Wo
gibt es Mobbing?
Mobbing
als Gegenstand der Forschung
Erfahrungen
mit Mobbing
Was
kann man gegen das Mobbing unternehmen? Wie kann man sich wehren?
Information,
Rat und Hilfe bei Mobbing
Hier zunächst eine allgemeine Definition:
Der Begriff Mobbing stammt aus dem
Englischen und bedeutet anpöbeln, fertig machen
(mob = Pöbel, mobbish = pöbelhaft).
Alle Welt spricht von Mobbing - aber was ist das überhaupt?
Mobbing ist eine Form offener und/oder subtiler Gewalt gegen
Personen über längere Zeit mit dem Ziel der sozialen
Ausgrenzung. Es kann sich dabei um verbale und/oder physische
Gewalt handeln.
Am Arbeitsplatz wird unter Mobbing eine konfliktbeladene Kommunikation
unter Kolleg/innen oder zwischen Vorgesetzten und Untergebenen
verstanden.
Nicht jede Feindseligkeit zwischen Menschen, die zusammen arbeiten
müssen, ist Mobbing. Es geht vielmehr um häufiger und
länger anhaltende, systematische und auf eine Person gerichtete
Schikane.
Mobbing richtet enormen Schaden an, sowohl bei dem betroffenen
Opfer, als auch auf betriebs- und volkswirtschaftlicher Ebene.
Inzwischen gibt es vielerorts Beratungsstellen für Mobbingopfer.
Für Führungskräfte und Betriebs- bzw. Personalrät/innen
werden Schulungen zur Verhinderung von Mobbing angeboten.
Wo gibt es Mobbing?
Mobbing gibt es eigentlich überall dort, wo Menschen
zusammen leben und arbeiten - in der Familie, in Betrieben und
Verwaltungen, im Studium und nicht zuletzt in der Schule.
Häufig ist es gar nicht so leicht zu sagen, ob es sich tatsächlich
schon um eine extreme Stufe, das Mobbing, handelt. Wie wir schon
erwähnten, gehört dazu die über eine längere
Zeit ausgeübte (direkte oder indirekte) Gewalt, die als Ziel
die soziale Ausgrenzung hat.
Hier ein authentisches Beispiel, eine Schülerin
berichtet:
Niemand kann sich vorstellen, was für ein enormer
Druck auf mir lastet. Ich soll in der Schule gut sein, zu Hause
meine Pflichten erfüllen und möglichst gerecht und nett
zu allen sein. Das geht nicht. Durch meine wirklich beschissene
Klassensituation werden meine Noten immer schlechter. Ich bekomme
das Gefühl, auch Lehrer können mich nicht mehr leiden!
Wenn über 17 Schüler aus einer Klasse von 25 gegen einen
sind, und man bei dem Rest das Gefühl bekommt, sie tun nur
so, weil sie einen ausspionieren wollen, wie soll man da noch
seine Noten halten???!! Wie kann man da noch ein normaler Mensch
bleiben?! Ich geh schon nur noch mit großer Angst in die
Schule.
Eine mögliche Hilfe zur Verhinderung
oder zum Eindämmen des Mobbings ist der
Mobbing-Fragebogen
für die Schule.

Mobbing als Gegenstand der Forschung
"Viele Menschen, denen am Arbeitsplatz übel mitgespielt
wird, fürchten, sie allein seien davon betroffen. Sie werden
von Selbstzweifeln geplagt, verlieren ihr Selbstvertrauen und
fragen: "Was
habe ich nur falsch gemacht?"
Doch Mobbing hat nichts mit der Persönlichkeit des Opfers
zu tun. Es geschieht massenhaft, und es kann jeden treffen."
(Heinz Leymann)
Als einer der ersten Wissenschaftler untersuchte Leymann dieses
Phänomen in der Arbeitswelt und definierte Mobbing allgemein
als einen Prozess konfliktbelasteter Kommunikation am Arbeitsplatz.
Dieser findet sowohl zwischen Kolleg/innen als auch zwischen Vorgesetzten
und Untergebenen statt, wobei die angegriffene Person unterlegen
ist und von der anderen mindestens einmal die Woche über
die Dauer von wenigstens einem halben Jahr lang systematisch mit
dem Ziel angegriffen wird, sie auszugrenzen.Die Folgen für
die Opfer sind fatal. Sie reichen von schweren psychischen und
physischen Störungen bis hin zum Selbstmord.
Als Gründe für den Entstehungsprozess von Mobbing werden
überwiegend ungelöste Konflikte am Arbeitsplatz, sowie
die Suche nach Sündenböcken angeführt. Mängel
in der Personalführung wirken ihrerseits wie Katalysatoren
auf die Entwicklung von Mobbing.
