4 Konfliktbearbeitung und Konfliktlösung

4.3 Was kann ich selbst zur Konfliktlösung beitragen?









Ein Beispiel für Konflikthilferegeln, aufgestellt von einer 8.Klasse Realschule

Solche oder ähnliche, einfachere Konflikthilferegeln sollten in der Klasse gemeinsam erarbeitet und öffentlich ausgehängt werden. Jeder Konfliktpartner oder Streitschlichter sollte auf diese Regeln bei (vermutetem) Verstoß immer wieder hinweisen dürfen: Störungen haben Vorrang (2.8 Ruth Cohn)


Die Schüler/innen hatten in der berichteten Unterrichtseinheit vorher mit ihrer Lehrerin nach dem Konzept von Hans Klippert den Baustein "Nachdenken über Kommunikation" in mehreren Projekttagen durchgearbeitet und erkannten für sich aufgrund mehrerer Konfliktabläufe in der Klasse sehr schnell, dass Konflikte wie alle Kommunikation eine Sach- und eine Beziehungsebene haben.


Unter diesen Grundkategorien wurden Stichworte gesammelt und noch während des Unterrichtsgesprächs mit der Lehrerin in mehreren Revisionen an der Tafel ausgearbeitet.


Diese Konflikthilferegeln wurden konkret erarbeitet:

Auf der
Sachebene waren es folgende "Leitsätze":
  • Aufräumen von sachfremden Behauptungen, die Sache selbst erkennen.
  • Eigene Interessenlage und die des anderen erkennen.
  • Konflikt analysieren und einordnen.
  • Konfliktverlauf und -eskalation beschreiben.
  • Regeln für die Konfliktbearbeitung erarbeiten.
  • Missverständnisse erwarten und korrigieren bzw. korrigieren lassen.
  • Zielorientiert verhandeln, nicht herumstreiten. Ziel ist die gemeinsam als sachgerecht erkannte Lösung.
  • Eventuell Fachberatung oder Streitschlichter/in heranziehen.
  • Einigung auf "Nichteinigung" ist auch möglich.
  • Vertragliche Abmachungen aushandeln.
  • Verträge sind einzuhalten.

Interessant war für die Schüler/innen die Erkenntnis,

  • dass in der Reihung der Sachhilferegeln bereits schon mögliche Abläufe der Konfliktbearbeitung enthalten waren,

  • dass man zuerst mal überhaupt erkennen muss, was los ist und was nicht dazu gehört,

  • dass man sich auch um die Interessen des anderen kümmern muss und erwägen muss, wieweit der Konflikt sich schon von seinem ursprünglichen Anlass weg entwickelt hat,

  • dass am Ende Verabredungen und Verträge stehen, die man einhalten muss.


Auf der Beziehungsebene wurden folgende Stichworte gesammelt und anschließend an der Tafel ausgearbeitet:

  • Beziehungsseite berücksichtigen, sie ist manchmal wichtiger als die Sache.
  • Distanz von sich selbst und dem anderen nehmen und Überflutung vermeiden (die Schüler/innen hatten sich mit dem Begriff emotionale Intelligenz bereits auseinandergesetzt).
  • Konflikt begrenzen, aber die Beziehungsproblematik im Blick behalten.
  • Auch die Beziehung kann die Sache sein.
  • Nicht hinreißen lassen oder aus der Rolle fallen.
  • Positives Denken kann Berge versetzen.
  • Ich-Botschaften senden, aber gegen den anderen nicht persönlich werden.
  • Nachsichtig sein, kein Prinzipienreiten.
  • Nicht um den Sieg um jeden Preis kämpfen, man braucht den anderen jetzt zur Konfliktlösung und auch später noch.
  • "Vertrauensbildende Maßnahmen" einleiten. Vielleicht Vertrauensbeziehung aufbauen.

Die Schüler/innen arbeiteten hier eher systematisch nach dem Prinzip:
"Was kann ich immer wieder bei der Konfliktlösung gebrauchen?"
Das ist insgesamt ein schönes Ergebnis, das öffentlich ausgehängt werden sollte.