Um zur Lösung von Konflikten zu gelangen bzw. um destruktive
Konflikte zu vermeiden, kann der Einzelne einen Beitrag leisten.
Wir geben Ihnen hier in kurzer Form einige Hinweise.
Von Nutzen sind etwa folgende Verhaltensweisen:
1. Versuchen Sie, die eigene Position
und die Position anderer wahrnehmen.
Probieren sie Positionen aus, fördern sie gegenseitiges
Kennenlernen und akzeptieren sie konträre Positionen. Dies
lässt sich dadurch üben, dass man die eigene Rollenfixierung
durchbricht und bewusst für eine gewisse Zeit die Position
der Gegenseite übernimmt - etwa bei Streitgesprächen.
In der Schule kann dies durch Rollenspiel-
oder Konfliktprotokolle geschehen, die anschließend gemeinsam
erörtert werden.
2. Versuchen Sie weiter, für das
eigene Konfliktverhalten sensibel zu werden!
Auch hier gilt es, zunächst in sich selbst hineinzuhorchen,
gewissermaßen die Außenposition einzunehmen:
3. Überprüfen Sie eigene und fremde Stereotypen
und Vorurteile über andere Personen oder Gruppen!
Jeder Mensch hat solche Vorurteile
in sich - gefährlich ist aber die Resistenz gegen das
Aufbrechen von Vorurteilstrukturen. Habe ich das Problem
erkannt, kann ich sie bis zu einem gewissen Grade überwinden
und andere, produktive Positionen gewinnen.
Solche Vorurteile finden sich bei Schüler/innen in
der Pubertät besonders ausgeprägt. An sie kommt
man bei Gesprächen über Konfliktabläufe in
der Schule oder Klasse oder bei Gesprächen über
Sozialkonflikte draußen, über die in den Medien
berichtet wird, gut heran, da sie in den Medien oft hochgespielt
werden (Bildzeitung, Boulevardpresse):
z.B.: Alle Ausländer sind kriminell, Frauen
sind subjektiv, BMW Fahrer sind aggressiv, Mercedesfahrer
stur.
Es lohnt sich hier, genaue Erörterungen über das Zustandekommen
von Stereotypen und Vorurteile anzustellen: Inwieweit hat das
Image des Fahrers mit der Charakteristik des Fahrzeugs zu tun,
inwieweit die Perspektivlosigkeit von Asylanten mit Kriminalität?
Die Diskursanalyse liefert hier gutes Material.
4. Versuchen Sie zu lernen, Grenzen wahrzunehmen
und Grenzen zu setzen.
Auch hier geht es um eine bestimmte Form von Selbsterkenntnis:
Konflikte haben die Tendenz, sich auszuweiten und Grenzen zu
sprengen, und dann kommt es leicht zur Konflikteskalation. Dies
ist nicht nur bei der Selbstüberschätzung der Fall,
die zum Konflikt führen kann. Dies kann auch dann eintreten,
wenn ich es nicht schaffe, anderen gegenüber Grenzen zu
setzen, mich unwohl oder ausgebeutet fühle und dann eruptiv
einen Konflikt heraufbeschwöre.
Die Erörterung dieses Themas geht in der Schule wieder
am besten über die Reflexion von Schulkonflikten, z.B.
gewalttätigen Auseinandersetzungen, die immer Grenzüber-schreitungen
darstellen: Antigewalttraining
5. Überprüfung Sie das eigene
Verhalten in einer Gruppe.
Immer wieder agieren wir in Gruppenzusammenhängen. Ob als
Lehrer/in oder Schüler/in - immer ist man Teil eines größeren
Verbandes. Hier ist es notwendig, die eigene Stellung in der Gruppe,
in der Hierarchie, der "peer group" zu erkennen, nicht
zuletzt auch das eingeschliffene Kommunikationsverhalten.
6. Unterscheiden Sie die Sach- und Beziehungsebene.
Habe ich erst einmal erkannt, dass in jedem Falle beide Ebenen
bei der Kommunikation und auch im Falle von Konflikten beteiligt
sind, kann ich versuchen zu einer adäquaten Lösung zu
gelangen: Mir wird dann etwa bewusst, dass ein Konflikt sich oft
keineswegs primär auf der Sach- sondern eher auf der Beziehungsebene
bewegt und ich ihn - in Kooperation mit anderen - auch auf dieser
Ebene bewältigen muss.
Watzlawick u.a. geben hier die Empfehlung, entweder beim Wechseln
des Konfliktes von der Sach- auf die Beziehungsebene auszusteigen,
oder aber wenigstens diesen Wechsel klar zu markieren und zu konstatieren:
"Wir verlassen jetzt die Sachebene, wir werden jetzt persönlich."

Kurz zusammengefasst:
Wie etwa kann mein eigener Beitrag zur Konfliktlösung
aussehen?
- Der andere ist grundsätzlich ein Partner, demich Achtung
entgegenbringe.
- Ich suche - auch im Falle des Konflikts - nach einem "gemeinsamen
Nenner".
- Ich werde mir über meine eigenen Bedürfnisse, Wünsche
und Sorgen bewusst.
- Ich suche nach alternativen Lösungen und Positionen,
damit sich die Situation nicht festfährt: Funktioniert
ein Weg nicht, suche ich einen neuen.
- Ich versuche mitzuhelfen, eine dialogische Kommunikationssituation
aufzubauen und Verhärtungen abzubauen.
- Ich überlege mir, wie und in welche Richtung ich die
Situation verändern kann und wie ich meine Ziele erreichen
will. Ich bin dabei auch bereit, zu Kompromissen zu gelangen
und selbst Abstriche zu machen. Ich setze Prioritäten:
Was ist mir wirklich wichtig, auf was kann ich unter gar keinen
Umständen verzichten? Was ist mir weniger wichtig, wo kann
ich eher nachgeben.
- Ich versuche, mich möglichst klar auszudrücken,
Gefühle auszusprechen, denn nur so lassen sich konfliktvertiefende
Missverständnisse vermeiden.
- Ich bekenne mich zu meinem Selbst, meinen Ängsten, Hoffnungen,
Bedürfnissen; dies äußert sich auch in der Sprache:
Ich rede von "Ich", wenn ich mich meine und vermeide
unklare, unpersönliche Formulierungen wie "Man sollte...",
"Es ist doch so, dass...".
Solche oder ähnliche, einfachere Konflikthilferegeln sollten
in der Klasse gemeinsam erarbeitet und öffentlich ausgehängt
werden. Alle Konfliktpartner/innen oder Streitschlichter/innen
sollte auf diese Regeln bei (vermutetem) Verstoß immer wieder
hinweisen dürfen: Störungen haben
Vorrang (siehe
2.8 Ruth Cohn)
4.2 Lösungsansätze
und Lösungsmöglichkeiten
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4.4Negative
und pervertierte Konfliktbearbeitung, z.B. Mobbing
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