Betroffene Personen erkennen sehr häufig den Anfang des Ausgrenzungsprozesses
nicht und haben keine Erklärung, weshalb sie von Kolleg/innen
und Vorgesetzten so feindselig behandelt werden. Die in der Folge
durch den fortwährenden Stress ausgelösten körperlichen
Beschwerden werden oft auch nicht mit dem Konflikt am Arbeitsplatz
in Zusammenhang gebracht und können sich so im Lauf der Zeit
zu manifesten Krankheiten ausbilden.
Verfestigt sich Mobbing über den auslösenden Konflikt
hinaus, hat der Betroffene kaum Chancen, diesen Prozess aus eigener
Kraft zu beenden. Demzufolge sollten körperliche Beschwerden
bei anhaltenden Spannungen am Arbeitsplatz sehr ernstgenommen
werden. Sollte Mobbing die Ursache sein und bereits in der Frühphase
erkannt werden, bestehen größere Chancen das Mobbing
abzustellen und den eigentlich dahinter stehenden Konflikt zu
lösen.

Erfahrungen mit Mobbing
Ein Beispiel aus dem Berufsleben: Die
Sachbearbeiterin Frau Hertwig
Frau Hertwig ist für einen verantwortungsvollen Posten vorgesehen.
Sie hat seit langem darauf hingearbeitet und nun könnte sich
ihr Wunsch zu erfüllen - könnte, wenn da nicht einer
ihrer Kollegen wäre, der es selbst auf diesen Posten abgesehen
hat. Er beginnt damit, Gerüchte über Frau Hertwig in
die Welt zu setzen, zieht andere Kolleg/innen auf seine Seite
und hält wichtige Informationen von ihr fern.
Wenn es darum geht, einen besseren Posten zu bekommen, spielen
manche Menschen mit unfairen Mitteln. Sei es, dass sie sich schlechtere
Chancen ausmalen oder sei es, dass sie es einfach gewohnt sind,
unsaubere Taktiken anzuwenden. Das wirklich Unangenehme ist, dass
Sie es selbst nicht einmal merken müssen, dass da jemand
hinter Ihren Rücken Ihre Karriere sabotiert. Sie merken dann
vielleicht nur, dass Erfolge ausbleiben und wissen gar nicht warum.
Versuchen Sie, folgende Fragen zu diesem Beispiel zu beantworten:
- Was könnte Frau Hertwig tun, um das Mobbing abzustellen
und keine weiteren Nachteile zu erhalten?
- Wie könnten sich die anderen Kolleg/innen und Vorgesetzten
verhalten, um ihr zu helfen?

Ein Beispiel aus der Schule: Der
Schüler Daniel Feininger
Daniel aus einer der neunten Klassen berichtet - seelisch offensichtlich
schwer belastet - seinem Schulleiter, er halte es nun nicht mehr
aus in seiner Klasse. Die Kameraden schikanierten ihn täglich
und versuchten ihn zu ärgern. Nun habe ihn der Klassenlehrer
mit Arrest bestraft, obgleich er gar nichts dafür könne.
Er habe ja nur laut gerufen: "Lasst mich in Ruhe!" Der
Lehrer habe dies als Störung des Unterrichts geahndet.
Was war geschehen?
Seit Monaten gaben die hinter ihm sitzenden Schüler immer
wieder leise und fast nur für ihn hörbare Hundelaute
von sich, knurrten und bellten. Nur Daniel und einige wenige Mitschüler
wussten, was dies bedeutet:
Eines Tages, so berichtet Daniel, hätten die anderen "furchtbar
gelacht", nachdem er ihnen erzählt hatte, dass auf der
Kommode seines Opas ein Hundebild stand. Auf dem Rand war das
Todesdatum des Hundes eingetragen: der 25. Mai 1978. Das ist der
gleiche Tag, an dem Daniel geboren wurde. Die anderen lachten
und riefen: "Bestimmt ist die Seele von Opa Feinfingers Hund
in dich gefahren: Seelenwanderung!"
Von diesem Tag an hätten sie mit ihrer "Hundesprache"
angefangen, wenn sie ihn ärgern wollten. Neuerdings aber
trieben sie es derartig schlimm, dass er es nicht mehr aushalte.
Daniel ist am Ende seiner Kräfte. Er hatte bis dahin bereits
häufig wegen Krankheit gefehlt, wie der Klassenlehrer besorgt
festgestellt hatte. Manchmal ist Daniel aus Angst vor seinen Peinigern
morgens nicht in die Schule gegangen. Ein ziemlicher Einbruch
seiner ohnehin nicht besonderen Leistungen ist die Folge.
Daniels Reaktion ist typisch: Er zieht
sich zurück und isoliert sich auf diese Weise noch mehr.
