Der
helfende Stil
Erscheinungsbild, Grundbotschaft und seelischer
Hintergrund
"Der jetzt folgende Stil ist dem bedürftig-abhängigen
Stil komplementär, das heißt, er passt dazu wie ein
Schlüssel zum Schloss. Menschen, die von der helfenden Strömung
stark und dauerhaft erfasst sind, ziehen Bedürftig-Abhängige
wie Magneten an. Als geduldige Zuhörer und Ratgeber sind
sie allzeit bereit, sich für die Schwachen, Beladenen und
Hilflosen einzusetzen, sich um sie zu kümmern und ihnen in
der Not mit Rat und Tat beizustehen - nicht selten über die
eigene Erschöpfungsgrenze hinaus. Sie strahlen eine souveräne
Stärke aus, die zu sagen scheint:
"Ich brauche niemanden" und "Ich bin ganz für
dich da!"
Von der helfenden Strömung können wir um so leichter
erfasst werden, je mehr wir mit unseren eigenen schwachen und
hilfsbedürftigen Anteilen auf dem Kriegsfuß stehen.
Der entsprechende Kommunikationsstil ermöglicht die Abwendung
davon und zugleich die Zuwendung zu solchen Anteilen beim Gegenüber:
- durch die Selbstkundgabe von Stärke und Belastbarkeit,
- durch die Thematisierung der Sorgen und Probleme des Gegenübers,
oft verbunden mit der Bereitschaft, geduldig zuzuhören,
- durch eine Beziehungsbotschaft, die die Hilfsbedürftigkeit
des anderen unterstreicht,
- durch Appelle, die Empfehlungen für den anderen,aber
keine eigenen Wünsche enthalten.
Schmidbauers tiefenpsychologische Studie über die "Hilflosen
Helfer" (1977) hat unter dem Schlagwort "Helfersyndrom"
besonders unter Angehörigen der sozialen Berufe betroffene
Beachtung gefunden....
Nach Schmidbauer liegt der innerseelische "Vorteil"
des souveränen und altruistischen Verhaltens darin, dass
der Helfer sich auf diese Weise etwas vom Halse
halten kann, wovor er große Angst hat: sein eigenes Anlehnungsbedürfnis,
seine schwachen Anteile. " (Schulz
von Thun 1998: S76ff)
Grundbotschaft des helfenden Stils
Der im helfenden Stil Kommunizierende versucht seine Gefühle
von Bedürftigkeit und Schwäche nicht mehr in sich aufkommen
zu lassen, indem er " in den Kontakt mit anderen Menschen
nur jene Aspekte des eigenen Selbst einbringt, die den gefährlichen
Anteilen entgegengesetzt sind: die starken und souveränen
Teile, die sich mit all den Vorstellungen verbinden, wie ein edler
Mensch sein sollte, nämlich hilfreich und gut. Diese Verhaltensweisen
waren wahrscheinlich schon in der Kindheit geeignet, Liebe und
Bestätigung zu erlangen."
Das
seelische Axiom scheint bei diesem Stil zu lauten:
"Für mich ist es eine Katastrophe, schwach (ratlos,
traurig, verzweifelt) und bedürftig zu sein!" |
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