1 Nachdenken über Kommunikation und Rhetorik

1.8 Kommunikationsstile










 Der bestimmende-kontrollierende Stil

Erscheinungsbild, Grundbotschaft und seelischer Hintergrund


"Die von ihm (oder ihr) ausströmende Grundbotschaft enthält als unerschütterliche Selbstkundgabe "Ich weiß, was richtig ist!" Diese Gewissheit erstreckt sich von den alltäglichen Verrichtungen wie der Handhabung einer Zahnpastatube (von hinten aufrollen!) bis hin zu grundlegenden Fragen der Lebensmoral. Wenn sich alle mit Bedacht und Disziplin an die Regeln halten würden, dann könnte man dem Leben mit Ruhe und Zuversicht entgegensehen. Aber entsetzlich! Es gibt immer wieder Leute, die ihren eigenen Kopf haben, sich um nichts scheren und mit ihrem Flattersinn alles durcheinanderbringen, was mit Ordnung und Verstand so gut geregelt sein könnte. Diese Leute finden sich oft ausgerechnet in der allernächsten Umgebung -Partner, Kinder, Verwandte, Wohngenossen, Mitarbeiter und Berufskollegen: alle müssen erst noch auf den richtigen Weg gebracht werden - eine Sisyphusarbeit, weil die Menschen dazu neigen, mit Eigensinn auf ihren Irrungen und Wirrungen, auf ihren Vergesslichkeiten und Nachlässigkeiten zu bestehen."

Grundbotschaft des bestimmenden-kontrollierenden Stils

"Zwar ist daran auch etwas Entwertendes (und wird zum Teil so empfunden), aber im Gegensatz zur aggressiv-entwertenden Strömung besteht das Hauptziel hier nicht in der Herabsetzung des anderen, sondern darin, ihn zu ändern, zu formen, zu kontrollieren. Die Einschätzung des Mitmenschen als jemand, der von sich aus nicht richtig handeln würde, macht es in seiner subjektiven Logik nötig, ihn mit Appellen auf den Weg zur Tugend, der Vernunft, der Ordnung und Zweckmäßigkeit zu führen..."

 

 

"Die Beziehungsbotschaft, die vom Bestimmenden ausgeht, lautet:
"Du kannst es nicht richtig, du weißt es nicht recht - wenn man dich dir selbst überlassen würde, dann kann es nicht gut ausgehen!"

 

Das seelische Axiom könnte so lauten:
"Ich bin voll von chaotischen, sündhaften, unvernünftigen Impulsen - nur wenn ich mich an strenge Regeln halte, kann ich mich in der Gewalt haben und ein anständiger Mensch bleiben."

 

Typischerweise werden daher die Appelle nicht als persönliche Wünsche ausgesprochen und aus eigenen Bedürfnissen abgeleitet, sondern normativ, als Regel, im Namen eines höheren Gesetzes.
Also nicht: "Mir zieht es. Würden Sie das Fenster schließen?"

sondern:

"Während der Fahrt gehören die Fenster geschlossen!"

Also nicht:

"Wartest du nochmal, Herbert?
Ich hatte mir die Sitzordnung
anders gedacht!"

sondern:
"Aber Herbert, du kannst dich doch nicht einfach hinsetzen. Man wartet, bis einem der Platz zugewiesen wird!"
Also nicht: "Es stört mich, wenn du rauchst!"
sondern:
"Beim Essen wird nicht geraucht!"

 


An diesen Beispielen zeigen sich deutlich die unterschiedlichen Seiten einer Nachricht nach dem Nachrichtenquadrat.