Was aber sind die Motive seiner Peiniger, was tun sie und was
empfinden sie dabei?
Sie wurden befragt. Sehen Sie sich einige Äußerungen
an:
Warum habt ihr Daniel zum Opfer
gemacht? |
|
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Schüler 1:
|
"Weil er so große Ohren hat und man
ihn gut ärgern kann." |
|
Schüler 2:
|
"Weil fast alle ihn fertig
machen. Ich mache eigentlich nicht so viel." |
Wie geht ihr vor? |
Schüler 1: |
"Wir beleidigen ihn mit seinen
Ohren und gestalten Witze mit seinem Namen um." |
|
Schüler 2: |
"Mit seinen Ohren." |
Was empfindet ihr
dabei? |
Schüler 1: |
"Es ist wie eine Kettenreaktion: Einer
fängt an und beleidigt
ihn, und dann macht der andere automatisch weiter." |
|
Schüler 2: |
"Ich empfinde, dass Daniel das fertig macht. Damit
möchte
ich aufhören, aber wenn die anderen anfangen, mache
ich
oft mit."
(Kasper 1998: S. 64 ff. )
|
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Maßnahmen gegen Mobbing in der Schule:
Was kann man gegen das Mobbing unternehmen?
Wie kann man sich wehren?
Ein paar Möglichkeiten, die weiterhelfen könnten:
- Suche dir moralischen und menschlichen Rückhalt
und Unterstützung bei Verbündeten in deiner Klasse,
nötigenfalls auch in anderen Klassen.
- Sprich Schülerinnen und Schüler in deiner Umgebung
auf das Problem an.
- Suche dir eine Selbsthilfegruppe.
- Protokolliere jede Art von Übergriffen (Mobbingtagebuch).
Wenn möglich, sichere die Aussagen von Zeuginnen und Zeugen.
- Fordere deine Mitschüler/innen, aber auch die beteiligten
Lehrer/innen notfalls schriftlich auf, das unerwünschte
Verhalten zu unterlassen.
- Geht der Terror weiter, wende dich an die Schulleitung oder
den Vertrauenslehrer.
- Gegebenenfalls kann es auch hilfreich sein mit den Eltern
der mobbenden Schüler/innen zu reden.
- Kommst du
damit nicht klar, hol dir professionelle Hilfe.
Hinweise für Lehrkräfte: Der
Grundsatz ist: Nicht ignorieren!
Wenn in einer Schule ein Konsens
zwischen allen Beteiligten besteht, dass es sich bei Mobbing
um Gewaltausübung handelt, werden Außenstehende
solche Prozesse sensibler wahrnehmen und klarer reagieren.
Wo immer Mobbing bekannt oder offensichtlich wird, sollten
Lehrkräfte klar Standpunkt beziehen und versuchen, zumindest
den "zusehenden" Mitschüler/innen, möglichst
aber auch den Täter/innen einen Perspektivenwechsel zu
ermöglichen und ihnen die psychischen Folgen für
die Opfer in einer solchen Situation klar machen. |

Information, Rat und Hilfe bei Mobbing
Hilfe im Einzelfall bietet sich an:
Innerschulisch:
- Thematisieren in Klassengespräch und Kollegium (Pädagogische
Konferenz)
- Intervenieren: Einzelgespräch mit Opfern und Täter/innen
(Problem: viele Schüler/innen vermeiden konkrete Aussagen!),
Vereinbarungen treffen (Täter-Opfer-Ausgleich), Schulstrafen,
Elterngespräche
- Streitschlichter-Programm
Außerschulisch:
- Kooperation mit dem Jugendamt, der Erziehungsberatungsstelle
oder einer anderen Beratungseinrichtung (Fallbesprechung / Betreuung
betroffener Familien oder Kindern/Jugendlichen in der Täter-
oder Opferrolle)
Im Internet:
- Das Bewusstsein für die Bedeutung und die Gefahren des
Mobbings ist seit den 1990er Jahren sehr gestiegen. Inzwischen
gibt es eine reichhaltige Literatur zu allen Aspekten des Themas,
entsprechende Internetseiten (von öffentlich-rechtlicher
Seite wie von privaten Anbietern), Projekte, Programme und Beratungsstellen.
Informationen finden sich auf den Bildungsservern verschiedener
Bundesländer.
Wir wollen hier nur einige wenige aufführen, die wir für
besonders wichtig halten.
allgemein: www.mobbing-info.ch
Bereich der Schule und Bildung: www.schueler-mobbing.de
Als Koordinationsstelle der Selbsthilfegruppen fungiert:
Nakos
Nationale Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen
Albert-Achilles-Str. 66
10709 Berlin Tel. 030 8914019
4.3 Was kann
ich selbst zur Konfliktlösung beitragen?
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4.5
Streitschlichter und Mediation
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