Der
mitteilungsfreudige-dramatisierende Stil
Erscheinungsbild, Grundbotschaft und seelischer
Hintergrund
"In Gegenwart von Menschen, deren Persönlichkeit
von diesem Hauptstrom durchzogen ist, wird es selten langweilig.
Immer ist irgend etwas los - und wenn nicht, dann sind
sie es selbst, die mit Energie "Leben in die Bude" (oder
in die "Beziehungskiste") bringen.
Ihre intensive Emotionalität steht in farbigem Gegensatz
zur Intellektualität jener vorgenannten Stile, ihre ausdrucksvolle
Darstellungskraft zu deren Starrheit, ihre leichte Verrücktheit
zu deren Vernunft. Sie genießen es, von Publikum umringt
zu sein und es in ihren. Bann zu ziehen, indem sie ihr Selbst
gleichsam zur Aufführung bringen."
( Schulz von Thun 1998: S.228 ff)
Grundbotschaft des mitteilungsfreudig-dramatisierenden
Stils
Die kommunikative Grundbotschaft hat ihre
stärkste Betonung auf der Selbstkundgabe. Es ist, als ob
der Mitteilungsfreudig-Dramatisierende mit einem Glöcklein
(oder einer Pauke) herumliefe und "Hört, hört,
so bin ich!" riefe.
Beispiele:
"Eindrucksvoll und mit etwas ironischer
Distanz zu sich selbst schreibt eine Studentin:
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"Vorhang
auf! Seid ihr alle da? - Ich bin bereit. Das Schauspiel
kann beginnen:
Wie es mir gefällt!"
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und fährt etwas später fort:
"Mir ist dieser Hang zur Selbstdarstellung
und diese Lust, im Mittelpunkt zu stehen, wohl vertraut. Ja,
ich kenne diese dramatisierende Schraube, die, wenn sie erst
einmal gestartet ist, sich zu einem Selbstgänger entwickelt
und immer höher und höher schraubt, beziehungs- und
bodenlos. Der Absturz ins schwarze Nichts erfolgt plötzlich
und hätte doch erwartet sein können.
Es ist der Moment, in dem übersteigerte Fröhlichkeit
und verzweifeltes Schluchzen eins sind und nur noch dieser schmerzhafte
Abfall ein Überdrehen verhindern und ein Zu-sich-Kommen
schaffen kann. Warum dieses Aufdrehen?
Hört mich sonst keiner? Nimmt mich sonst keiner wahr? Spüre
ich mich nur in diesen Extremen? The show must go on ! -why?..."
Eine andere Studentin berichtet:
"Wahrgenommen zu werden ist für mich das Allerwichtigste.
Nur nicht einer von vielen sein, der sich durch nichts abhebt.
Nein, lieber was Besonderes, Einzigartiges. Ich betonte zu diesem
Zweck immer sehr, dass ich in Südfrankreich studiert habe.
Und was da alles so war, hat niemand mit mir gemeinsam. Das
ist einfach was Tolles. Und das muss es auch sein. Mittelmäßigkeit
ist für mich tödlich."
"Werfen wir wenigstens einen flüchtigen
Blick auf die seelische Biographie eines Menschen, der von der
geschilderten Art geprägt ist. Im einfacheren Fall mag das
Kind die Erfahrung gemacht haben, dass man es nicht beachtet und
links liegen lässt, es sei denn, es "dreht auf"
und spielt sich so in den Mittelpunkt, dass man es nicht mehr
übersehen kann.
Wer die Erfahrung gemacht hat, dass normal dosierte Lebenszeichen
nicht ausreichen, um für andere beachtenswert zu werden,
wird aufmerksamkeitssteigernde Mittel einsetzen. Hinter der aufblühenden
Redseligkeit steckt die Angst, unbemerkt zu verwelken."
Das seelische
Axiom lautet dann:
"Ich bin unwichtig. Wie mir wirklich zumute ist,
interessiert niemanden.
Nur wenn ich mich geschickt oder mit starken Mitteln
in den Vordergrund spiele, werde ich beachtet." |
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