1 Nachdenken über Kommunikation und Rhetorik

1.10 Spiele der Erwachsenen










Beispiele für Spiele der Erwachsenen

Das Spiel: "Zeig´s ihm, gib´s ihm!"

Zwischen Arzt und Patient könnte folgende Kommunikation ablaufen:

Patient:
"Glauben Sie, dass sich mein Zustand bessern wird?"
Arzt:
"Natürlich! Sie werden bald wieder wohlauf sein."
Noch ist die Kommunikation normal, eine sog. Transaktionale Operation. Darin geht es um einen sachlichen Austausch von Informationen.
Der Patient nutzt allerdings die Antwort des Arztes, sein "All-Wissen", um einzuhaken, wenn er fragt:
Patient:
"Warum glauben Sie, dass Sie alles wissen können?
Dies ruft beim Arzt Verwirrung hervor, er fühlt sich irgendwie angegriffen, und genau darum geht es beim Spiel "Gib´s ihm".
Der Patient kann sich allerdings seines Triumphgefühls möglicher Weise nicht lange erfreuen, da der Arzt z. B. ein neues Spiel beginnt mit der Äußerung:
Arzt:
"Ich versuche doch nur Ihnen zu helfen"
Hier gibt der Arzt zu, dass er vielleicht doch über die Entwicklung des Zustandes nicht genau Bescheid weiß und ruft beim Patienten eine Verwirrung darüber hervor, wie es mit ihm denn nun weitergeht.
Das Spiel, das der Arzt begonnen hat, ist eines, das sehr häufig von Erwachsenen gespielt wird, es heißt: "Ich versuche ja nur, dir zu helfen."
Der Arzt versucht zugleich, sich von Schuldgefühlen zu befreien und den Patienten in Angstgefühle zu drängen.

 

Normalerweise sind Spiele der Erwachsenen destruktiv. Sie stellen negative Kommunikation dar. Eines der wenigen positiven Spiele der Erwachsenen ist das Spiel:

"Urlaub im Beruf"

Zwei Menschen haben beruflich etwas gemeinsam zu erledigen, wie z.B. ein Gutachten auszuarbeiten.
Sie könnten dies in ihren normalen Diensträumen, also im Büro erledigen. Nun nutzt einer der Partner das angenommenes Bedürfnis des anderen nach Zuwendung (Streicheleinheiten) zum "Einhaken", indem er vorschlägt:

1. Kollege: "Weißt du was, wir machen einen kleinen Spaziergang, das Wetter ist draußen so schön und dabei besprechen wir, was wir schreiben wollen, und anschließend setzen wir uns im Kaffee noch zusammen und machen den Text."

2. Kollege: "Prima, ich habe auch richtig Lust auf draußen".

Lohn
Beide haben positive Gefühle, sowohl bei der Arbeit als auch dem anderen gegenüber.
Sie werden das Spiel sicher noch öfters mit einem Augenzwinkern spielen.

Nicht wenige sog. Arbeitsessen oder Ausgestaltungen von Sitzungen folgen diesem Spielprinzip. Man sollte sich des in diesem wie in allen anderen Spielen vorhandenem manipulativen Elements bewusst sein: z.B. kommt ein schwieriger Geschäftsabschluss am ehesten in entspannter Atmosphäre zustande.

"Räuber und Gendarm" gehört zu den Räuberspielen.


Der Nutzeffekt dieses Spiels hängt davon ab, aus welchem Ich-Zustand heraus es gespielt wird.

Auf der Ebene des Kindheits-Ichs geht es um den mit dem Verstecken und der Verfolgungsjagd verbundenen Nervenkitzel, auf der Erwachsenen-Ich Ebene geht es um materiellen Gewinn. Es handelt sich oft um den geistigen Zweikampf zwischen Verbrecher und Polizist um die Beute.
Bei Kindern ist das Ziel des Spiels, das "Versteckspiel", also das "Gefunden" oder "Nichtgefunden" werden. Werden Kinder zu schnell gefunden, sind sie verärgert: ihnen ist der Spaß entgangen. Wenn sich aber der Suchende, z.B. die Mutter, beim Suchen zu viel Zeit lässt, beginnen die Kinder durch Kichern, Ortwechsel oder ähnliches auf sich aufmerksam zu machen. Gewissermaßen zwingt das Kind die Mutter, es zu finden. Der Sieg liegt darin, dass die Suche lange gedauert hat (Nervenkitzel). Wenn die Mutter die Suche aufgeben würde, wäre das Kind enttäuscht. Das Spiel wäre nicht geglückt.
Wenn ein Kind ein unauffindbares Versteck wählt, so wird es bei den anderen Kindern als Spielverderber gelten.

Wenn Erwachsene dieses Spiel spielen (Verbrecher spielen dieses Spiel gerne mit der Polizei) so gibt es drei z.T. einander ausschließende Spielmotive:

1. der Verbrecher will seine Beute in Sicherheit bringen und nur dieses: wir sprechen vom kompulsiven Gewinner, der auf keinen Fall erwischt werden will. Tatsächlich werden solche Verbrecher auch nur selten überführt.

2. der Verbrecher will wie ein Kind den Nervenkitzel durch die Verfolgung der Polizei. Er legt immer wieder neue Fährten und freut sich an der Art geistigen Zweikampf. Der Kaufhauserpresser Dagobert war ein typischer Fall eines solchen Spielers, der letztlich aus dem Kindheits-Ich heraus gespielt hat. Manche Geiselnahmen und mancher terroristische Akt hat ähnliche Momente der Selbstdarstellung.

3. bei vielen Spielern des Spieles "Räuber und Gendarm" vermischen sich beide Motive. Es geht sowohl um Nervenkitzel mit der Polizei als auch um Beutemachen.