1 Nachdenken über Kommunikation und Rhetorik

1.2 Ich und der andere - der andere und ich










Selbstbild (Selbstkonzept):

Jeder macht sich ein "Selbst-Bild" und handelt entsprechend dieses Bildes. Jenes muss mit der Wirklichkeit nicht unbedingt übereinstimmen. Kommt es zu einer Diskrepanz von Selbstbild und Wirklichkeit, dann tritt eine Störung der Kommunikation ein, die wiederum das Selbstwertgefühl beeinträchtigt. Selbstkonzepte werden natürlich auch von gesellschaftlichen Rollen bestimmt, ebenso wie Rollenverständnisse, die durch Erfahrungen gewonnen wurden. Die Rollen wechseln also von Kommunikationssituation zu Kommunikationssituation.

Selbstwertgefühl:

Eng zum Selbstbild gehört das Selbst-Wert-Gefühl.

Je nachdem, wie weit wir unsere Bedürfnisse befriedigen können, "steigt" oder "fällt" unser Selbstwertgefühl.

Wer z.B. um die Befriedigung seiner Grundbedürfnisse wie Essen und Trinken bangen muss wird ein geringeres Selbstwertgefühl haben als eine Person, die sich z.B. um die Akzeptanz in einer Gruppe oder um Macht und Geltung bemüht.
Als höchstes Ziel streben Menschen die Verwirklichung ihres Selbst , die Selbstverwirklichung an.

Vera F. Birkenbihl hat in Anlehnung an H. Maslow die Bedürfnisse im Bedürfnis-Turm kategorisiert. Maslow geht davon aus, dass für das Anstreben der jeweils "höheren" Bedürfnisse die Erfüllung der "niedrigeren" erforderlich ist.


nach Birkenbihl: Kommunikationstraining 1986, Seite 49

Wenn wir diese Überlegungen auf die Schulsituation von Kindern anwenden, kommen wir zu Beobachtungen, in denen das Selbstverständliche gar nicht so selbstverständlich ist. Um z.B. in der Schule erfolgreich lernen zu können, müssen Kinder zumindest regelmäßige Mahlzeiten, eine Wohnmöglichkeit haben und eine gewisse Geborgenheit in der Familie erfahren.
Gerade bei sozialschwachen Familien, die oft in sozialen Brennpunkten in besonderen Stadtteilen wohnen sind diese Grundbedürfnisse von Kindern keineswegs befriedigt. Man muss sich nicht wundern, wenn Kinder diese Besürfnisse dann woanders zu befriedigen suchen, in extremer Weise durch Mundraub, in sublimierterer Form durch besondere Anhänglichkeit oder auch Aggression der Lehrperson gegenüber.