Hilflosigkeitsgefühle und Suizidgedanken geprägt.

Coping:
Bewältigungsstrategien, mit denen Probleme, Herausforderungen, Belastungen usw. gelöst werden sollen. Mögliche Formen des Coping sind z.B. das Sammeln von Informationen über ein Problem, die genaue Vorbereitung auf eine kommende Herausforderung, das Erlernen von Entspannungstechniken, aber auch das Verdrängen von Belastungen. Generell sind die Bewältigungsstrategien sehr unterschiedlich und ihre Auswahl hängt von den persönlichen Lernerfahrungen des Individuums, seinem Umfeld, seiner Art der Wahrnehmung und Informationsverarbeitung und zahlreichen weiteren Faktoren ab.

Emotionale Intelligenz:
Meint den intelligenter Umgang mit den eigenen Gefühlen. Zeichen einer mit Intelligenz gepaarter Emotionalität sind der angemessene und wirksame Ausdruck der eigenen Gefühle und das relativ reibungslose, soziale Zusammenwirken von Menschen. Zentrale Fähigkeiten emotionaler Intelligenz sind das Erkennen der eigenen Emotionen in Prozessen, der Umgang mit den eigenen und fremden Emotionen, die Fähigkeit, Emotionen für Ziele einsetzen zu können, Empathie zu leben und der emphatische Umgang mit Beziehungen.

Feedback:
Verhaltensnahe und konkrete Rückmeldung der Stärken und Schwächen einer Person. Durch die klärende Erläuterung, wie ein Verhalten nach außen wirkt, kann der Empfänger des Feedbacks die Konsequenzen des eigenen Verhaltens besser einschätzen und verändern.

Prozessberatung:
Beratende Unterstützung eines Klienten in dem Vorhaben, die eigenen Aufgabenkomplexe eigenständig zu bewältigen. Der Coach liefert hier keine direkten Lösungsvorschläge, sondern begleitet die gecoachte Person in dem Prozess und regt dabei an, wie eigene Lösungen entwickelt werden können und welche Faktoren dabei zu berücksichtigen sind. Die Verantwortung für die Aufgabenbewältigung verbleibt daher beim Klienten. Das Coaching ist eine Form der Prozessberatung.

Grundsätze des (Selbst)Coachings, mit denen man Persönlichkeit entwickeln
und die Leistung steigern kann:

- Portofolio für Stärken und Kompetenzen:
Achten Sie auf das, was Sie gut können. Sammeln Sie über sich Informationen, die auf Kompetenz und Können hinweisen. Dokumentieren Sie Ihre positiven Seiten in Ihrem persönlichen Portofolio. Unterscheiden Sie zwischen fachlichen, sozial-kommunikativen und persönlichen Kompetenzen.

- Die big-points analysieren:

  • Notieren Sie Leistungen, die Ihnen besonders gut gelungen sind.
  • Gehen Sie in einem ruhigen Moment die Situation noch einmal genau durch und analysieren Sie so sorgfältig wie möglich die Ursachen für Ihren Erfolg.
  • Finden Sie heraus, wie es Ihnen gelungen ist, dann doch noch weiterzumachen, als Sie eigentlich schon aufgeben wollten.
  • Wie haben Sie Ihre Kräfte noch einmal mobilisiert, wie haben Sie sich motiviert, durchzuhalten?
  • Analysieren Sie auch, was Sie konkret gedacht und getan haben, um das Problem zu lösen.
  • Überlegen Sie in einem zweiten Schritt, wieweit Sie die Ihre Kompetenzen wiederholen und auf andere Anforderungsbereiche übertragen können.

- Auf Gedanken setzen, die stark machen:
Gedanken können ermutigen und aufbauen, aber auch lähmen. Mit Hilfe autosuggestiver Aufträge können Sie sich auf Sie zugeschnittene Gedanken konstruieren, die Ihre Kraft und Energie fördern. Autosuggestive Aufträge sind Anweisungen, die man sich in entspanntem Zustand, wie er durch Entspannungstraining entsteht, selbst gibt, um ein bestimmtes Verhalten, Emotionen oder Gedanken im Wachzustand zu unterstützen. z. B.:

  • Wenn ich mich wirklich darum bemühe, komme ich weiter.
  • Je schwieriger eine Situation, je mehr lerne ich daraus.
  • Ein Fehler ist ein Zeichen dafür, dass ich noch nicht genügend vorbereitet bin, und kein Beweis meiner Unfähigkeit.
  • Ich will weiterkommen. Deshalb werde ich etwas dafür tun (beschreiben Sie hier möglichst konkret, was Sie tun werden).

Entwerfen Sie für sich ähnliche Sätze, die für Sie stimmig sind. Konzentrieren Sie sich in entspanntem Zustand auf jeweils einen oder zwei dieser Sätze.

- Das eigene Engagement würdigen:
Entwicklungsprozesse verlaufen nicht als kontinuierlich aufsteigende Linie in Richtung Ziel. Im Gegenteil: Nach einer Phase der Entwicklung zeigt sich bald eine Plateaubildung oder ein Rückschritt, da eingeschliffene Verhaltensmuster oder persönliche Denkstile nicht von heute auf morgen zu verändern sind. Engagement verdient Anerkennung und Respekt, unabhängig vom erzielten Resultat. Gönnen Sie sich deshalb in regelmäßigen Abständen eine echte Anerkennung dafür, dass Sie an sich arbeiten.

- Sich respektvoll behandeln:
Arbeiten Sie mit autosuggestiven Aufträgen, die leistungsunabhängige Anerkennung und Respekt für Sie als Mensch beinhalten,wie:

  • Ich behandle mich mit Respekt und Würde.
  • Ich nehme eigene Schwächen gelassen an.
  • Auch wenn mir Fehler unterlaufen, bleibe ich ein wertvoller Mensch.
  • Ich muss nicht immer perfekt sein und kann gleichzeitig gut mit mir umgehen.

- Das "innere Team" coachen (Schulz v. Thun, Miteinander Reden Bd.3) :
Überprüfen Sie die Stimmen Ihres inneren Teams:

  • Helfen die Stimmen des inneren Teams mir dabei, anstehende Herausforderungen zu bewältigen?
  • Welche helfen mir besonders?
  • Unterstützen sie mich auf meinem Weg zum Ziel?
  • Helfen sie mir dabei, mich so fühlen, wie ich es gerne hätte?